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Seite 2: „Barça braucht einen Ersatzmann, auf den man sich verlassen kann“

Wie offen sind Sie damals mit Ihrer Unzu­frie­den­heit umge­gangen?
Nach dem ersten Jahr habe ich klar kom­mu­ni­ziert, dass ich mit der Situa­tion nicht zufrieden bin. Am Ende des zweiten Jahres habe ich gesagt, dass es so nicht wei­ter­gehen kann und ich auch einen Wechsel in Betracht ziehe. Der Klub wusste zu jedem Zeit­punkt, was ich emp­finde.

Obwohl es ein unge­schrie­benes Gesetz ist, dass, wer Barça ver­lässt, nie mehr zurück­kehren kann.
Dar­über denkt man in sol­chen Momenten nicht nach. Aber der Klub war zu jeder Zeit die erste Option. Als mich die Ver­ant­wort­li­chen baten, zumin­dest noch ein wei­teres Jahr dran­zu­hängen, ehe ich Kon­se­quenzen ziehe, gab mir das ein gutes Gefühl. Kann gut sein, dass sie schon im Hin­ter­kopf hatten, Claudio zu Man­City abzu­geben.

Inzwi­schen sind Sie in Ihrem Klub die unum­strit­tene Nummer eins. In Deutsch­land ist die Hal­tung, dass der Stamm­tor­wart den Rück­halt spüren muss, wes­halb er in allen Wett­be­werben gesetzt ist. In Spa­nien werden Sie in der Copa del Rey von Ihrem Ersatz­mann ver­treten.
Wenn’s nach mir ginge, würde ich alles spielen. Das weiß auch der Coach, aber mir ist klar, dass Barça einen Ersatz­mann braucht, auf den man sich ver­lassen kann. In Spa­nien ist es üblich, auch der Nummer zwei das Selbst­wert­ge­fühl und den Respekt zu ver­mit­teln, das er ver­dient und dazu muss er eben auch Spiele auf Top­ni­veau bekommen.

Bei Borussia Mön­chen­glad­bach arbei­teten Sie jah­re­lang mit Uwe Kamps als Tor­wart­trainer. Wie unter­scheidet sich Kamps von Ihrem jet­zigen Coach Jose de la Fuente?
Ich habe das große Glück, dass beide sehr spe­zi­fisch in ihrem Denken sind, hohe Erwar­tungen haben – und unsere Ziele in Ein­klang zuein­ander stehen. Schon bei Uwe wusste ich, dass wir uns alles sagen, uns auch Dinge an den Kopf werfen können, weil es der Sache dient. Mit De La ist das genauso.

Als Profi höre ich ständig auf meinen Körper“

Von Manuel Neuer ist bekannt, dass ihm das Tor­wart­trai­ning im ita­lie­ni­schen Staff von Carlo Ance­lotti teil­weise zu soft war. Dieses Pro­blem haben Sie in Bar­ce­lona nicht?
Jeder Tor­wart­trainer hat eine eigene Denke. Vom Uwe nahm ich einiges bezogen auf Eins-Zu-Eins-Situa­tionen mit, was De La am Anfang nicht gefiel. Aber wir haben Wege gefunden, diese Tech­niken wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Und es ist immer wichtig, neue Per­spek­tiven ken­nen­zu­lernen.

Wie müssen wir uns diese Ana­lyse kon­kret vor­stellen? Bei Eins-zu-Eins-Situa­tionen geht es bei­spiel­weise um die Schritte beim Raus­kommen, beim Abwehr­ver­halten um den Bewe­gungs­ab­lauf: Wie nehme ich den Ball mit, mit dem ersten oder mit dem zweiten Kon­takt? Warum habe ich eine bestimmte Ent­schei­dung getroffen, die sich als Fehler erwiesen hat? Wie kann ich es beim nächsten Mal ver­hin­dern?

Wie wichtig ist für einen modernen Tor­hüter die Aus­rüs­tung? Als Profi höre ich ständig auf meinen Körper. Je weniger Ver­bände oder Kine­sio­tape ich am Körper trage, desto besser fühle ich mich. Heißt: Ich ver­suche, meine Aus­rüs­tung so zu opti­mieren, dass ich so gut wie mög­lich vor­beuge. Sie müssen sich vor­stellen, ich stehe seit 15 Jahren jeden Tag auf dem Platz und falle aufs Knie, auf die Hüfte, auf die Schulter. Jeder Tor­wart hat andere Stellen, die neur­al­gisch sind, und da ver­suche ich gezielt Abhilfe zu schaffen.

