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Seite 3: „Spielst du eigentlich im Verein?“

Hat die Zeit in Vene­zuela Sie geprägt?
Ja, klar. Ich kenne meine Wur­zeln, ich weiß, wie ich bestimmte Dinge ein­zu­schätzen habe. Aber ich bin immer nur sechs Wochen im Sommer dort gewesen, ich musste diese Unter­schiede nicht mein Leben lang ertragen. Das ist etwas anderes, wenn du von dort kommst. Dann weißt du es schon mehr zu wür­digen, wenn du es da raus geschafft hast.

Sie haben mal gesagt, Sie wären gerne Rechts­an­walt geworden, wenn Sie es als Fuß­baller nicht geschafft hätten. Warum?
Ich bin ein Mensch, der es ungern sieht, wenn etwas Unrecht­mä­ßiges pas­siert. Selbst bei Klei­nig­keiten, sei es bei uns im Trai­ning oder im Umgang mit­ein­ander. Des­halb hätte mich der Beruf schon gereizt. Aber dann ist alles anders gekommen. Ich habe die Schule in der Zwölften abge­bro­chen, weil ich Fuß­ball­profi werden wollte. Und so wie es gelaufen ist, musste ich diese Ent­schei­dung bisher nicht bereuen. Abitur kann ich ja immer noch machen.

Halten Sie den Fuß­ball für gerecht?
Nicht wirk­lich. Du spielst den Leuten ja auch manchmal etwas vor. Zum Bei­spiel bei Ver­trags­ver­hand­lungen. Da ver­suchst du dich auf­zu­plus­tern, öfters in den Medien auf­zu­tau­chen, machst dieses und jenes, um dich in den Vor­der­grund zu spielen. Auf der anderen Seite ver­han­deln Manager mit Spie­lern anderer Ver­eine, obwohl sie es noch gar nicht dürften. Natür­lich gibt es Unge­rech­tig­keiten, aber das sind auch relativ offene Geheim­nisse. Man weiß schon ein­zu­schätzen, was die Wahr­heit ist – wenn man drin­steckt. Von außen ist das wahr­schein­lich schwie­riger.

Herr Schmie­de­bach, wün­schen Sie sich manchmal zurück in die Zeit, als der Fuß­ball nur Fuß­ball war?
Ganz ehr­lich, ich könnte auch auf der Straße kicken, ohne dass mir jedes Wochen­ende 50 000 Men­schen zuschauen. Fuß­ball macht ein­fach Bock. Früher habe ich in Berlin jeden Tag stun­den­lang auf den Roten gekickt.

Auf den Roten?
Den roten Gum­mi­plätzen. In Berlin fin­dest du die an jeder Ecke, in Han­nover leider nir­gends. Hier gibt es nur Stein- oder Schot­ter­plätze.

Haben Sie danach gesucht?
Ja, klar. Wenn ich richtig Bock auf Fuß­ball habe, frei habe und schönes Wetter ist, nehme ich mir einen Ball und gehe auf den Bolz­platz. Da sind ja immer irgend­welche Leute, die gerade spielen wollen.

Und die freuen sich dann, dass sie mit einem Profi von Han­nover 96 gekickt haben.
Die erkennen mich ja zuerst gar nicht. Bis dann irgend­je­mand fragt: Spielst du eigent­lich im Verein?