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Seite 2: „Alles geht hier irgendwie leichter“

Wie hat sich diese Gewinner-Men­ta­lität geäu­ßert?
Schon im Kleinen. Mein Kon­kur­rent als rechter Außen­ver­tei­diger war Dani Alves, ein echter Welt­klas­se­mann, schon damals. Dani ist ein super lockerer Typ, der lacht eigent­lich immer. Nach dem Trai­ning haben wir zwei öfter noch Tor­schüsse geübt. Jeder zehn Schuss, wer mehr Tore machte, gewann. Meis­tens ging es eng zu und wenn Dani mal verlor, lachte er nicht mehr. Das hat ihn dann tie­risch gewurmt und er ist in der Kabine ver­schwunden. So waren damals alle. 

Sevillas Erfolg ist umso erstaun­li­cher, da der Klub seine besten Spieler immer ver­kauft und jedes Jahr wieder neu anfangen muss.
Die Trans­fer­po­litik ist über­ra­gend. Monchi (der Sport­di­rektor, d. Red.) ist da wahn­sinnig geschickt, kaum ein Transfer miss­lingt. Er ver­fährt immer nach dem glei­chen System: Die Spieler, die kommen, sind zwi­schen 23 und 26 Jahre alt. Nicht mehr ganz jung also, sie haben vorher schon in anderen Ligen bewiesen, dass sie was können. In Sevilla machen sie dann den nächsten Schritt, ehe es für viele dann weiter nach Bar­ce­lona, Madrid oder Man­chester geht. Für richtig hohe Ablö­se­summen, die vorher schon fest­ge­schrieben werden. Sevilla hat seine Nische gefunden, als Sprung­brett zu den ganz Großen. Ähn­lich wie Borussia Mön­chen­glad­bach in Deutsch­land.

Wie sehr hilft es bei der Ver­pflich­tung von Spie­lern, mit der Europa League werben zu können?
Sehr viel. Sevilla hat inzwi­schen einen Namen und der Wett­be­werb wurde ja auch dadurch auf­ge­wertet, dass der Sieger im dar­auf­fol­genden Jahr in der Cham­pions League spielen darf. Das finde ich richtig. Wenn du in Sevilla unter­schreibst, ist die Chance, in der Cham­pions League spielen zu können, nicht gerade gering. Und wer inter­na­tional auf­fällt, dem winken bald lukra­tive Ange­bote. Natür­lich wollen die Spieler auch des­halb immer gewinnen.

In Sevillas aktu­eller Mann­schaft spielen allein sechs Fran­zosen, auch zu Ihrer Zeit war der Aus­län­der­an­teil ver­gleichs­weise hoch. Warum gelingt es trotzdem immer, so schnell als Team zu funk­tio­nieren?
Das hängt neben der sport­li­chen Qua­lität der Spieler auch mit dem ganzen Umfeld zusammen. Die Men­schen in Anda­lu­sien sind unheim­lich offen und freund­lich, jeder wird herz­lich auf­ge­nommen. So war es jeden­falls bei mir. Dazu das Wetter, ständig Sonne, blauer Himmel. Die spa­ni­sche Küche, der Schinken. Die Lebens­qua­lität ist wahn­sinnig hoch. Wenn du dich wohl fühlst, zeigst du auto­ma­tisch bes­sere Leis­tungen. Alles geht leichter von der Hand.

Im Finale geht es gegen den FC Liver­pool. Aus deut­scher Sicht schmerzt das viele Fans noch immer. Hätte aus Ihrer Sicht auch Borussia Dort­mund im End­spiel stehen können?
Sicher, vom Leis­tungs­ver­mögen her auf jeden Fall. Dort­mund war im ent­schei­denden Moment ein­fach nicht wach genug und hat sich von den Emo­tionen in Liver­pool über­ra­schen lassen. Dass das End­spiel an einem neu­tralen Ort statt­findet, kommt Sevilla eher ent­gegen als Liver­pool.

Ihr Tipp?
2:1 für Sevilla. Jeden­falls hoffe ich das. In der Pre­mier League gibt es viel Geld, aber in der Pri­mera Divi­sion wird ein­fach richtig guter Fuß­ball gespielt.