1992 verpasste er mit Eintracht Frankfurt die sicher geglaubte Meisterschaft in Rostock, heute wird er 60 Jahre alt: Uwe Bein über die bitterste Niederlage seiner Laufbahn.
Das Interview erschien erstmals im Mai 2017.
Uwe Bein, wir wollen mit Ihnen über die Saison 1991/91 sprechen?
Ach ja? Da habe ich doch gar nicht gespielt. (lacht)
Doch, doch, Sie waren der Regisseur des „Fußball 2000“, der Lenker eines grandiosen Teams. Doch am letzten Spieltag verloren Sie beim Absteiger in Rostock die sicher geglaubte Meisterschaft.
Es gab in der Endphase der Spielzeit mehrere strittige Schiedsrichterentscheidungen. Auch an diesem Tag in Rostock. Aber wir hätten den Sack schon vorher zumachen müssen.
Nämlich wann?
Wir spielten am 33. Spieltag zuhause unentschieden gegen Wattenscheid, wenn alles normal gelaufen wäre, hätten wir die aus dem Stadion geschossen. Und am vorletzten Spieltag gelang es uns nicht, Werder zu deklassieren, obwohl die nach ihrem Sieg im Europapokal der Pokalsieger noch fast angetrunken nach Frankfurt kamen. Die haben vor dem Spiel gesagt: „Wir haben nichts dagegen, wenn ihr Deutscher Meister werdet.“ Übrigens: In diesem Spiel wurde uns nach einem Foul an mir der klarste Elfmeter der Geschichte verweigert. Noch klarer als der in Rostock. Da hat sich aber keiner drüber aufgeregt, weil es nicht das letzte Spiel war.
Dennoch wurde das Team des „Fußball 2000“ zum Mythos. Was machte diese Elf auch aus Ihrer Sicht besonders?
Die Mannschaftsteile passten sehr gut zusammen. Die offensiven und defensive Mittelfeldspieler haben sich gut ergänzt, genauso wie das Mittelfeld und die Stürmer.
Sie waren berühmt für Ihren „tödlichen Pass“. Woher stammte das scheinbar blinde Verständnis zwischen Ihnen, Andreas Möller, Tony Yeboah und den anderen?
Sowas kann man nicht trainieren. Entweder man kann miteinander oder eben nicht. Gerade Andi und mir wurde nachgesagt, wir hätten Stress miteinander. Aber das traf nicht zu. Wir haben uns nicht nur auf dem Platz verstanden, sondern auch außerhalb.
Wie eng standen Sie sich denn mit Möller?
Während der WM in Italien 1990 waren wir zusammen unterwegs, auch unsere Frauen waren oft dabei. Auch mit Stefan Studer habe ich privat viel gemacht und wir haben uns blind verstanden. Toni Yeboah, Andi Möller und Studer wussten, dass sie die ersten Optionen waren, wenn ich am Ball war.
Ihr Trainer Dragoslav Stepanovic sagt, die Kombinationssicherheit habe daraus resultiert, dass sie im Training ständig gespielt hätten?
Ich kann mich an keine Trainingseinheit erinnern, in der wir nicht gespielt haben. Das hat viel Menge Spaß gemacht und durch das Klein-Klein-Spiel wurden alle ballsicherer.
Brauchten Sie diese Ballsicherheit noch?
Naja, ich weniger, eher die anderen.