Selbst Jürgen Klopp brüllt ihn mit: „Allez allez allez“ ist der Liverpooler Hit auf den Tribünen – doch der Gesang stammt aus Italien und Portugal. Und erzählt viel über jedes einzelne Land.
Der italienische Discohit vom endenden Sommer fand nicht auf direktem Wege von hier nach Liverpool. Zunächst adaptierten ihn portugiesische Fans und stimmten ihn bei einem Spiel in Dortmund in der U‑Bahnstation an. Das Video davon wiederum bestaunten Liverpooler Fans auf Youtube und texteten es um.
Die Internetplattformen sind derzeit ein Katalysator für die Reise von Melodien und Gesängen durch die Fankurven der Welt. Noch spektakulärer verbreiteten sich die Gesänge vor dem World Wide Web: Manchmal entsprang ein importiertes Liedgut einer im Bahnhof vergessenen CD, manchmal war es einem weitgereistem Fußballfan zu verdanken oder schlicht einer Rockband auf Tournee.
Nicht selten entstehen neue Lieder aber auch, wenn sich die Fans selbst auf Reisen begeben. Auf verregneten Autobahnfahrten, an trostlosen Bahnhöfen, am Flughafen nach einer Niederlage. Aus Verzweiflung und Trostlosigkeit entwächst manchmal feiner Humor – ebenso wie Fangesänge. Und von beidem gibt es im Fußball genug.
Eines der schönsten Beispiele boten Anhänger des englischen Klubs Aston Villa, als dieser sich 2014 nach einer unglaublichen Niederlagenserie auf dem letzten Tabellenplatz wiederfand. Ihr Team lag wieder einmal deutlich zurück, da sangen die Villa-Fans zu den feixenden Gegnern: „You’re nothing special, we lose every week“ („Ihr seid nichts Besonderes, wir verlieren jede Woche“). Bei so viel Selbstironie konnten die gegnerischen Fans von Manchesters City nicht anders: Sie klatschten Beifall.
Schließlich konnten auch die Villa-Fans von großen Triumphen singen, wenn auch nicht in der seit Jahren andauernden Zweitligatristesse, wohl aber in zurückliegenden Dekaden.
Every week we follow,
The boys in claret and blue,
We conquered all of Europe – in 1982
Es war der Gesang von Liverpool – oder von Neapel – oder von Porto. Von wem auch immer. Das Lied gehört mittlerweile ihnen allen.