Manuel Schmiedebach von Hannover 96 hält nicht viel von Statussymbolen, fährt mit dem Bus zum Training und wäre gerne Rechtsanwalt geworden. Für uns eines der Interviews des Jahres.
Hat die Zeit in Venezuela Sie geprägt?
Ja, klar. Ich kenne meine Wurzeln, ich weiß, wie ich bestimmte Dinge einzuschätzen habe. Aber ich bin immer nur sechs Wochen im Sommer dort gewesen, ich musste diese Unterschiede nicht mein Leben lang ertragen. Das ist etwas anderes, wenn du von dort kommst. Dann weißt du es schon mehr zu würdigen, wenn du es da raus geschafft hast.
Sie haben mal gesagt, Sie wären gerne Rechtsanwalt geworden, wenn Sie es als Fußballer nicht geschafft hätten. Warum?
Ich bin ein Mensch, der es ungern sieht, wenn etwas Unrechtmäßiges passiert. Selbst bei Kleinigkeiten, sei es bei uns im Training oder im Umgang miteinander. Deshalb hätte mich der Beruf schon gereizt. Aber dann ist alles anders gekommen. Ich habe die Schule in der Zwölften abgebrochen, weil ich Fußballprofi werden wollte. Und so wie es gelaufen ist, musste ich diese Entscheidung bisher nicht bereuen. Abitur kann ich ja immer noch machen.
Halten Sie den Fußball für gerecht?
Nicht wirklich. Du spielst den Leuten ja auch manchmal etwas vor. Zum Beispiel bei Vertragsverhandlungen. Da versuchst du dich aufzuplustern, öfters in den Medien aufzutauchen, machst dieses und jenes, um dich in den Vordergrund zu spielen. Auf der anderen Seite verhandeln Manager mit Spielern anderer Vereine, obwohl sie es noch gar nicht dürften. Natürlich gibt es Ungerechtigkeiten, aber das sind auch relativ offene Geheimnisse. Man weiß schon einzuschätzen, was die Wahrheit ist – wenn man drinsteckt. Von außen ist das wahrscheinlich schwieriger.
Herr Schmiedebach, wünschen Sie sich manchmal zurück in die Zeit, als der Fußball nur Fußball war?
Ganz ehrlich, ich könnte auch auf der Straße kicken, ohne dass mir jedes Wochenende 50 000 Menschen zuschauen. Fußball macht einfach Bock. Früher habe ich in Berlin jeden Tag stundenlang auf den Roten gekickt.
Auf den Roten?
Den roten Gummiplätzen. In Berlin findest du die an jeder Ecke, in Hannover leider nirgends. Hier gibt es nur Stein- oder Schotterplätze.
Haben Sie danach gesucht?
Ja, klar. Wenn ich richtig Bock auf Fußball habe, frei habe und schönes Wetter ist, nehme ich mir einen Ball und gehe auf den Bolzplatz. Da sind ja immer irgendwelche Leute, die gerade spielen wollen.
Und die freuen sich dann, dass sie mit einem Profi von Hannover 96 gekickt haben.
Die erkennen mich ja zuerst gar nicht. Bis dann irgendjemand fragt: Spielst du eigentlich im Verein?