1992 verpasste er mit Eintracht Frankfurt die sicher geglaubte Meisterschaft in Rostock, heute wird er 60 Jahre alt: Uwe Bein über die bitterste Niederlage seiner Laufbahn.
Stepanovics Vorgänger war Jörg Berger. Welchen Anteil hatte er am attraktiven Spiel der Mannschaft?
Einen sehr großen, denn „Stepi“ hat eine vollständig intakte Mannschaft übernommen.
Aber auch Sie wurden von Uli Stein im Training mitunter hart angegangen.
Ich weiß, worauf Sie anspielen. Wir machten ein Kleinfeld-Match, fünf gegen fünf, Uli stand bei den anderen im Kasten. Wir haben das andere Team mit kurzen Ballstafetten vorgeführt, nach fünf Minuten führten wir mit 4:0. Da sagte Uli: „Den nächsten, der mir zu nahe kommt, trete ich um!“ Das war dann ich. Zu meinem Glück bin ich noch hochgesprungen, sonst hätte ich wahrscheinlich im Krankenhaus gelegen.
Wie haben Sie reagiert?
Ich habe gesagt: „Du bist doch nicht ganz dicht!“ und danach die Kommunikation für eine Woche eingestellt. Irgendwann kam er dann und hat sich entschuldigt.
Und Sie haben angenommen?
Na klar, aber ich habe auch gesagt: „Schön und gut, aber das hätte mal einer bei Dir machen müssen.“ Bei mir hat er das nur einmal gemacht, aber es gab sicher Abwehrspieler, die öfter mit Muffensausen auf den Platz gegangen sind, wenn sie vor ihm spielen mussten.
Hat man bei so einem Klima Lust zur Arbeit zu gehen?
Manchmal nicht. Das Schlimme war ja, dass Uli gar nichts zu sagen brauchte. Wenn er ein Tor bekam, reichte sein Blick und man wusste, gleich kommt wieder was. Über Uli gibt es viele lustige Geschichten.
Was fällt Ihnen noch ein?
Beim Torschusstraining habe ich manchmal den Ball geschlenzt. Aber er hat nur gehalten, wenn einer Vollspann draufschoss. Wenn ich den Ball aus 16 Metern flach ins Eck schob, reagierte er gar nicht.
Auch seine Ansprachen sind legendär.
Im Pokal führten wir gegen einen Amateurligisten zur Halbzeit 3:0, aber natürlich hätten wir 6:0 führen müssen. Uli kommt in die Kabine und brüllt rum. Da bin ich aufgestanden und habe gesagt: „Stein, halt endlich mal deine Klappe!“ Da hat er mich angeguckt und war ruhig. Sonst hat nie jemand was gesagt, aber da ist mir der Kragen geplatzt.
Wie ging das weiter?
Abends nach dem Spiel, trafen wir uns in einer Diskothek. Uli saß an der Theke und kam rüber zu mir: „Uwe, fand ich gut, dass du heute mal was gesagt hast.“
Und darauf Sie?
Ich sagte: „Das wurde doch auch mal Zeit.“