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Das Inter­view erschien erst­mals im März 2020 in 11FREUNDE #220. Das Heft gibt’s hier im Shop.

Hansi Müller, zu Beginn müssen wir etwas rich­tig­stellen: Sie sind nie Bravo-Boy“ geworden.
Ich wurde Sechster. Dank meines Bru­ders, der mich ohne mein Wissen bei der Wahl ange­meldet hatte. Eines Tages rief ein Bravo“-Redakteur bei uns zu Hause an: Hansi, du bist beim Finale dabei.“ Ich war erst irri­tiert, sagte aber zu. Eine irre Show war das, tau­sende Mäd­chen in der Ber­liner Deutsch­land­halle und zehn Jungs, die in ver­schie­denen Wett­be­werben gegen­ein­ander antreten mussten.

Auch wenn Sie nicht gewonnen haben, trugen Sie danach den Spitz­namen Bravo-Boy“. War es anstren­gend, einer der ersten Pop­stars der Bun­des­liga zu sein?
Einige Spieler, Werner Lorant etwa, schossen sich drauf ein. Ständig drückte der mir Sprüche: Da kommt er ja, der Bravo-Boy!“ Oder: Ach, der Rasen-Tra­volta! Dich hau ich über die Bande!“

Zu Ihrem 21. Geburtstag erhielten Sie 6000 Glück­wunsch­karten. Einige Grou­pies legten Nackt­fotos bei, ein Mäd­chen schrieb: Ich komme in die Kabine. Ich kenne einen Ordner. Sei bloß kein Feig­ling!“
In jener Zeit ver­schickte der VfB jähr­lich etwa 250 000 Auto­gramm­karten von mir. Natür­lich fand ich es schön, dass ich beliebt war. Aber ich habe mich mehr über die Trofeo Bravo“ (Bester Nach­wuchs­spieler Europas, d. Red.) der ita­lie­ni­schen Zeit­schrift Il Guerin Spor­tivo“ oder das Lob eines Fans nach einem Tor gefreut.

Hans Peter Müller

Machte für den VfB Stutt­gart, Inter Mai­land, Calcio Como und den FC Swa­rovski Tirol 518 Spiele und schoss 145 Tore. Mit der DFB-Elf (42 Län­der­spiel, fünf Tore) wurde er 1980 Euro­pa­meister, und 1982 Vize­welt­meister. Nach seiner Kar­riere arbei­tete er u. a. im Vor­stand und im Auf­sichtsrat des VfB. 2014 wurde er in den Gemein­derat von Korb gewählt. Heute spielt er in der VfB-Tra­di­ti­onself und tritt als Redner auf (hansi​-mueller​.com).

1975, als Sie Bravo“-Sechster wurden, begann Ihre Pro­fi­kar­riere. Par­allel machten Sie Ihr Abitur. Wie kamen Sie mit dieser Dop­pel­be­las­tung zurecht?
Es war hart, das Abi schaffte ich mit Ach und Krach. Einmal schrieb ich an einem Sams­tag­morgen eine Klas­sen­ar­beit, wir hatten aber nach­mit­tags ein Spiel in Bay­reuth. Also ließ mich der VfB mit einer Cessna von Stutt­gart zu einem nahe­ge­le­genen Mili­tär­flug­hafen fliegen, und von dort ging es mit einem Auto zum Sta­dion. Ein immenser Auf­wand. Als ich ankam, sagte unser Trainer Jürgen Sun­der­mann: Hansi, was für ein Stress, setz dich mal auf die Bank, brauchst nicht spielen. Und später fährst du gemüt­lich mit uns im Mann­schaftsbus nach Hause.“

Mit Sun­der­mann kehrte der VfB nach zwei Jahren in der zweiten Liga zurück in die Bun­des­liga. Was zeich­nete ihn aus?
Er setzte auf die Jugend und fand die rich­tige Ansprache. Er hat noch heute einen guten Humor. Neu­lich fragte ihn jemand, warum er nur ein Län­der­spiel gemacht habe, und er sagte: Her­berger hat gesehen, dass ich viel besser war als meine Mit­spieler. Er wollte sie durch meine Ein­sätze nicht demo­ra­li­sieren.“

