Markus Gellhaus soll den SC Paderborn wieder in die Bundesliga führen. Dafür telefoniert er regelmäßig mit Jos Luhukay und lässt sich auch gerne mit einem prominenten Vorgänger vergleichen.
Immer wieder hört man den Satz, der Co-Trainer müsse enger an der Mannschaft sein als der Cheftrainer. Gehen Sie nun mehr auf Distanz zu Ihren Spielern?
Nein. Ich hoffe, ich finde eine gute Mischung zwischen Distanz und Nähe. Das war aber auch als Co-Trainer stets mein Bestreben. Heutzutage sollte man sehr kommunikativ sein als Trainer. Unter anderem ist es wichtig, Dinge gemeinsam mit der Mannschaft zu erarbeiten. Wer nur Befehle erteilt und nicht kommuniziert, der scheitert. Das war früher sicherlich noch anders.
Jos Luhukay gilt als Perfektionist – ticken Sie ähnlich?
Auch hier ein lautes Ja. Ich versuche, das Optimum herauszuholen. Auch wenn man die Perfektion nie erreichen wird, sollte man danach streben. Dann kommen meist auch bessere Ergebnisse heraus.
Aber Ihren Urlaub können Sie genießen, oder?
Man kann nur schwer abschalten, muss immer daran denken, wie man die Mannschaft verbessern könnte. Aber so ist das, wenn man Verantwortung trägt – das ist in anderen Jobs sicherlich ähnlich. Auch ich konnte zuletzt schlecht loslassen, rund um die Uhr gab es nur ein Thema: Fußball.
Haben Sie einem Ihrer Co-Trainer eigentlich schon auferlegt, sich explizit um die Nachwuchsspieler zu kümmern?
(lacht) Genau dieses Thema haben wir heute besprochen. Ich lege großen Wert auf eine enge Verzahnung zwischen Profi – und Jugendabteilung. Da werden wir hier in Paderborn in den nächsten Wochen noch so einiges erarbeiten. Zuletzt lag der Schwerpunkt auf der Saisonvorbereitung. Klar ist: Ich werde meinen Trainerstab da intensiv einbinden.
Ich frage deshalb, weil Sie bei Hertha BSC nicht nur als Co-Trainer eingesetzt wurden, sondern auch als sogenannter „Karriere-Coach“, zuständig für die Nachwuchsspieler. Wie muss man sich das vorstellen?
Zunächst einmal stand ich in engem Austausch mit den Jugendtrainern. In regelmäßigen Meetings haben wir uns sowohl über die Spielsysteme und das Training als auch einzelne Spieler unterhalten. Einmal in der Woche stand ein Talentfördertraining auf dem Programm – mit dabei: Die Toptalente der U17, U19 und U23. Mit denen haben wir dann intensiv gearbeitet. Es ging auch darum, die Jungs besser kennenzulernen und ihnen einen möglichen Weg nach oben aufzuzeigen. Man muss sich für diese Spieler interessieren – und nicht nur von Nachwuchsarbeit und innovativen Konzepten reden.
Haben Sie Ähnliches in Paderborn vor?
Ja, daran arbeiten wir. Ich halte es für wichtig, einen persönlichen Draht zu den Nachwuchsspielern aufzubauen. Die Jungs sollen ein gutes Gefühl haben bei all dem Druck. Wenn einer von ihnen mal eine Frage hat: Wir sind da. Sie sollen sehen: Der Co-Trainer der Profimannschaft hat uns im Blick, der ist präsent, der sieht, was wir auf dem Platz anstellen und welche Fortschritte wir machen.
Sie haben mal gesagt, Ihnen sei wichtig, dass jeder Ihrer Spieler charakterlich und menschlich stabil, teamfähig und mental stark ist. Woran erkennen Sie das, Herr Gellhaus?
Da kommt mir auch die Erfahrung zugute. Bevor wir einen Spieler verpflichten, mache ich mir im persönlichen Gespräch gern selbst ein Bild. Das ist ganz wichtig. Dass man in ein, zwei Gesprächen nicht alle Charakterzüge erfährt, ist allerdings auch mir klar. Aber man bekommt immerhin ein Gefühl dafür, mit wem man es zu tun hat. Den Fußballer kenne ich ja genau, es geht eher um die Frage: Was ist das eigentlich für‚n Typ? Wie tickt derjenige?