Als Javi Martinez vor acht Jahren zum FC Bayern kam, war er der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten. Gestern hat er zum wohl letzten Mal ein Spiel für den Rekordmeister geschrieben. Der Baske im Interview.
In den letzten Monaten schienen Sie aber auch zu leiden, weil Niko Kovac nicht mehr auf Sie baute.
Ich war natürlich frustriert. Ich war oft der Meinung dass ich der Mannschaft auf dem Platz hätte helfen können. Das war es, was mich am traurigsten gemacht hat. Aber ich habe immer daran geglaubt, dass irgendwann meine Zeit wieder kommen würde.
Mit Hansi Flick hat sich nicht nur Ihre Situation geändert. Die Mannschaft wirkte in den ersten Spielen wie ausgewechselt.
Die größte Veränderung ist, dass wir wieder höher verteidigen. Dieses 10 – 15 Meter höhere Pressing erstickt den Gegner praktisch. Irgendwo habe ich gelesen, dass wir in den ersten vier Spielen unter Flick drei Schüsse auf Tor zugelassen haben. Das ist symptomatisch. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.
Ist es für Sie als Sechser nicht deutlich schwieriger, wenn die Mannschaft so hoch verteidigt?
Für mich bedeutet das, dass ich sehr viel mehr Eins-gegen-Eins-Situationen habe. Und in diesen direkten Zweikämpfen fühle ich mich wohl. Mir gefällt diese Verantwortung, zu wissen, dass ich der letzte Mann bin, dass wenn ich einen Fehler mache, ein Tor fallen wird. Dadurch kann ich 120 Prozent geben, gehe mit mehr Intensität in einen Zweikampf, in dem es um alles geht.
Sie sind jetzt seit acht Jahren in München. Helfen Ihnen die Berge vor der Haustür dabei, sich heimisch zu fühlen?
Absolut. Ich komme aus einer sehr bergigen Gegend in Spanien. Bevor ich zu Bayern gewechselt bin, haben mir viele Leute gesagt: „Mach’s nicht. Es ist zu kalt in München.“ Aber für mich war es nicht schwer, mich einzugewöhnen. Das Wetter ist ähnlich wie da, wo ich herkomme.
Gehen Sie oft in die Berge?
Auf jeden Fall. Ich habe schon gesagt, dass ich nach meiner Karriere mit der spanischen Snowboard-Nationalmannschaft herumreisen will. Ich liebe die Berge, ich liebe den Schnee und ich liebe Sportarten mit Adrenalin, gehe Bergsteigen und Mountainbiken. In den Bergen fühle ich mich frei, es gibt immer etwas Neues zu entdecken und ich kann meinen Körper an sein Limit führen. Deswegen bin ich richtig froh, dass ich jetzt eine Partnerschaft mit Oakley eingegangen bin. Als Jugendlicher habe ich immer die Snowboard- und Fahrradbrillen gekauft. Und die Korrektionsbrillen, die ich für die aktuelle Kampagne tragen darf, passen perfekt in meinen aktiven Alltag zwischen Sport und Privatleben.
Werden wir Sie demnächst mit Brille auf dem Rasen sehen, so wie einst Edgar Davids?
Ehrlich gesagt würde ich das richtig gerne machen. Ich habe mich tatsächlich schon informiert, aber man braucht eine ärztliche Bestätigung, dass man tatsächlich die Brille braucht.
Haben Sie sonst noch Pläne für Ihre Zeit nach dem Fußball?
Das ist mir jetzt zu viel Gerede über mein Karriereende. Ich bin 31! (Lacht.) Nein, im Ernst. Ich will unbedingt reisen. Klar, als Fußballer reise ich viel, aber ich sehe den Flughafen, das Hotel und das Stadion. Wir können die Städte nicht besichtigen. Ich bin ständig an so coolen Orten, aber ich kann nichts davon wirklich sehen, oder die Kultur kennenlernen, weil ich mich auf das Spiel konzentrieren muss. Aber ich habe schon eine Liste mit Orten, die ich nach meiner Karriere abarbeiten werde.
Welche Orte stehen denn da drauf?
Ganz oben: New York, Mexiko, Los Angeles, Rom und viele, viele mehr. Die Welt ist großartig.
Ihre Familie hat ein Restaurant in Ihrem Heimatdorf. Ist das auch eine Alternative für das Karriereende?
Ich arbeite dort jetzt schon ab und zu als Kellner. Aber die Gäste beschweren sich immer über meinen Service. Aber nur, um mich aufzuziehen, mein Service ist überragend. Und das Restaurant ist wirklich großartig. Die Albondigas, die Bohnen, die Schnecken – unglaublich. Hier isst man keine Schnecken, oder?
Nein, eher selten. Vermissen Sie das spanische Essen in München?
Meine Mutter besucht mich mindestens einmal pro Monat und kocht genug, dass es für den Rest des Jahres reichen würde. Und ich koche selber sehr gerne..
Haben Sie schon Mal für Ihre Mitspieler gekocht?
Klar, erst vor wenigen Wochen habe ich in der Bayernkantine für alle Tortilla gemacht. Aber es war während der Länderspielpause, deswegen musste ich nicht ganz so viel kochen.