Zwei Jahre spielte Andreas Hinkel für Europa-League-Finalist FC Sevilla, 2007 gewann er mit dem Klub den Uefa-Cup. Er weiß, warum dieser Verein in wichtigen Spielen nahezu unschlagbar ist.
Andreas Hinkel, Ihr ehemaliger Verein, der FC Sevilla, könnte gegen den FC Liverpool zum dritten Mal in Folge die Europa League gewinnen. Es wäre der fünfte Titel in den vergangenen zehn Jahren. Sind Klub und Wettbewerb füreinander gemacht?
Scheint so. Aber das bezieht sich nicht nur auf die Europa League. Sevilla ist ein Klub, der in Wettbewerben mit K.o.-Spielen immer auftrumpft. Sie stehen dieses Jahr auch wieder im spanischen Pokalfinale, nächstes Wochenende geht es da gegen den FC Barcelona. Egal ob Copa del Rey, Super Cup, Europa League – in ein oder zwei Spielen ist Sevilla nur sehr schwer zu schlagen.
Gibt es dafür eine Erklärung?
Ich hab auch schon darüber nachgedacht, die Mannschaft verändert sich ja ständig. Die Spieler sind andere und trotzdem ist Sevilla kaum auszuschalten. Das liegt auch an der Stimmung, an der Mentalität, die im Klub vorgelebt und weitergegeben wird. Wenn du da hinkommst, spürst du ein Vertrauen in die eigene Stärke. Etwa so: ›Mach dir keine Sorgen. Wir sind der FC Sevilla, wenn es drauf ankommt, sind wir da, dann gewinnen wir.‹
War das schon so, als Sie 2006 in Sevilla ankamen?
Da ging es gerade los. Der Klub hatte wenige Monate vorher den Uefa-Cup gewonnen. Es war der erste internationale Titel der Vereinsgeschichte, in der Stadt waren alle unheimlich stolz. Überall wurdest du als Spieler angesprochen. Auf der Straße, in den Tapasbars. Gleichzeitig herrschte so ein Gefühl, nach dem Motto: ›Jetzt wollen wir mehr.‹
So kam es dann auch. Gleich in Ihrem ersten Jahr konnten Sie den Uefa-Cup-Sieg wiederholen.
Nicht nur das. Wir haben gleich zu Saisonbeginn den Uefa-Supercup gegen Barcelona gewonnen. 3:0, ein echtes Ausrufezeichen. Später dann noch den spanischen Pokal. Aber der Uefa-Cup war der Titel, der am meisten gefeiert wurde.
Warum?
Ich hatte das Gefühl, die Leute sind stolz darauf, dass ihr Klub endlich auch in Europa bekannt ist. In Spanien ist es unheimlich schwer, aus dem Schatten von Barça und Real Madrid zu treten, die nationalen Wettbewerbe sind dort für Klubs aus der zweiten Reihe fast schwerer zu gewinnen als internationale Titel. Wenn du einen Europapokal gewinnst, gehörst du automatisch zu den Großen. Auf dieses Gefühl mussten sie in Sevilla lange warten.
Im Gegensatz zu den Spielen davor durften Sie im Finale gegen Espanyol Barcelona nicht spielen. Schmerzt das noch immer?
Sicher, aber ich habe auch so meinen Teil beigetragen. Unsere damalige Mannschaft war einfach unglaublich stark und Spielzeit zu bekommen schwer. Ich denke, das war der beste Kader, den Sevilla je hatte. Dani Alves, Jesus Navas, Luis Fabiano, Frederic Kanoute, Renato, Adriano – man muss sich ja nur mal anschauen, bei welchen Klubs die später gelandet sind. Das waren Spieler, die immer, wirklich immer, gewinnen wollten. Deswegen konnten wir auch den Uefa-Cup verteidigen.