Als Javi Martinez vor acht Jahren zum FC Bayern kam, war er der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten. Gestern hat er zum wohl letzten Mal ein Spiel für den Rekordmeister geschrieben. Der Baske im Interview.
Danach begann ein sehr schneller Aufstieg. Mit 15 spielten Sie in der dritten Liga, ein Jahr später zahlte Athletic Bilbao sieben Millionen Euro für sie. Mit 17 debütierten Sie in der Primera División. Wie erinnern Sie sich an dieses Spiel?
Es war ein 1:1 gegen Real Sociedad. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern.
Wirklich nicht? An ihr Debüt?
Ich kann mich an solche emotionalen Momente nicht erinnern. Ich weiß nicht, woran das liegt. Mir geht es genauso mit dem WM-Finale und dem Champions-League-Finale. Ich habe so gut wie keine Erinnerung an diese Spiele.
Liegt das am Druck?
Kann sein. Aber ich weiß es wirklich nicht. Ich schätze mal, ich bin bei diesen wichtigen Spielen so konzentriert, dass ich einfach alles ausblende.
An Ihre erste Saison generell können Sie sich aber bestimmt noch erinnern, oder?
Athletic war im Abstiegskampf. Das war etwas Historisches. Bilbao, Real Madrid und FC Barcelona sind die einzigen Vereine, die noch nie aus der ersten Liga abgestiegen sind, und wenn in so einem Verein nicht alles nach Plan läuft, gibt es Druck. Ich war 17 Jahre alt und hatte ein Gefühl von Machtlosigkeit, weil wir einfach nicht so spielten, wie wir sollten. Die Saison war für mich wie ein Masterstudium in Persönlichkeitsentwicklung und Reife.
Wie haben Sie diese Phase durchgestanden?
Im Abstiegskampf ist das Wichtigste, dass die Kabine zusammenhält. Wir waren ein echter Freundeskreis, jeder hat auf den anderen geschaut, ihn unterstützt. Ich glaube, in jedem anderen Verein hätte ich deutlich mehr gelitten.
Haben Sie in ihrer Karriere jemals wieder einen derartigen Druck gespürt?
Nein. Dieser Druck, wenn es darum geht, abzusteigen… Das ist etwas komplett eigenes. Das hat nichts mit dem Druck zu tun, den du spürst, wenn du um Europa-League-Plätze kämpfst oder darum, die Bundesliga zu gewinnen. Dabei leidet man bei weitem nicht so wie im Abstiegskampf.
Nicht mal nach einem verlorenen Finale?
Wenn man ein Finale verliert, verliert man ein Finale. Es sind 90 Minuten. Im Abstiegskampf zieht sich dieses Gefühl ein ganzes Jahr lang hin.