Gleich im ersten Bun­des­li­ga­spiel ging es gegen die Bayern. Bammel?
Respekt! Bayern war amtie­render Welt­po­kal­sieger, wir hatten wenige Wochen zuvor noch gegen den KSV Bau­natal und BSV 07 Schwen­ningen vor 2000 Zuschauern gekickt. Und nun stand ich neben meinem Idol Franz Becken­bauer. Wir holten ein 3:3, ich ver­wan­delte zwei Elf­meter, den Aus­gleich erzielten die Bayern erst kurz vor Schluss. Es brach eine große Euphorie in der Stadt aus. Wir hatten einen Zuschau­er­schnitt von über 50 000 (Best­wert der Saison, der BVB lag mit 37 000 Zuschauern auf Platz zwei, d. Red.), wurden als Auf­steiger sen­sa­tio­nell Vierter und 1978 sogar Vize­meister.

Inters Manager brachten mir ein kleines Modell des San Siro mit. Da wirst du spielen, sagten sie. Ich bekam eine Gän­se­haut“

1984 gewann der VfB den Titel. Sie waren aber zuvor zu Inter Mai­land gewech­selt. Haben Sie den Schritt später bereut?
Ich hatte fünf Jahre in der Bun­des­liga gespielt und wollte eine neue Her­aus­for­de­rung. Sport­lich und natür­lich auch finan­ziell war das Angebot reiz­voll. Das war ja nicht irgendein Klub, das war Inter Mai­land! Aber es stimmt, die Zeit in Ita­lien war nicht immer ein­fach. Ich war oft ver­letzt, ständig trug ich einen Eis­beutel an einer Schlaufe mit mir herum. Die Presse schrieb negativ über mich, und meine Mit­spieler sagten: Hansi, ist der Eis­beutel dein bester Freund?“

Dabei begann Ihre Zeit bei Inter gut. Sie ver­wan­delten in den ersten zwei Spielen jeweils einen Frei­stoß in den Winkel.
Inter hatte große Hoff­nung in mich gesetzt. Die Manager waren nach Stutt­gart gekommen, um mir den Wechsel schmack­haft zu machen. Wäh­rend der Ver­hand­lung zogen sie eine Mar­mor­platte hervor, kaum größer als eine Tafel Scho­ko­lade. Auf den So­ckel war detail­ge­treu ein Miniatur-Modell des San Siro geschraubt, mit­samt den stäh­lernen Ver­strebungen und Säulen. Sie sagten: Hansi, da wirst du spielen.“ Ich bekam eine Gän­se­haut.

Wie war das Sta­dion in echt?
Der Rasen wirkte wie ein Schach­brett, er war so sauber geschnitten, kein Ver­gleich zu deut­schen Plätzen. Am Mill­erntor konnte man ja froh sein, wenn der Ball rollte. Schon bei meinem ersten Foto­termin im San Siro dachte ich: Hier gehe ich nie mehr runter.

Inter soll Sie lange beob­achtet haben. Hatten Sie das mit­be­kommen?
Sie hatten mir bereits vor der EM 1980 ein Angebot gemacht, aber ich hätte nie­mals geahnt, was für einen Auf­wand sie betrieben. Als ich 1982 unter­schrieb, prä­sen­tierten die mir zwei dicke Hansi-Ordner, die wussten alles über mich.

Nicht, dass Ihr Knie anfällig war.
Viel­leicht hätte ich schon 1980 wech­seln sollen, damals war ich gut in Form und gesund. Trotzdem erin­nere ich mich gerne an Ita­lien. Das Derby vor 90 000, bei dem ich ein Tor schoss. Oder der Treffer gegen Sampdoria Genua. Ich lief vor lauter Freude an die Sei­ten­linie, wo mich Walter Zenga in die Luft hob und eine Pirou­ette mit mir drehte. Ein schönes Bild. Außerdem mochte ich die Men­schen, und ich glaube, sie mochten mich auch.

