1992 verpasste er mit Eintracht Frankfurt die sicher geglaubte Meisterschaft in Rostock, heute wird er 60 Jahre alt: Uwe Bein über die bitterste Niederlage seiner Laufbahn.
Hätten Sie als Führungsspieler bei einem wie Stein nicht gegenhalten können?
Mir lag es nicht, eine dicke Lippe zu riskieren. Das wurde mir auch vorgeworfen. Aber ich bin letztlich mit meiner Art gut gefahren. Wenn mir etwas auffiel, habe ich mit dem Betreffenden oder dem Trainer darüber geredet. Es gab immer nur Stress, wenn die Gruppen gegeneinander Stellung bezogen.
Und trotzdem spielten Sie Traumfußball.
Schon komisch, dass sich das kaum auf dem Platz ausgewirkt hat. Bei unserem ständigen Theater war es eigentlich undenkbar, dass wir am Wochenende Fußball spielen und auch noch gewinnen.
Die Eintracht führte in der Saison 1991/92 insgesamt 19 Spieltage lang die Tabelle an. Ab dem 30. Spieltag kam die gut geölte Maschine ins Stottern, sie spielten viermal in Folge unentschieden.
In der Zeit war ich verletzt.
Ach wirklich?
Die letzten zehn Spiele habe ich praktisch nicht mehr trainiert. Ich hatte eine Knochenhautentzündung am linken Spann, aber „Stepi“ sagte, ich könne die ganze Woche machen, was ich will: Fahrrad fahren oder massieren. Ich tauchte nur zum Abschlusstraining am Freitag auf, bekam eine schmerzstillende Spritze und war bis Samstagabend so betäubt, dass ich spielen konnte. Heinz Gründel prägte damals den Spruch: „Woran erkennt man in Frankfurt, dass Freitag ist? Uwe Bein kommt zum Training!“
Auf der Zielgeraden der Meisterschaft kam heraus, dass Andreas Möller eine vier Mal höhere Titelprämie kassieren sollte als der Rest der Mannnschaft.
Es gab ständig Zoff wegen der Kohle. Aber dass solche Sachen in der Zeitung standen, spricht auch nicht gerade für das Umfeld der Eintracht. Da war schon Einiges mit Absicht.
Wer war das Leck?
Eigentlich kannten nur zwei Leute die Verträge: Bernd Hölzenbein und der Manager. Nur soviel: Ich frage mich bis heute, welche Funktion Klaus Gerster genau hatte.
Aber als Manager saß er doch mit in der Kabine.
Gesagt hat er da fast nichts. Und, wie gesagt, als ich einmal mit ihm verhandeln sollte, war das für mich eigentlich ein No-Go.
Würden Sie sagen, dass auf die Länge der 38-Spieltage-Saison die Grabenkämpfe im Team dafür gesorgt haben, dass der Eintracht am Ende die Luft ausging?
Das ständige Theater hat schon viel dazu beigetragen, dass wir es nicht geschafft haben.
Wissen Sie noch, wer damals im Mannschaftsrat war?
Uli, Manni, Andi, ich? Genau weiß ich es auch nicht mehr. Das war eh kein richtiger Mannschaftsrat, denn bei uns lief es so: Uli hat irgendetwas gesagt und dann gingen die Diskussionen los. Denn einer war immer dabei, der nicht einverstanden war.
Als Sie nach dem letzten Saisonspiel in Rostock zum Flughafen fuhren, soll Uli Stein eine versöhnliche Ansprache an die Mannschaft gehalten und „The Show must go on“ von Queen eingelegt haben.
Daran kann ich mich nicht erinnern. Im Bus war bei mir nur Leere. Der ein oder andere hat geheult.
Was haben Sie gemacht?
Einfach nur dagesessen. Da war nichts mehr.