Aus ärmlichen Verhältnissen in Kamerun schoss sich Samuel Eto’o in Europa zu einem der besten Stürmer der Welt. Nun beendete er seine Karriere, in der er sich mit fast jedem Trainer anlegte – wie unsere Galerie beweist.
Samuel Eto’o ist der bislang einzige Spieler, der das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League verteidigen konnte. Aber der Reihe nach…
Bereits im Alter von 13 Jahren spielte Eto’o in der zweiten kamerunischen Liga. Zwei Jahre später wechselte er aus seinem Heimatort Douala in die spanische Hauptstadt und erklärte: »Real Madrid bin ich ewig dankbar, dass sie mich aus Afrika geholt haben«. Zur Überraschung vieler zeigte er sich bei seiner ersten Meisterfeier mit dem FC Barcelona später wenig dankbar, als er vor laufenden Kameras »Madrid, du Arschloch, huldige dem Meister!« skandierte.
Bei den Sommerspielen in Sydney im Jahr 2000 besiegte Samuel Eto’o (im Bild mit der Nummer 9) mit Kamerun die Auswahl Spaniens und holte sich olympisches Gold. Der damals 19-jährige Stürmer traf sowohl in der regulären Spielzeit als auch im Elfmeterschießen. In Spaniens Kader damals: Eto’os spätere Mannschaftskameraden Carles Puyol und Xavi. In Kameruns Kader unter anderem: Joël Epalle.
Im gleichen Jahr gewann Eto’o den Afrika-Cup, ebenso zwei Jahre später. Er galt in der Landesauswahl aber nicht nur als treffsicherer Stürmer, sondern stets auch als schwierige Diva. Immer wieder kündigte er seinen Rücktritt an, um letztlich doch dem Flehen der Fans nachzugeben. Dem Nationalteam gegenüber blieb er stets skeptisch: So witterte er im Training eine Verschwörung, man habe sich abgesprochen, ihm nicht mehr den Ball zuzuspielen. Außerdem schlief Eto’o nicht mehr im Mannschaftshotel, sondern von Leibwächtern beschützt in Privatunterkünften. Sein Begründung: »Die Verbandsführung will mich töten!«
Der erste große Aufschlag im europäischen Proifußball: Für den RCD Mallorca schoss Samuel Eto’o in 154 Partien 66 Tore, womit er den FC Barcelona auf sich aufmerksam machte.
Mit den Katalanen gewann der Kameruner zweimal die Champions League, und zwar in den Jahren 2006 und 2009. In beiden Endspielen schoss er das erste Tor für die Blaugrana.
Auch in Barcelona zeigte Eto’o sich als schwieriger Charakter: Als Trainer Frank Rijkaard ihn nach einer Verletzungspause erst in der 85. Minute einwechseln wollte, weigerte sich Eto’o und blieb regungslos sitzen. Tags darauf sagte er vor Journalisten, Rijkaard sei ein schlechter Mensch.
Eto’os erste Zusammenarbeit mit José Mourinho war sehr erfolgreich. In seinem ersten Jahr in Mailand gewannen sie zusammen das Triple.
»Immer werde ich aufs Geld reduziert. Das mag ich nicht«, erklärte Eto’o einmal. 20 Millionen Euro Jahresgehalt bei Anschi Machatschkala irgendwo im Nordkaukasus trugen aber auch nicht dazu bei, dieses Image zu ändern. Allerdings: Eto’o spendete stets einen beträchtlichen Teil seines Lohns an Hilfsprojekte in Kamerun.
Zwei Jahre blieb Eto’o in Russland, ehe es 2013 an der Stamford Bridge zu einem Wiedersehen mit Mourinho kam. Der Stürmer bezeichnete den portugiesischen Trainer damals als »Dummkopf«, nachdem dieser über seinen Spieler spekuliert hatte: »Das Problem ist, dass Chelsea ein Stürmer fehlt. Ich habe mit Eto’o einen Einzigen und der ist 32 Jahre alt. Vielleicht 35.«
Ein halbes Jahr beim FC Everton blieb ähnlich unspektakulär wie das darauffolgende halbe Jahr bei Sampdoria Genua.
Nur in der Nationalmannschaft sorgte Eto’o weiterhin für Schlagzeilen: Der Rekordtorschütze Kameruns wollte dem einstigen Nationaltrainer Volker Finke in die Aufstellung hineinreden, was dieser natürlich nicht akzeptierte. Eto’o trat daraufhin bockig aus der Nationalmannschaft zurück – nur um wenig später mal wieder vom Rücktritt zurückzutreten.
Der endgültige Rückzug aus dem internationalen Geschäft: Bei Antalyaspor in der Türkei schnitt Eto’o den Kuchen zum 36. Geburtstag an…
…der anschließend gerecht verteilt wurde.
Eto’os letzte Station: Qatar SC. Außerdem ist er Botschafter für die dortige Weltmeisterschaft 2022. Ein Helm schützt ihn vor Arbeitern, die vom Stadiondach fallen könnten.
Im Netz verkündete Eto’o am vergangenen Wochenende sein Karriereende im Alter von 38 Jahren. »Auf zu einer neuen Aufgabe«, schrieb er dazu. Noch ist unklar, was genau das bedeutet. Aber wenn man an seinen Umgang mit Volker Finke denkt, gibt es wohl nur eine logische Option.