Als Javi Martinez vor acht Jahren zum FC Bayern kam, war er der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten. Gestern hat er zum wohl letzten Mal ein Spiel für den Rekordmeister geschrieben. Der Baske im Interview.
Fehlt Ihnen und der Mannschaft Bastian Schweinsteiger manchmal?
Ich bin stolz auf alle meine Mitspieler, die ich bisher hatte. Aber wenn Spieler gehen, treten andere an ihre Stelle. Basti und auch Philipp (Lahm, d. Red.) waren wichtig für die Mannschaft. Jetzt sind Thomas Müller, Manu und Lewy sehr wichtig für den Zusammenhalt in der Kabine. Aber wenn sie gehen, werden andere an ihre Stelle treten. So ist der Kreislauf. Auch ohne Basti läuft beim FC Bayern im Mittelfeld einiges an Qualität herum.
Wie erlebten Sie ihr erstes Jahr beim FC Bayern?
Mein ganzes Leben hat sich damals durch den Transfer verändert. Ich bin von Bilbao nach München gezogen, bin zu einer der größten Mannschaften der Welt gewechselt. Ich hatte großes Glück, zum FC Bayern zu kommen. Und noch mehr Glück, zum ersten Mal in der Geschichte das Triple zu holen. Wir waren eine großartige Truppe. Die Kabine nach dem Champions-League-Sieg war eine einzige Party. Die Jungs hatten ein paar schlechte Jahre hinter sich. Es hat sich angefühlt wie eine Befreiung.
Wie haben Sie den Titel gefeiert?
Ich habe den Titel mit meiner Familie gefeiert. Sie war, wie bei allen wichtigen Spielen, im Stadion. Nicht nur ich habe sehr hart gekämpft, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin, sondern meine ganze Familie. Meine Mutter hat aufgehört zu arbeiten, um mich ständig zum Training fahren zu können. Die Champions League war ein Titel für uns alle.
Sie sind in einem kleinen Dorf mit 1000 Einwohnern aufgewachsen. Wie wird ein Junge aus der spanischen Provinz zum Fußballprofi?
Der Fußball fließt seit meiner Geburt durch meine Adern. Ich und meine Kumpels haben durchgehend Fußball gespielt. Den ganzen Tag nur Fußball. Wir kannten keinen anderen Sport, keine andere Art zu leben. Wir sind aus der Schule raus und haben einfach gespielt. Stundenlang. Unsere Eltern mussten uns jedes Mal abholen, damit wir zum Essen kommen. Wir hätten es sonst vergessen. Für uns gab es nichts anderes, nur Fußball, Fußball, Fußball, Fußball. Zum Glück war der Platz relativ nah bei unserem Haus.
Was war das für ein Platz?
Ein Rasenplatz, der oft in einem furchtbaren Zustand war. Es hat viel geregnet. Und jedes Mal, wenn es geregnet hatte, war der Platz unter Wasser. Wir mussten dann auf einen Acker gehen, auf dem überall Steine lagen und der bergauf ging. Aber in dem Alter ist dir eigentlich alles egal. Du willst spielen und du willst Spaß haben. Es geht nicht darum, ob du irgendwas lernst, oder irgendwas trainierst. Du willst den Fußball genießen.
Haben Sie noch Kontakt zu den Freunden von damals?
Klar, sie kommen mich oft besuchen und ich fahre, wenn ich frei habe, so oft wie möglich in mein Heimatdorf. Wenn ich meine Karriere beende, will ich auch wieder dorthin zurück.
Wie hat sich der Fußball für Sie verändert, als Sie vom Bolzplatz in Ihren ersten Verein nach Logroño gewechselt sind?
Die Trainer wurden besser, das Niveau höher, du lernst deutlich mehr. Aber ich wollte Fußball spielen, um Spaß zu haben. Ich bin oft nach den Spielen zu meiner Mutter gelaufen und habe gefragt: „Mama, habe ich gut gespielt?“ Die Antwort war immer die gleiche: „Hattest du Spaß?“ Wenn ich ja sagte, sagte sie: „Na dann hast du gut gespielt.“