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1976

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Einmal tele­fo­nierten Sie sogar mit einem Fan.
Ich wollte einen Freund anrufen, ver­wählte mich aber. Es mel­dete sich eine mir unbe­kannte Frau, ich ent­schul­digte mich für den Anruf und wollte wieder auf­legen. Da sagte sie:​„Moment, Sie sind doch der Hansi Müller. Ich hole mal eben Fran­cesco, meinen Sohn, der ist großer Fan von Ihnen.“ Ich unter­hielt mich dann zehn Minuten mit dem Jungen. Es war so, als ob die Fans jede Sekunde darauf warten, dass ein Inter-Spieler bei ihnen anruft.

Ihr Mit­spieler Ales­sandro Alt­obelli sagte: Hansi ist so ein Sti­list, man glaubt gar nicht, dass es sich um einen Deut­schen han­delt.“ Was war denn so ita­lie­nisch an Ihnen?
Ich mochte Ita­lien, seit ich als kleiner Junge im Urlaub an der Adria war. Als ich im Sommer 1982 nach Mai­land wech­selte, sog ich alles auf. Die Kultur, die Musik, die Sprache, sogar den Mai­länder Dia­lekt.

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1982

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Schon zu Sai­son­be­ginn gaben Sie Inter­views in flie­ßendem Ita­lie­nisch.
Ich war immer ganz gut in Spra­chen. Meine Eltern sind Donau­schwaben, in und um Bel­grad geboren, meine Oma sprach Jugo­sla­wisch mit mir. Dann hatte ich Fran­zö­sisch in der Schule, das half mir auch. Und wäh­rend meiner ersten Ver­let­zung wohnte ich bei unserem Kon­di­ti­ons­trainer. Dazu das Fern­sehen, die Gaz­zetta dello Sport“, und meine Mit­spieler waren – bis auf den Bra­si­lianer Juary – alle Ita­liener. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Sprache zu lernen.

Nach Ihrer ersten Serie-A-Saison ging Ihre Zeit in der Natio­nalelf zu Ende. Sie waren gerade mal 26 Jahre und hatten 42 Län­der­spiele gemacht. War die Kon­kur­renz im Mit­tel­feld zu groß?
Anfang Sep­tember 1983 spielten wir mit der Natio­nalelf in Ungarn. Ich war nicht gut, aller­dings auch nicht ganz fit, denn in Ita­lien war noch Som­mer­pause. Nach dem Spiel schrieb die Bild“: Arri­ve­derci Hans, das war dein letzter Tanz.“ Jupp Der­wall strich mich aus dem Kader für das nächste Spiel, und ich ahnte bereits, dass es vorbei war. Zumal nie­mand wusste, wie ich mich bei Inter machte. Wenn du damals bei einem aus­län­di­schen Verein gespielt hast, warst du vom Radar ver­schwunden. Es gab kein DAZN oder Sky, nicht mal so etwas wie Ranis­simo“. In Deutsch­land konnte man die Ergeb­nisse in der Zei­tung höchs­tens lesen, mehr nicht.

Andersrum war es genauso.
Absolut. In Ita­lien bekam man nichts mit vom deut­schen Fuß­ball. Meine Eltern haben für mich die Sport­schau“ auf­ge­nommen und die Video­kas­sette per Post nach Mai­land geschickt. Jeden Dienstag- oder Mitt­woch­abend habe ich mir dann die drei Spiele ange­schaut.

