Alemannia Aachen gegen Rot-Weiss Essen – das war vor mehreren Jahrzehnten großes Fußball-Kino. Am Wochenende trafen die beiden Traditionsvereine mal wieder in der Regionalliga-West aufeinander. Vor 30.000 Zuschauern! Wie war es denn?
30.000! Seit Wochen geisterte die Zahl durch die fußballinteressierte Öffentlichkeit. 30.000 Karten verkaufte Alemannia Aachen für das Regionalliga-Spiel gegen Rot-Weiss Essen. So eine Kulisse gab es bei einem Viertligaspiel noch nie. Weil es sich um das Duell zweier Traditionsvereine handelt, die nebenbei auch noch auf Platz eins und zwei der Regionalliga West stehen, war um das Spiel ein regelrechter Hype ausgebrochen. Seit Wochen war die Partie am neuen Tivoli ausverkauft. Das Medieninteresse stieg täglich.
Große Zuschauerzahlen sind in der Regionalliga West eigentlich gar keine Seltenheit. Im Durchschnitt besuchen 10.000 Zuschauer die Spiele von Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße. Auch die Alemannia beheimatet jedes zweite Wochenende durchschnittlich rund 7500 Anhänger. Und dennoch: 30.000, das war selbst für die hartgesottenen Anhänger ein absolutes Highlight.
Ringkampf zweier traditionsreicher Fanszenen
Das merkt man schon am frühen Morgen in der Aachener Innenstadt. Auf dem Marktplatz versammelt sich die aktive Fanszene der Schwarzgelben. Man stimmt sich auf den Tag ein. Bier, Pyro, Schlachtgesänge. Es fällt auf, dass für viele Anhänger an diesem Tag nicht nur das sportliche Duell im Vordergrund steht. Es geht auch um den Ringkampf zweier großer und traditionsreicher Fanszenen, die sich nicht wirklich mögen.
Und das obwohl die beiden Klubs in ihrer Entwicklung ja deutliche Parallelen aufweisen. Beide einen die Träume von besseren Zeiten und ihrer erfolgreicheren Vergangenheit. Sowohl die Alemannia als auch RWE hat der sportliche Untergang bis in die Regionalliga gedrückt. Dort sieht man sich selber aber nicht wirklich. Man ist ein Zweit‑, vielleicht sogar ein Erstligist. So wie früher halt.
„Unsere Strategie ist aufgegangen“
Vor diesem Hintergrund elektrisiert das direkte Aufeinandertreffen dann Jahr für Jahr. Und das Rekordspiel tut das noch einmal besonders. Am Treffpunkt der Aachener Szene liegt am Samstagmorgen eine spürbare Aggressivität in der Luft. Dementsprechend ist auch die Sicherheitslage. Als sich um halb zwölf knapp 1000 Alemannen zu Fuß auf den Weg zum Stadion machen, werden sie von einem stattlichen Polizeiaufgebot begleitet.
Die Ordnungshüter sind an diesem Tag in der Größenordnung eines Bundesligaeinsatzes vertreten. Genaue Zahlen gibt es nicht, angeblich sind 500 bis 600 Beamte Einsatz. Nach dem Spiel zieht Polizeisprecher Paul Kemen ein positives Fazit: „Angesichts des Erstliganiveaus sind wir aus polizeilicher Sicht sehr zufrieden. Unsere Strategie, die beiden Fanlager zu trennen, ist voll aufgegangen.“
Tatsächlich gibt es nur wenige brenzlige Situationen. Auf dem Aachener Fanmarsch kommt es zu kleineren Scharmützeln und Handgreiflichkeiten. Kurz vor der Ankunft am Stadion versuchen einige Aachener einen Essener Fanbus anzugreifen. Die Polizei setzt Tränengas ein, die Lage beruhigt sich wieder.