Bayern und Dortmund zu Gast auf dem heiß umkämpften Wachstumsmarkt Asien. Doch wer kann eigentlich mehr potentielle Fans um den Verstand bringen? Der 11FREUNDE-Ekstasecheck kennt die Antwort.
Sind wir ehrlich: Längst ist das Duell zwischen den Bayern und Dortmund kein Ringen um Punkte und Titel mehr, sondern eine globale Schlacht um Emotionen. Doch welcher der beiden sympathischen Kultklubs kann auf dem heiß umkämpften Kernmarkt Asien eigentlich mehr potentielle Fans um den Verstand bringen? Der 11FREUNDE-Ekstasecheck kennt die Antwort.
Wichtig für Pressefotografen und Jahrbücher: Die kreischenden Menschenmassen am Flughafen, welche die weitgereisten Weltstars aus der Bundesliga mit zittrigen Autogrammwünschen willkommen heißen. Unwissende Neukundendauerkarteninhaber strecken sich hier sogar nach Unterschriften von Außenseitern, die bereits zu diesem Zeitpunkt mit mindestens einem Bein bei einem neuen Klub standen. Wegen fehlender Empathie leider nur Ekstaselevel 2.
Wichtiger als der persönliche Kontakt zu den Stars ist natürlich das Autogramm unserer Generation: das Selfie. Deswegen ist in einer Fanschlange mittlerweile mehr Technik zu sehen, als in einem handelsüblichen Elektromarkt. Man sieht schon die schmachtenden, japanischen Teenagermädchen vor seinen Augen, die sich beim Anblick ihrer verwackelten Fotografien fragen: »Schmelzer oder Durm? Hauptsache verliebt!«. Ekstaselevel: 5
Die Schuluniform verknittert, die Stirn verschwitzt, den BVB-Wegwerffanartikel im festen Griff. Den Stars erst einmal so nah, kann auch der reservierteste Japaner nicht mehr an sich halten und muss einfach mal die Augen schließen und den magischen Moment genießen. Ekstaselevel: 9.
Doch das erkennt auch der Laie: die Ankunft des Branchengiganten BVB hat die japanischen Fans zwar durchaus in Verzückung versetzt, die ganz große Gefühlserruption blieb jedoch aus. Statt essbaren Büstenhaltern und zu segnenden Kindern werden den Profis wahllos Snapchat-Messages zum Nachlesen vor die Augen gehalten. Für den BVB reicht es deswegen nur zum Ekstasezwischenstand von 5,3 von zehn möglichen Punkten. Ausbaufähig.
Blicken wir deswegen in die Empfangshalle des Flughafens von Shanghai, wo bereits sichtlich erregte Jungchinesen ihre Smartphones gezückt haben. Die erhöhte Selfiestickdichte gibt natürlich einen Extrapunkt. Ektaselevel: 5.
Ordner im Stress, tumultartige Zustände, Damen, die schon beim Anblick von Pierre-Emile Höjbjerg den Tränen nah sind. Bayerns Ankunft in China braucht den Vergleich mit der Ankunft der Beatles in Hamburg nicht zu scheuen. Ekstaselevel: 10.
Who the fuck is Robbie Williams? Vor Erregung errötete Mädchen haben sich stundenlang im Copyshop verschanzt, um ihr liebevoll gestaltetes Philipp-Lahm-Banner drucken zu lassen. Denn sie wissen, dass es ihr größter Held gerne akkurat und ordentlich mag. Der Ohmacht nah, reckt eine junge Dame bereits ihren Finger nach dem Heiland aus. Offenbar ihr größter Traum: Einmal in einer weltmeisterlichen Nase bohren. Ekstaselevel: 10 plus.
Doch was ist das? War am Ende alles Fake? Die offenbar so ekstatischen Fanmassen entpuppen sich beim Blick von oben in eine maximal mittelgroße Gruppe zufällig zusammengewürfelter Flughafenbesucher mit Staatsauftrag. Noch schlimmer, einige Besucher quittieren die Ankunft des Rekordmeisters gar mit wenig dezentem Desinteresse. Auch das Ekstasometer ist schockiert. Ekstaselevel: 1.
