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Seite 4: „Es gab ständig Zoff wegen der Kohle“

Hätten Sie als Füh­rungs­spieler bei einem wie Stein nicht gegen­halten können? 
Mir lag es nicht, eine dicke Lippe zu ris­kieren. Das wurde mir auch vor­ge­worfen. Aber ich bin letzt­lich mit meiner Art gut gefahren. Wenn mir etwas auf­fiel, habe ich mit dem Betref­fenden oder dem Trainer dar­über geredet. Es gab immer nur Stress, wenn die Gruppen gegen­ein­ander Stel­lung bezogen.

Und trotzdem spielten Sie Traum­fuß­ball. 
Schon komisch, dass sich das kaum auf dem Platz aus­ge­wirkt hat. Bei unserem stän­digen Theater war es eigent­lich undenkbar, dass wir am Wochen­ende Fuß­ball spielen und auch noch gewinnen. 

Die Ein­tracht führte in der Saison 1991/92 ins­ge­samt 19 Spiel­tage lang die Tabelle an. Ab dem 30. Spieltag kam die gut geölte Maschine ins Stot­tern, sie spielten viermal in Folge unent­schieden. 
In der Zeit war ich ver­letzt.

Ach wirk­lich? 
Die letzten zehn Spiele habe ich prak­tisch nicht mehr trai­niert. Ich hatte eine Kno­chen­haut­ent­zün­dung am linken Spann, aber Stepi“ sagte, ich könne die ganze Woche machen, was ich will: Fahrrad fahren oder mas­sieren. Ich tauchte nur zum Abschluss­trai­ning am Freitag auf, bekam eine schmerz­stil­lende Spritze und war bis Sams­tag­abend so betäubt, dass ich spielen konnte. Heinz Gründel prägte damals den Spruch: Woran erkennt man in Frank­furt, dass Freitag ist? Uwe Bein kommt zum Trai­ning!“

Auf der Ziel­ge­raden der Meis­ter­schaft kam heraus, dass Andreas Möller eine vier Mal höhere Titel­prämie kas­sieren sollte als der Rest der Mannn­schaft. 
Es gab ständig Zoff wegen der Kohle. Aber dass solche Sachen in der Zei­tung standen, spricht auch nicht gerade für das Umfeld der Ein­tracht. Da war schon Einiges mit Absicht.

Wer war das Leck? 
Eigent­lich kannten nur zwei Leute die Ver­träge: Bernd Höl­zen­bein und der Manager. Nur soviel: Ich frage mich bis heute, welche Funk­tion Klaus Gerster genau hatte.

Aber als Manager saß er doch mit in der Kabine. 
Gesagt hat er da fast nichts. Und, wie gesagt, als ich einmal mit ihm ver­han­deln sollte, war das für mich eigent­lich ein No-Go.

Würden Sie sagen, dass auf die Länge der 38-Spiel­tage-Saison die Gra­ben­kämpfe im Team dafür gesorgt haben, dass der Ein­tracht am Ende die Luft aus­ging? 
Das stän­dige Theater hat schon viel dazu bei­getragen, dass wir es nicht geschafft haben.

Wissen Sie noch, wer damals im Mann­schaftsrat war? 
Uli, Manni, Andi, ich? Genau weiß ich es auch nicht mehr. Das war eh kein rich­tiger Mann­schaftsrat, denn bei uns lief es so: Uli hat irgend­etwas gesagt und dann gingen die Dis­kus­sionen los. Denn einer war immer dabei, der nicht ein­ver­standen war.

Als Sie nach dem letzten Sai­son­spiel in Ros­tock zum Flug­hafen fuhren, soll Uli Stein eine ver­söhn­liche Ansprache an die Mann­schaft gehalten und The Show must go on“ von Queen ein­ge­legt haben. 
Daran kann ich mich nicht erin­nern. Im Bus war bei mir nur Leere. Der ein oder andere hat geheult.

Was haben Sie gemacht? 
Ein­fach nur dage­sessen. Da war nichts mehr.