Ein Gespenst geht um in Europas Fußball: Die reichsten Klubs wollen eine eigene Liga gründen – und noch reicher werden. Die Idee wird immer konkreter.
Laut van Praag hatten besonders spanische und italienische Topklubs immensen Druck aufgebaut. Die Spanier drohten, weil selbst Klubs wie Real Madrid und der FC Barcelona fürchten, von den englischen Vereinen und ihren gigantischen TV-Einnahmen abgehängt zu werden und sich künftig Stars wie Neymar oder Cristiano Ronaldo nicht mehr leisten zu können. Die Italiener drohten, weil sie trotz ihrer großen, traditionsreichen Namen von zahlreichen europäischen Klubs sportlich abgehängt werden. Der AC Mailand, Inter Mailand und Lazio Rom waren zuletzt kaum oder nur noch sehr selten in der Champions League dabei. Sie haben aber in Asien und den USA noch so viel Reputation, dass sie ihren Namen leicht in einer internationalen Superliga versilbern können.
Der „International Champions Cup“ könnte in eine Superliga umgewandelt werden
Dazu passen Gerüchte, der chinesische Unterhaltungskonzern Wanda, der mittlerweile auch ein großer Fifa-Sponsor ist, wolle einen Konkurrenzwettbewerb zur Champions League starten, der den Vereinen mehr Geld versprechen würde als die Uefa. Außerdem sollen sich Vertreter englischer Klubs mit dem Milliardär Stephen Ross getroffen haben, um über eine Superliga zu diskutieren. Ross gehört die Firma „Relevant Sports“, die seit 2013 während der Sommerpause den „International Champions Cup“ veranstaltet. Das ist bereits eine Testspiel-Superliga, an der nahezu alle europäischen Topklubs teilnehmen, auch der FC Bayern und Borussia Dortmund. Ausgetragen wird sie in den USA, in China und Australien. In jenen Märkten also, die noch mehr Wachstum für die Vereine versprechen. So wäre es nur konsequent, dieses Sommerturnier in eine feste Superliga umzuwandeln.
Aus Uefa-Kreisen ist zu hören, dass einige englische Klubs eine solche Liga als Ersatz für die Champions League sehr begrüßen würden.
„Der Teufel scheißt auf den größten Haufen“
Den großen Vereinen geht es dabei nur um eines: Sie schauen, wo sie am meisten verdienen können. Und dort spielen sie dann auch. Die heimischen Fans sind für globale Fußballmarken wie Manchester United, den FC Barcelona und Paris Saint-Germain vor diesem Hintergrund offensichtlich gar nicht mehr so wichtig.
Bei den meisten Fans sorgt diese Entwicklung naturgemäß für Unbehagen. Die Quintessenz der Uefa-Pläne, schrieb das BVB-Fanzine „Schwatzgelb“ kürzlich kritisch, könne „auf ein einfaches „Der Teufel scheißt auf den größten Haufen“ reduziert werden“. Doch wen in den Chefetagen der Klubs stören ein paar verärgerte, traditionsliebende Fans, wenn sich in Asien und den USA problemlos Stadien füllen und hohe TV-Einnahmen erzielen lassen?