Die irischen Nationalspielerinnen erhalten ab sofort die gleichen Auflaufprämien wie ihre männlichen Kollegen. Ein Schritt, für den die Fußballerinnen vor vier Jahren ihren Mut zusammennahmen – und ihre Karrieren aufs Spiel setzten.
Im April 2017 kamen zwölf Spielerinnen der irischen Nationalmannschaft in der Liberty Hall in Dublin zusammen, um eine Pressekonferenz abzuhalten. In wenigen Tagen würden sie in einem Testspiel gegen die Slowakei spielen, aber darum ging es den Frauen damals nicht. Statt über einen Matchplan oder die Gegnerinnen redeten sie Tacheles. Denn es ging ihnen um die Ungleichbehandlung innerhalb des Verbandes und fehlenden Respekt.
Die Spielerin Aine O’Gorman sagte: „Wir mussten uns während der Anreisen zu den Spielen auf öffentlichen Toiletten umziehen.“ Außerdem hätten sich die Frauen ihre Trainingsanzüge mit den Jugendmannschaften des irischen Verbands teilen müssen. Stuart Gilhooly, Repräsentant und Anwalt der irischen Vereinigung von professionellen Fußballerinnen und Fußballern, sagte: „Sie werden wie Bürgerinnen fünfter Klasse behandelt, wie der Dreck auf den Schuhen des Verbandes.“ Und Emma Byrne, zu der Zeit noch Kapitänin des Teams, versprach: „Wir kämpfen für die Zukunft des internationalen Frauenfußballs. Denn hier geht es nicht nur um uns.“ Das Team drohte mit einem Streik, der Verband wiederum damit, dass die Spielerinnen damit ihre Karrieren auf Klub- und Nationalmannschaftsebene aufs Spiel setzen würden.
Vier Jahre später lässt sich festhalten, dass die Frauennationalmannschaft Irlands einen ersten Erfolg während ihres Kampfes erringen konnte. Wie der irische Fußballverband am Montag bekanntgab, werde er die exakt gleichen Auflaufprämien an die Männer- und Frauenmannschaft ausschütten. Um das möglich zu machen, nimmt das Männerteam eine Reduzierung der eigenen Prämien in Kauf. Die Frauen hatten zuvor laut der Irish Times lediglich 500 Euro pro Spiel verdient, die Männer dagegen das fünffache. Die Änderung tritt sofort in Kraft.
Vor allem Katie McCabe, Stürmerin vom FC Arsenal, wirkte laut Séamus Coleman, Verteidiger in Diensten des FC Everton und Kapitän der irischen Männernationalmannschaft, bei den Verhandlungen mit dem Verband und dem Männerteam federführend mit. „Sie hat wirklich sehr viel Arbeit dafür investiert, sie ist eine echte Anführerin“, sagt. Dieser Deal sei der richtige für jede Person, die Länderspiele für Irland bestreite, sagt Coleman. Die Reduzierung der eigenen Auflaufprämie sei für ihn und seine Mitspieler dementsprechend selbstverständlich gewesen: „Wir sind froh, dass wir dabei helfen konnten, dass die Nationalspielerinnen fairer behandelt werden und werden weiter dabei helfen, diese Ziele zu erreichen“, sagt Coleman weiter.
Für McCabe sei dieser Tag ein „historischer“. Sie sei stolz, denn dieser Deal biete ein weiteres Beispiel dafür, was erreicht werden könne, wenn man männlichen und weiblicheren Spielern die gleichen Möglichkeiten bietet. McCabe führte diese Entwicklung dabei vor allem auf das mutige Auftreten der Spielerinnen zurück, die 2017 in der Liberty Hall den öffentlichen Frontalangriff auf ihren Verband wagten: „Sie sind die wahren Heldinnen in dieser Geschichte. Sie haben sich klar positioniert und damit auch die aktuelle Spielerinnengeneration beeinflusst.“
Dass sich die Beziehung zwischen dem Verband und den Spielerinnen in den letzten Jahren stark verbessert hat, liegt auch an Jonathan Hill. Der wurde im Oktober 2020 als neuer CEO des Verbandes berufen, er handelte den Deal nun final mit den Vertretern der Männer- und Frauen-Nationalmannschaften aus. „Das ist ein wichtiger Schritt, denn eines unserer wichtigsten strategischen Ziele ist es, den Frauenfußball in Irland systematisch und nachhaltig wachsen zu lassen“, sagt Hill.
Mit der Entscheidung, den Männern und Frauen die identischen Spielprämien auszuzahlen, folgt der irische Verband auch den Beispielen aus Brasilien und den USA. Auch dort werden bereits geschlechterunabhängig die gleichen Prämien ausgezahlt.
Doch nach dem Erreichen dieses Teilziels ist der Weg noch weit. So haben die Verbände zum Beispiel keinen Einfluss auf die Höhe der Prämien, die bei erfolgreichen Qualifikationen für eine Welt- oder Europameisterschaft fällig werden. „Hier sind wir abhängig von den Entscheidungen der Uefa und Fifa“, sagt Jonathan Hill. Derzeit gibt es in Sachen Preisgelder laut Irish Times noch eine Gender Pay Gap von 115 Millionen Euro geben.
Wenn die irische Frauennationalmannschaft am Mittwoch in Portugal antritt, wird sie also erstmals die gleichen Prämien erhalten wie die der Männer. „Dieser Schritt zeigt jungen Mädchen, dass wir auch mitspielen können und dass wir hoffentlich irgendwann die gleichen Möglichkeiten haben werden – egal, in welchem Themenfeld“, sagt McCabe.