Um Andreas Möller als neuen Chef des Frankfurter Nachwuchs-Leistungszentrums zu installieren, legt sich Fredi Bobic mit der eigenen Fanszene an. In dem Streit geben beide Parteien keine gute Figur ab. Dabei hätten sie genug vernünftige Argumente.
Es ist nicht so, dass man Fredi Bobic vorwerfen könnte, in seiner Karriere stets die einfachen Wege zu gehen. Im Gegenteil: Als er im Juli 2010 beim VfB Stuttgart anheuerte, wird Bobic bewusst gewesen sein, dass er sich damit ins Risiko begibt, sein eigenes Denkmal beim VfB einzureißen. Und tatsächlich blies ihm aus der Cannstatter Kurve immer wieder teils heftiger Gegenwind entgegen – vor allem weil die Resultate den hohen Stuttgarter Ansprüchen igrendwann nicht mehr genügten.
Und auch bei Eintracht Frankfurt, seiner nächsten Station, begegneten viele Fans Bobic zum Start mit einer Melange aus Skepsis und offener Ablehnung. Dass der Funktionär zuvor RB Leipzig als „Bereicherung für die Bundesliga“ bezeichnet und sich offen für ein Ende der 50+1‑Regel gezeigt hatte, quittierten die Ultras Frankfurt mit „Bobic bleib fott“-Spruchbändern. Der kalte, berechnende Funktionär sollte der emotionale Diva vom Main bloß fernbleiben.
Ein „Frankfurter Bub“ sorgt für Spannungen
Doch während seiner drei Amtsjahre in Frankfurt ist es Bobic bislang gelungen, auch seine schärfsten Kritiker zum Schweigen zu bringen. Mit cleverem Management hatte der 47-Jährige entscheidenden Anteil am Pokalsieg 2018 sowie der darauffolgenden berauschenden Europapokal-Saison. Das hat auch finanzielle Auswirkungen: Für die vergangene Saison durfte die Eintracht kürzlich einen Rekordumsatz von 201,4 Millionen Euro vermelden.
Und dennoch sind Bobics Beliebtheitswerte bei einem Teil der Frankfurter Fans wieder auf das Niveau vom Sommer 2016 gesunken, als er seine Mission am Main begann. Der Grund für die neuerlichen Spannungen ist dabei ein „Frankfurter Bub“. Geht es nach Fredi Bobic soll nämlich der ehemalige Adlerträger Andreas Möller neuer Chef des Frankfurter Nachwuchs-Leistungszentrums werden.
„Zur Eintracht habe ich keine Verbindung“
Die aktive Fanszene läuft jedoch Sturm gegen die Planungen. In einer Stellungnahme werfen die Ultras ihrem ehemaligen Spieler mangelnde Identifikation mit dem Verein vor. Insbesondere die Aussage „Zur Eintracht habe ich keine Verbindung, mit Frankfurt habe ich nichts zu tun“, die Möller vor dem Pokalfinale 2017 getätigt hatte, bestärkt sie darin, dass der Weltmeister von 1990 keinen Posten im Verein übernehmen sollte.
Beim Europa-League-Heimspiel gegen den FC Arsenal griffen sie jenes Zitat per Spruchband auf und bezeichneten Möller darauf ungeniert als „Hurensohn“. Fredi Bobic machte im Anschluss daran keinen Hehl daraus, was er vom Standpunkt der Fans hält. „Ihre Meinung interessiert mich nicht“, sagte Bobic auf einem Kongress der „F.A.Z.“. Als wäre das nicht schon eindeutig genug, verknüpfte er darüber hinaus sogar sein eigenes Schicksal mit dem von Möller, indem er klarstellte: „Wer gegen Möller ist, ist auch gegen mich.“