Im März 2012 stellten die Ärzte bei Aston Villas Kapitän Stilian Petrow eine Leukämie-Erkrankung fest. Seitdem kämpft er gegen den Krebs.
When you walk through a storm
Am 23. März 2012 spielt Aston Villa gegen den FC Arsenal und verliert mit 0:3. Villas Kapitän Stilian Petrow hat nicht gut gespielt. Er ist 32 Jahre alt und hat mehr als 100 Länderspiele für sein Heimatland Bulgarien auf dem Buckel. Manche sagen, er sei nicht mehr der Alte. Nach der Pleite gegen Arsenal geht Petrow zum Arzt, er fühlt sich nicht gut. Eine Woche später ist nichts mehr, wie es mal war. Stilian Petrow, der kraftvolle Antreiber im Mittelfeld, ist tatsächlich nicht mehr der Alte. Petrow hat Leukämie.
Hold your head up high
Wie in einem dunklen Tunnel, ohne Licht, ohne Hoffnung. So beschrieb einst Geoff Thomas, neunfacher englischer Nationalspieler, sein Seelenleben nach der Diagnose. 2003 wurde auch bei Thomas Leukämie festgestellt, er gewann den Kampf gegen den Krebs. Er ist einer der Ersten aus dem großen Fußball-Zirkus, die Stilian Petrow Mut zu sprechen. Oder es zumindest versuchen. Denn auch Petrov steckt zunächst im Tunnel der Verzweiflung, der Angst, der Dunkelheit. Eben noch ein kerngesunder Berufsfußballer, jetzt ein todkranker Krebspatient.
Wellen der Sympathie und des Mitgefühls brechen über den Bulgaren herein. „Er wird das packen wie alle anderen Hürden, die er bereits in seinem Leben genommen hat“, sagt Neil Lennon, sein ehemaliger Mitspieler bei Celtic Glasgo. „Stilian hat das Herz eines Löwen.“ Shay Given, Villas Torwart, twittert: „Lieber Gott. Lass Stilian wieder gesund werden.“ Und Alex McLeish, Petrows Trainer, sagt am Tag nach der schockierenden Diagnose: „Lasst es uns doch aus dieser Perspektive betrachten: Heute ist der erste Tag seiner Genesung.“ Stilian Petrow kann gar nicht anders: Er sieht wieder Licht am Ende des Tunnels.
And don’t be afraid of the dark
Petrow beginnt sofort eine Chemotherapie. Weil er jung und körperlich extrem belastbar ist, verschreiben ihm die Ärzte eine sehr hohe Dosis von dem Gift, das den Krebs aus dem Körper brennen soll. Je stärker die Chemotherapie desto größer die Chance, wieder gesund zu werden. „Nur Gott weiß, was der Junge im Moment durchmacht“, sagt McLeish in den ersten Wochen der Chemo, „aber er ist der Kapitän von Aston Villa, ein Anführer! Er wird diesen Kampf gewinnen“.
At the end of the storm
There’s a golden sky
Petrow fallen die Haare aus. Aber er versteckt sich nicht, sondern zeigt sich in der Öffentlichkeit. Erstmals spricht er wieder zu seinen Fans: „Ich habe eine wunderbare Frau und zwei fantastische Kinder an meiner Seite. Ohne sie wüsste ich nicht, wie ich das alles überstehen würde.“
And the sweet, silver song of a lark
Und er hat seine Fans. Die haben ihn nicht vergessen. Im Gegenteil. Seit Petrow nicht mehr für Aston Villa auflaufen kann, haben die Zuschauer im Villa Park ein Ritual eingeführt: Wenn die 19. Minute eines Spiels erreicht ist, erheben sich die Massen von ihren Sitzen und huldigen Stilian Petrow, den Kapitän mit der Rückennummer 19. Sie stehen und klatschen. „Get well soon, Stan“, steht auf einer Anzeigetafel. Sie machen Mut. Eine ganze Saison lang. So lange, bis selbst Petrow genug hat. „Ihr habt mir so viel Unterstützung, so viel Respekt und so viel Liebe gegeben, das wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Aber jetzt lasst uns einen Neuanfang wagen, und die Unterstützung, die ihr mir gegeben habt, wieder auf die Mannschaft übertragen!“ Das ist im Frühjahr 2013.
Walk on, through the wind,
Walk on, through the rain
Am 9. Mai 2013 beendet Petrov offiziell seine Karriere. Er kämpft noch immer gegen den Blutkrebs.
Though your dreams be tossed and blown.
Walk on, walk on with hope in your heart
Niemand weiß, ob Stilian Petrow wieder gesund wird. In einem Interview mit dem „Daily Mirror“ beschreibt er die Chemotherapie: „Ich weiß nicht, wie es in der Hölle ist. Aber was ich durchmache, ist definitiv schlimmer.“ Aber aus dem Licht am Ende des dunklen Tunnels ist inzwischen heller Sonnenschein geworden. „Ich habe eine neue Aufgabe gefunden“, sagt Petrow und meint nicht nur seinen persönlichen Kampf gegen die Krankheit. Er gründet eine Stiftung, die sich für Leukämie-Patienten einsetzt. „Ich habe es am eigenen Leib spüren müssen, welche Täler, psychisch und physisch, man durch diese Krankheit durchschreiten muss. Jetzt will ich helfen, will all meine Energie und meinen Enthusiasmus in dieses Projekt stecken!“ Familie, Freunde und Fans sind begeistert. So spricht niemand, der sich selbst schon aufgegeben hat.
And you’ll never walk alone,
You’ll never walk alone
Am Wochenende fand im Celtic Park ein Fußballspiel statt. Celtic Glasgow gegen die Stilian-Auswahl. Henrik Larsson war da, John Terry, Paul Lambert, Dimitar Berbatov, der Comedian John Bishop und der „Westlife“-Sänger Nicky Byrne. 60.000 Menschen waren gekommen, um diesem Benefizspiel für die Stiftung von Stilian Petrow beizuwohnen. 60.000 Menschen erhoben sich von ihren Sitzen, als die Uhr im Stadion die 19. Minute anzeigte.
Walk on, walk on with hope in your heart
„You´ll never walk alone“ dröhnte aus den Lautsprechern und den Kehlen der Zuschauer. Stilian Petrow drehte eine Ehrenrunde, seine Kinder begleiteten ihn dabei. Auf der Tribüne sah man seine Frau Paulina auf und ab laufen, sie wusste nicht ganz genau, wohin mit ihren Gefühlen. Ihr Mann klatschte seinen Fans Beifall. Dann musste er weinen.
And you’ll never walk alone
Stilian Petrow kämpft noch immer gegen den Krebs. Er ist jetzt 34 Jahre alt. Die Haare wachsen wieder. Das ist ein gutes Zeichen. Seine Karriere als Fußballer ist beendet. Sein Leben geht hoffentlich noch lange weiter.
You’ll never walk alone.