Ein Gespenst geht um in Europas Fußball: Die reichsten Klubs wollen eine eigene Liga gründen – und noch reicher werden. Die Idee wird immer konkreter.
Solche Aussichten haben nun auch die Uefa zum Handeln gezwungen. Um einen möglichen Exodus der namhaften Vereine aus der Champions League zu verhindern, hat die Uefa eine verkappte Superliga auf den Weg gebracht. Ende August hat der europäische Verband heimlich, still und leise ein neues Format der Champions League von 2018 bis 2021 verkündet. Dann haben die vier besten Länder der Fünfjahreswertung jeweils vier Startplätze in der Champions League sicher. Spanien, Deutschland, England und Italien stellen künftig mit 16 Mannschaften also die Hälfte aller Champions-League-Teilnehmer. Und weil der Vorsprung der vier Nationen auf die dahinter Positionierten in der Rangliste so groß ist, müssen sie sich keine Gedanken darüber machen, Startplätze zu verlieren.
Von dieser Reform profitieren also allein die großen Klubs der großen Ligen. Zwischen Uefa und der Klubvereinigung ECA wurde sogar über ein Wildcard-System diskutiert, das namhaften Vereinen einen festen Platz garantiert hätte. Einige ECA-Vertreter hatten außerdem angeregt, die Champions League doch einfach auf 24 Mannschaften zu reduzieren. Diese beiden Vorschläge blieben in der Schublade, allerdings machte die Uefa weitere Zugeständnisse an die Topklubs. Das Geld aus dem Champions-League-Topf wird künftig noch stärker zugunsten der Großen verteilt. Weil der sogenannte Teamkoeffizient, den Vereine wie Real Madrid und Bayern München anführen, beim Verteilungsschlüssel nun erstmals berücksichtigt wird.
Das neue Champions-League-Format benachteiligt kleine und mittelgroße Vereine
Ausbaden müssen das neue Champions-League-Format die kleinen und mittelgroßen Klubs und Verbände. Von der Saison 2018/19 an erreichen nur noch sechs Vereine über die Qualifikation die Gruppenphase. Und die Meister der Schweiz oder Tschechiens, deren Länder derzeit Elfter und Zwölfter der Fünfjahreswertung sind, haben keinen festen Startplatz mehr.
Bei der Uefa-Versammlung in Athen grummelte es deshalb im Hintergrund. Die kleinen Nationalverbände äußerten ihren Unmut über die neue Champions League. Auch Ceferin übte im Namen Sloweniens deutliche Kritik daran. „Wir wurden nicht angemessen informiert“, sagte er. Der Lösungsansatz verspricht aber wenig Erfolg. Eine Arbeitsgruppe Champions League wurde eingerichtet, die vielleicht ein paar Details der Reform ändern kann, die Grundzüge bleiben jedoch bestehen: Die Großen werden bevorzugt. Daran will auch Ceferin nicht rütteln, denn er weiß – über allem schwebt die Gefahr einer Superliga.