In der portugiesischen Liga steht der Aufsteiger FC Famalicão an der Tabellenspitze. Was nach Fußballmärchen klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als geplanter Erfolg – von dem die Großen der Branche profitieren.
Am Montagabend richteten sich alle Augen portugiesischer Fußballfans nach Lissabon, ins Estádio José Alvalade. Dort empfing Hauptstadtclub Sporting den Aufsteiger aus Famalicão. Was nach einer unspektakulären Partie klingt, entwickelte sich für die Gastgeber zu einer Schmach. Und für die Gäste zu einem großen Sieg, denn sie gewannen mit 2:1. Entsprechend ungläubig sanken die Spieler Famalicãos nach dem Spiel auf den Boden. Sie wussten: Wir sind Tabellenführer!
Tabellenführer „Fama“
Während João Pedro Sousa, der Trainer Famalicãos, von einer „wunderbaren zweiten Halbzeit und einem verdienten Ergebnis“ sprach, wurden auf Twitter schon erste Collagen der Logos von „Fama“ und Leicester City verbreitet. Und dieser Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn Famalicão ist auf Position eins des heimischen Tableaus. Leicester wurde 2016 überraschend Meister in England, der Aufsteiger aus Portugal ist nach sechs Spielen zumindest noch ungeschlagen.
Der Verein aus dem Norden Portugals spielt seine erste Saison in der erstklassigen Liga NOS seit 25 Jahren. Und dafür rüstete er im Sommer groß auf. Vor der Saison wurde mit João Pedro Sousa ein Trainer verpflichtet, der über Jahre hinweg als Co-Trainer Marco Silvas agierte und Erfahrung in Portugal, Griechenland und England sammelte. Aufstiegstrainer Carlos Pinto musste gehen. Dazu kamen insgesamt 20 neue Spieler, größtenteils per Leihe.
Leihen als Geschäftsmodell
Inhaber des Vereins ist seit 2018 der Israeli Idan Ofer, laut Statista mit einem Vermögen von 4,7 Milliarden US-Dollar der viertreichste Israeli. Der ist nebenher noch Inhaber von 32 Prozent der Anteile von Atlético Madrid. Unter anderem soll Ofer auch kräftig beim Transfer von João Felíx partizipiert und profitiert haben. „Fama“ ist perfekt geeignet dafür, jungen Spielern aus großen Klubs Spielzeit zu bieten. Der Verein ist klein, das Umfeld des Erstligisten ruhig und die Erwartungshaltung nicht zu hoch. Und das bringt einen der ganz großen auf den Plan: Jorge Mendes. Der Star-Spielerberater vertritt beispielsweise Cristiano Ronaldo und ist bekannt dafür, diverse Vereine bezüglich Transfers und Spielern zu betreuen.
Mendes, Ofer und Atléticos Präsident Miguel Ángel Gil Marín sind befreundet. Und wie es unter Freunden ist: Man kennt sich, man hilft sich. Mittlerweile stehen mit dem Argentinier Nehuén Pérez, dem Brasilianer Gustavo Assunção und dem Uruguayer Nicolás Schiappacasse drei Leihspieler Atléticos im Kader von Famalicão.