Amin Younes und die Geste des Jahres, Jochen Breyer und der Satz des Jahres, Erwin und der Abgang des Jahres: Das ist unsere 11 des 22. Spieltags.
Loris Karius
Fast nichts zutun gehabt, aber zum zweiten Mal zu Null gespielt und deshalb mit einem einwandfreien Arbeitszeugnis. In der nächsten Woche hat Unions Nummer Zwei vermutlich wieder frei. Kurzum: Loris Karius hat einen derart makellosen, aber zugleich langweiligen Arbeitsalltag, es würde uns nicht wundern, wenn er uns bald als Beamter im Köpenicker Rathaus begrüßt.
Matteo Guendouzi
Wurde in der 68. Minute eingewechselt, um dem Spiel nochmal eine neue Richtung zu geben. Entschied sich dann, zwei Minuten nach seiner Einwechslung, im eigenen Sechzehner loszudribbeln. Ging schief, in der Folge fiel das 0:2, Hertha ist weiter mitten im Abstiegskampf. Immerhin: Sollte der Verein für eine Unternehmenspräsentation noch eine passende Spielszene zum Unique-Selling-Point „Herthas Dynastie-Wunsch und sportliche Realität“ benötigen – hier ist sie.
Erling Haaland
Jerry West, Basketballer der LA Lakers in den 60er- und 70er-Jahren, gilt als einer der besten seiner Zunft, auch wenn er nur ein einziges Mal die Meisterschaft gewann. Ein Einzelkönner, der im Mannschaftssport oftmals den Kürzeren zog. Für immer berühmt wird er bleiben, weil eines seiner Dribblings als Vorlage für das ikonische Logo der NBA dient, weshalb er seitdem „The Logo“ gerufen wird. Am Samstagabend wurden Stimmen laut, dass das unglaubliche Seitfallziehertor von Erling Haaland gegen Schalke für ein neues Wappen der DFL dienen könnte. Wahrscheinlich ist das nicht. Szenen gegen Amateurtruppen werden hierzu vom Verband grundsätzlich nicht anerkannt.
Jadon Sancho
Jadon Sancho hat in den letzten sieben Spielen vier Tore geschossen und vier weitere vorbereitet. Nach dem Derby klopfte er sich auf das Wappen und schrie: „Come on! Let’s Go.“ Das letzte Mal, als etwas derart ins Rollen kam, wurde das Rad erfunden.
Erwin
Schalkes Maskottchen geht dahin, wo’s wehtut: Zu Kindergeburtstagen, zu Fans, die eigentlich Autogramme von Schalker Spielern haben wollen, die aber keine Zeit oder keine Hände freihaben, weil sie ihre Kosmetiktaschen in die Kabine tragen müssen, auf Amerika- oder Asien-Tourneen. Kurzum: Erwin geht für Schalke durch die Scheiße. Und das ist in der aktuellen Lage schon eine ganze Menge. Stand aber so wahrscheinlich auch in seinem Arbeitsvertrag. Dass Erwin jetzt aber Woche für Woche einsam und verzweifelt die ewigen Treppen der Arena hochstapfen muss, nachdem sich die Mannschaft nach allen Regeln der Kunst hat verprügeln lassen, um als Symbol des Schalker Niedergangs herzuhalten, das geht zu weit. Irgendwo sind Grenzen. Jeder hat eine Würde, die es zu verteidigen gilt. Und dabei reden wir hier über ein Maskottchen, dem seit Anbeginn ein Paar Augen fehlen.
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