Die Bremer tragen sich ins Geschichtsbuch ein, Xabi Alonso macht den Ronaldinho und Ilkay Gündogan feiert sein Comeback. Hat mal wieder nichts zu feiern: unsere 11 des Spieltags
Jairo Samperio
Allein der Name von Mainz’ Neuzugang Jairo Samperio klingt schon wie ein komplizierter Trick, bei dem sich minderbegabte Fußballer und/oder Sportjournalisten die Sprunggelenke aus dem Fußfleisch drehen würden. Und tatsächlich machte Samperio seinem Namen im Spiel gegen Augsburg alle Ehre, als er im gegnerischen Strafraum an den Ball kam, eine wunderschöne Pirouette drehte und die Kugel lässig ins Eck nagelte – alles in einer fließenden Bewegung. Ein Tor, so schön, dass irgendwo in Bergisch Gladbach Heidi Klum reflexhaft ein Foto in Richtung Fernseher hielt.
Granit Xhaka
Gladbachs Granit Xhaka hingegen trägt einen Namen, bei dem man automatisch beidbeinige Blutgrätschen, schmerzhafte Pressschläge und saftige Weitschusspeitschen assoziiert. Zumindest letzteres zeigte Xhaka im Spiel gegen Hannover, als er in der 49. Minute den Ball mit stolzen 103 Km/h derart satt ins Eck prügelte, dass man meinen konnte, er habe mit dem Tornetz noch eine Rechnung offen. Auch dank Xhakas Tor steht Gladbach nun auf Platz zwei der Tabelle. Ob vor seinem Treffer ein Mitspieler zu ihm kam und sagte: „Xhaka, du schaffst es!“, wissen wir nicht. Wir würden es uns aber wünschen.
Florian Klein
Verweilen wir noch ein klein wenig bei geilen Gewaltschusstoren und zünden andächtig eine nach Leder und frisch gemähtem Rasen riechende Duftkerze an, in Gedenken an Florian Kleins wundervolle 25-Meter-Peitsche im Spiel gegen Leverkusen. Einen zweiten Ball nach einem Freistoß drosch Klein zum 2:3 in die Maschen und war somit nicht unwesentlich an der atemberaubenden Aufholjagd der Stuttgarter gegen Leverkusen beteiligt, die letztlich in einem 3:3 mündete. Ein besseres Comeback als der VfB am Samstag haben in diesem Jahr bisher nur die Turtles hingelegt.
Marvin Ducksch
Ach komm, ein geiles Gewaltschusstor geht noch und aller guten Dinge sind schließlich drei. Also Vorhang auf für Marvin Ducksch, der im Spiel gegen Frankfurt ganze 135 Sekunden nach seiner Einwechslung mit einem absoluten Sensationstor für den Ausgleich sorgte. Etwa vom Strafraumeck aus hufte Ducksch den Ball aus vollem Lauf über Frankfurts Keeper Felix Wiedwald hinweg ins Netz. Noch bei den letzten beiden Spielen stand Ducksch wegen mangelnder Trainingsleistung nicht einmal im Kader und musste sogar zum Rapport bei Manager Born, seinen Frust darüber scheint Ducksch nun auf die richtige Weise kanalisiert zu haben. Wussten wir auch nicht, dass es Arten der Frustbewältigung gibt, die nicht an einer Theke stattfinden.
Karim Bellarabi
Was Karim Bellarabi derzeit anpackt, gelingt. Nach drei Toren in sieben Spielen und seinem Nationalelf-Debüt gegen Polen war Bellarabi nun auch gegen Stuttgart erfolgreich. In der 41. Minute setzte er sich im Strafraum gegen sechs Gegenspieler durch und schloss zum 3:0 ab. Dass sein Solo eher aussah, als wäre Bellarabi auf der Walldorfschule großgeworden und wollte nun das Wort „Wurschteln“ in den Stuttgarter Strafraum tanzen – geschenkt. Und das welt-hässlichste Solo-Tor zu schießen ist ja auch eine Leistung.
Ilkay Gündogan
Wir freuen uns, Dortmunds Ilkay Gündogan nach schier endloser Pause wieder in der Bundesliga begrüßen zu dürfen. Knapp anderthalb Jahre war Gündogan außer Gefecht gesetzt, eine entzündete Nervenwurzel im Lendenwirbelbereich und der damit verbundene Brechreiz beim Gedanken daran hatten Profifußball für den Dortmunder unmöglich gemacht. Kleiner Wermutstropfen war natürlich einerseits das Ergebnis gegen Köln, andererseits die Tatsache, dass Gündogan als Gegenleistung für die wiedererlangte Fitness bedauernswerterweise sein sympathischer Kreisklassen-Bauchansatz wieder verschwunden ist. Aber man kann ja auch nicht alles haben.