Dazu haben Sie eine eigene Tor­wart­linie ent­wi­ckelt.
Mein Partner McDavid“ gibt mir die kom­for­table Situa­tion, dass ich bei einem Pro­blem sofort auf sie zugehen kann und sie ziel­ge­richtet etwas für mich ent­wi­ckeln.

Wie müssen wir uns das vor­stellen?
Ein Bei­spiel: Wir haben auf den Trai­nings­an­lagen in Bar­ce­lona einen Misch­rasen mit fünf bis zehn Pro­zent Kunst­ra­sen­an­teil. Wenn es tro­cken wird, kann der Unter­grund sehr hart werden und ent­spre­chend in der Hüfte schmerzen. Des­wegen trage ich im Sommer beim Trai­ning oft eine Drei­vier­tel­hose mit Sei­ten­schutz, was nicht nur beim Werfen abfe­dert, son­dern nebenbei auch Schürf­wunden vor­beugt.

Ich google mich nicht so häufig“

Wenn man Ihren Namen in Google ein­gibt, taucht schnell das Video eines Eigen­tors im Natio­nal­dress gegen die USA 2012 auf. Ist es nicht furchtbar, als Tor­wart ständig mit Pat­zern kon­fron­tiert zu werden, egal, wie lang sie her sind?
Ers­tens: Ich google mich nicht so häufig. Zwei­tens: Wenn ich mir über den Schnitzer noch Gedanken machen würde, wäre ich nicht hier, son­dern säße traurig zuhause, hätte nichts mehr mit Fuß­ball am Hut und würde hoffen, dass der Clip aus dem Netz ver­schwindet. (Lacht.) Im Sessel sitzen und sich lustig machen, ist ein­fach. Nur wer auf Platz steht, kann Fehler machen. Aber als Profi muss ich mich fragen, warum das pas­siert und zusehen, dass es nicht wieder vor­kommt.

Nach der Län­der­spiel­reise im Sep­tember äußerten Sie Ihre Unzu­frie­den­heit dar­über, nicht zum Ein­satz gekommen zu sein. Als Manuel Neuer darauf ange­spro­chen wurde, sagte er, dass er diese Anmer­kung für unan­ge­bracht hielt. Uli Hoeneß attes­tierte Ihnen sogar, Sie täten, als hätten Sie schon 17 Welt­meis­ter­schaften“ gewonnen. Wie haben Sie die Situa­tion wahr­ge­nommen?
Ich glaube, es ist für mich als Profi wichtig, mich auf meine Leis­tung zu kon­zen­trieren und nicht auf das, was in den Medien gespro­chen wird. Der Manu weiß, dass ich da nur über mich gespro­chen habe. Es gibt auch keinen Streit zwi­schen uns. Und wie diese Sachen bei anderen ange­kommen sind, kann ich nicht beein­flussen.

Haben Sie und Manuel Neuer im Nach­gang noch einmal dar­über gespro­chen?
Wir haben uns bei den Län­der­spielen im Oktober getroffen. Es war alles wie immer, wir sind im Aus­tausch und haben ein gutes, pro­fes­sio­nelles Ver­hältnis. Wir sind halt Leis­tungs­sportler. Und so wie er, kämpfe auch ich und auch alle Feld­spieler darum, die eigenen Ziele zu errei­chen.. Aber klar ist: Über allem steht das gemein­same Ziel, als Mann­schaft eine erfolg­reiche EM zu spielen.

Der Bun­des­trainer hat sich mehr oder weniger für Manuel Neuer als Nummer Eins bei der EM aus­ge­spro­chen. Warum glauben Sie den­noch an Ihre Chance?
Natür­lich ist der Manu im Vor­teil, aber im Fuß­ball kann in einem drei­viertel Jahr viel pas­sieren. Des­wegen sehe ich zu, mich optimal vor­zu­be­reiten.