Ebenfalls nur mittelschwer beeindruckt: Matthias Sammer. Er mahnt kurzerhand die 11FREUNDE-Ekstaseredaktion, auch mal den Fuß vom emotionalen Gaspedal zu nehmen. Nun gut, wir attestieren dem FC Bayern für die Disziplin Flughafenankunft immerhin das Ekstaselevel: 6,5 von 10 Punkten und damit die 1:0 Führung gegen Borussia Dortmund.
Weiter geht’s vor das Stadion. Wie viele der bereits ohnmächtigen Fans haben es überhaupt noch zum Testspiel geschafft? Wie viel Energie ist noch in ihren müden Leibern? Allzu viele sind es nicht, aber dafür sind sie wenigstens außer Rand und Band. Ekstaselevel: 6.
Pluspunkt BVB: Statt nur Jugendliche ohne eigenes Einkommen zu mobilisieren, kann der Ruhrgebietsverein auch die deutlich zahlungskräftigere Generation »Toyota Corolla Limousine« vom heimischen Sofa ins Stadion bringen. Ekstaselevel: 8.
Auch echte Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Deswegen kühlen sich diese beiden sichtlich erregten Fans vor dem Stadion erstmal mit einem ruhrgebietstypischen Snack runter: Crepes mit Vanilleeis und Emmawaffeln. Ekstaselevel: 4.
So viele Fanemotionen lassen auch den abgezocktesten Profi nicht kalt. Deswegen bedankt sich der BVB vollkommen zurecht mit einem netten Plakat bei den japanischen Fans für ihre zur Schau gestellte Rummelbummsdisco, die das 11FREUNDE-Ekstasometer immerhin bei einem Gesamtlevel von sechs von zehn Punkten ausschlägen lässt. Amtlich.
Und was ging beim FC Bayern? Natürlich alles. Ein kleines Winken von Xabi Alonso reichte gar aus, um ganze Busladungen von Mädchen um den Verstand zu bringen. Es sind eben oft die kleinen Gesten, die die größte Wirkung erzielen. Ekstaselevel: 7.
Immer wieder Philipp Lahm, der den chinesischen Fans offenbar nicht nur wegen seiner Körpergröße näher ist als alle anderen Bayernstars. Das geht sogar soweit, dass eigentlich ganz normale Menschen, Aktenordner voller skuriller Lahmbilder durch die Gegend schleppen und sich Lahms Autogramm auf den Arm kritzeln lassen. Was wir nur ahnen können: Der Termin beim nächsten Tätowierer ist bereits gebucht und Lahms Signet sicher bald unter chinesischer Fanhaut verewigt. Ekstaselevel: 8.
Kinder mit Lahm-Biographien, die neun (in Zahlen: 9) Stunden auf die Ankunft der Bayernstars warten. Menschenrechtler runzeln verwirrt die Stirn. Die Kids rechnen lieber noch mal schnell auf dem Smartphone nach, wie viel Zeit neun Stunden noch mal in Minuten sind. Das 11FREUNDE-Ekstasometer schlägt da natürlich bei 9 aus.
Im Stadion brechen dann alle Dämme. Hemmungslose Fans rollen in mühevoller Werksarbeit gestaltete Banner aus, um Werbe/Liebesbotschaften an Videospielfiguren (Mario Götze) zu senden. Wahnsinn! Meint auch die Ekstaseredaktion und vergibt erneut 9 Punkte.
WTF? Oder auch: OMFG! Das Ekstasemeter kann nicht mehr, schlägt bei 11 aus dem Ruder und geht mit Holger Badstuber in die Reha.
Da geht selbst der Bärenmarke-Bär fremd und gratuliert den chinesischen Fans zu so viel Vollgas im Hormonspiegel. Bayern München räumt in der zweiten Bewertungskategorie stolze neun von zehn Punkten ab und siegt damit klar mit 2:0 das asiatische Ekstaseduell gegen den Ligakonkurrenten aus Dortmund. Der muss sich jetzt wohl einen neuen Wachstumsmarkt suchen. Viel Erfolg dabei.