Heute wäre BVB-Gründer Franz Jacobi 130 Jahre alt geworden. Wir haben einst die Macher des Films über Dortmunds wichtigsten Mann begleitet.
Wir haben die Filmemacher wenige Wochen vor Fertigstellung im Frühjahr 2015 getroffen. Die Reportage lest ihr hier. (Den Film könnt ihr auch auf DVD bei uns im Shop bestellen.)
In der Pommesbude „Rot-Weiß“ läuft unbeachtet ein Spielautomat, in der Ecke spachteln zwei Gäste stumm ihre Schnitzel. Nicht viel los in der Oesterholstraße 60, nur ein paar Schritte vom Dortmunder Borsigplatz entfernt. Unpassend am Stillleben an diesem trüben Sonntagabend ist nur, dass es draußen so hell ist.
Scheinwerfer strahlen in ein Fenster über der Pommesbude und erleuchten dabei die ganze Straße. Im Treppenhaus hört man lautes Geschrei aus dem Raum, der von draußen angestrahlt wird. „Für Zweifler ist kein Platz. Wer dagegen ist, soll den Raum verlassen!“, kann man jemanden pathetisch durch die Tür rufen hören. Nur rein darf man nicht, die Kamera läuft.
In der Drehpause sind zwei Dutzend junge Männer zu sehen, die im Stil des frühen 20. Jahrhunderts gekleidet sind. Auf den schweren Wirtshaustischen stehen Biergläser, und trotz des Kunstnebels aus der Maschine qualmen in den Aschenbechern noch Filterlose. Jan-Hendrik Gruszecki und Marc Quambusch stehen an einem Bildschirm und kontrollieren, ob die Szene wie gewünscht aussieht. Schließlich soll sie der Höhepunkt des Films sein, den sie im April 2013 aus einer Stimmung heraus auf den Weg gebracht hatten.
Größtes Crowdfunding-Projekt in Deutschland
Die beiden Filmemacher waren im Rahmen von Recherchen für die ARD-Serie „Verrückt nach Fußball“ beim FC Sheffield gewesen, dem ältesten Verein der Welt. Und irgendwie ergab sich da die Frage, wie eigentlich Borussia Dortmund, ihr Verein, gegründet worden war. Zur eigenen Verblüffung stellten sie fest, dass nicht die eigenen Wissenslücken groß waren, sondern wie wenig Informationen es dazu gab. Also beschlossen sie, einen Film darüber zu machen, der sich zum größten Crowdfunding-Projekt in Deutschland auswuchs.
Allein die Entstehungsgeschichte des fast zwei Stunden langen Streifens dürfte in für Borussia Dortmund unerfreulichen Zeiten manches Herz wärmen. „Es war beeindruckend, wie sehr sich alle für die Gründungsgeschichte interessiert haben, vom Fan auf der Tribüne bis zum Sponsor“, sagt Gruszecki. Ein Anruf bei Hans-Joachim Watzke brachte gleich die ersten 25.000 Euro ein, der Vereinsboss öffnete auch den Weg zu Sponsoren.
Franz Jacobi, das sanfte Alphatier
Jürgen Klopp verschenkte einen Tag mit sich, für den eine Firma 20.000 Euro zahlte. Eine Sammlung von Pfandbechern im Stadion durch die Fanabteilung brachte 15.000 Euro, und fast 3000 BVB-Fans werden im März eine DVD des Films bekommen, weil sie im Rahmen des Crowdfunding mindestens 19,09 Euro gegeben haben.
Alles in allem kam fast eine Viertelmillion Euro zusammen, und dazu gab es noch viel unentgeltliche Hilfe. So unterstützten etwa elf Rechercheure den Historiker Gregor Schnittger und stießen bei ihrer Suche auf eine Fülle unbekannter Fotos und Dokumente aus den frühen Jahren des Klubs. Auch fanden sie noch Verwandte des Vereinsgründers Franz Jacobi, seinen Urenkel, seine Schwiegertochter und eine Nichte, die sich an den Mann, ohne den es Borussia Dortmund nicht geben würde, als ein „sanftes Alphatier“ erinnert.