1992 verpasste er mit Eintracht Frankfurt die sicher geglaubte Meisterschaft in Rostock, heute wird er 60 Jahre alt: Uwe Bein über die bitterste Niederlage seiner Laufbahn.
In dieser Zeit wurde aber auch viel unnötige Energie verpulvert, oder?
Ich glaube, Uli hat seine Karriere durch solche Eskapaden abseits des Platzes auch ein bisschen verschludert. Er war mit Sicherheit nicht schlechter als Toni Schumacher, aber einer, der so auftritt, hat einfach keine Lobby.
Aber die Mannschaft ist unter Stepanovic noch gewachsen?
Mit Sicherheit. Er hat uns spielen lassen und nicht in irgendein Konzept gepresst. Zu mir sagte er: „Wenn zehn Pässe nicht ankommen, spiel auch den elften und zwölften!“ Ich hatte unter ihm alle Freiheiten. Dazu gehörte natürlich, dass mich die anderen unterstützten. Unglaublich, wie viele Bälle Ralf Falkenmayer erkämpft und abgelaufen hat. Der „Falke“ war der entscheidende Mann für unsere Spieleröffnung, er war sich nie zu schade, den kurzen Pass zu mir, anstatt selbst den langen Ball zu spielen.
Es heißt, Stepanovic habe sich im Laufe der Saison zum Negativen verändert.
Natürlich verändert sich ein Trainer mit dem Erfolg. „Stepi“ glaubte bald, dass es sein Verdienst sei, dass die Mannschaft so gut spielte. Dabei war es vor allem das Verdienst von Bernd Hölzenbein, der die Mannschaft zusammengebaut hatte.
Bernd Hölzenbein war der Architekt dieser Mannschaft, Manager war allerdings Klaus Gerster, der Berater von Andreas Möller und Manfred Binz. Welchen Einfluss hatte er auf das Team?
Genau kann ich das nicht sagen. Meines Erachtens war Holz derjenige, der die Transfers bestimmte.
Haben Sie nie mit Gerster verhandeln müssen?
Das ist zwar vorgekommen, aber keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Ich dachte: Der lacht sich doch kaputt, wenn er weiß, was ich verdiene, im Gegensatz zu dem, was der Andi verdient. Es war kein Geheimnis, dass Andi Möller in Frankfurt die meiste Kohle verdiente. Aber letztlich war es mir auch egal, was die anderen kriegten, ich war zufrieden mit dem, was ich bekam.
Allgemein heißt es über das Team, dass es drei Lager gab: Die große Gruppe von Neutralen…
…dazu zählte wohl auch ich…
…die Vertrauten von Manager Gerster, zu denen Manfred Binz und Andreas Mölller gehörten. Und die sogenannten „Rebellen“ bestehend aus Uli Stein, Axel Kruse, Heinz Gründel und Lothar Sippel.
Ja, es gab die drei Gruppen, aber der intensivste Stress ging von den Konflikten zwischen Uli Stein und Andi Möller aus. Der Andi war ein rotes Tuch für den Uli.
Wie kam es, dass Uli Stein ständig so ausrasten konnte?
Er hat sich das herausgenommen. Da haben weder Jörg Berger, noch „Stepi“ oder später Klaus Toppmöller was gesagt – zumindest nicht vor der Mannschaft. Eigentlich muss ein Trainer einschreiten, wenn ein Spieler in der Kabine so ein Brimborium macht. Ist aber nie passiert.
Warum hat die Vereinsführung nicht mehr Verantwortung übernommen?
Bernd Hölzenbein hat ein fantastisches Team zusammen gestellt, er hat bloß einen Fehler gemacht: Er hat nie auf den Tisch gehauen. Dabei war er die einzige Person, die das hätte machen können. Einmal sagen: „Das geht nicht.“
Warum nicht?
Weil er es jedem recht machen wollte. Als Uli mich umgetreten hat, hätte es eigentlich vereinsintern eine Strafe geben müssen. Aber das wurde so abgetan. Wenn es Probleme gab, hat Bernd immer versucht, es mit Reden zu lösen.