Wäh­rend des Ban­ketts schli­chen wir in die Restau­rant­küche und sprangen dort aus einem Fenster. Manni Kaltz ver­stauchte sich den Fuß“

Wie bewerten Sie Ihre Zeit in der Natio­nalelf?
Meine erste WM 1978 war auf­re­gend. Ich war zwanzig Jahre alt und hatte nicht mit einer Nomi­nie­rung gerechnet. Als ich mit­fuhr, habe ich nicht gedacht, dass ich spielen würde. Aber ich durfte viermal ran und machte sogar ein Tor. Meine zweite WM 1982 war der Anfang vom Kar­rie­re­knick. Bis dahin lief immer alles super, aber schon vor der WM hatte ich Beschwerden im Knie. Ich wollte das Tur­nier sogar absagen, aber Der­wall ließ das nicht zu. Kurz vor WM-Start machte ich noch eine Arthro­skopie, ver­rückt! Und wäh­rend des Tur­niers nahm ich dreimal täg­lich starke Schmerz­mittel.

1980 wurden Sie mit der DFB-Elf Euro­pa­meister.
Eine tolle Sache, klar. Ich wurde sogar in die Mann­schaft des Tur­niers gewählt. Aber das hat mich über­rascht, denn ich fand mich nicht so gut. Ich wusste jeden­falls, dass ich besser spielen kann.

Wie war die Party nach dem Finale?
Lustig, aber auch schmerz­haft. Wir wollten mit fünf, sechs Spie­lern in Rom feiern gehen. Wäh­rend des Ban­ketts schli­chen wir in die Restau­rant­küche und sprangen dort aus einem Fenster. Manni Kaltz ver­stauchte sich den Fuß.

Hatten die Profis früher mehr Frei­heiten?
Man konnte abends mal weg­gehen, ohne dass die halbe Welt davon mit­bekam. In Ita­lien tranken wir noch vier Stunden vor Spiel­be­ginn ein Glas Rot­wein, das war kein Thema. Wenn ich dar­über nach­denke, was pas­siert wäre, wenn es damals am Schluchsee Internet gegeben hätte …

Dort berei­teten Sie sich mit der DFB-Elf auf die WM 1982 vor. Es wurde gepo­kert und getrunken. Mit­ten­drin Fans und Reporter. In der Presse hieß der Schluchsee Schlucksee“.
Wenn es damals Social Media gegeben hätte, hätte man uns ver­mut­lich von der WM aus­ge­schlossen. (Lacht.)

Stimmt es, dass Bernd Schuster nach einer Feier bei Ihnen aus der Natio­nalelf geflogen ist?
Eine ver­rückte Geschichte. Es war im Mai 1981 nach einem Freund­schafts­spiel gegen Bra­si­lien in Stutt­gart. Ich hatte mit meiner Frau gerade ein neues Haus samt Par­ty­keller bezogen. Also schlug ich vor, dass wir nach dem Spiel bei mir was trinken. Der­wall gefiel die Idee, alle Spieler kamen mit – bis auf Bernd. Der hatte näm­lich am nächsten Tag ein wich­tiges Pokal­spiel und flog um sechs Uhr früh zurück nach Bar­ce­lona. Auf dem Weg aus der Kabine rief er Toni Schu­ma­cher zu, dass er ihn bei Der­wall ent­schul­digen solle. Irgend­wann nach Mit­ter­nacht, wir hatten alle schon gut getrunken, schaute Der­wall sich um und fragte: Wo ist eigent­lich der Schuster?“ Nie­mand wusste etwas, und Toni muss gerade auf Toi­lette gewesen sein. Der­wall wurde richtig wütend und rief im Hotel an. Dort nahm aber nur Bernds Ehe­frau Gaby ab und sagte, ihr Mann schlafe bereits. Dann legte sie auf. Das machte Der­wall noch rasender. Er sagte: Der spielt nie wieder unter mir!“ Und so kam es dann. Es war alles ein großes Miss­ver­ständnis.

Haben Sie wäh­rend Ihrer Ver­let­zungs­phase mal an das Kar­rie­re­ende gedacht?
Es ist ja so: Wenn du einmal was am Knie hat­test, wirkt sich das auf dein Spiel und deinen Lauf­stil aus, das ist unter­be­wusst drin. Nach meiner Zeit in Como hatte ich zwar Ange­bote, etwa von Udi­nese Calcio und den Young Boys Bern, aber es ging mir nicht so gut. Ich bin ein paar Tage ans Meer gefahren und habe über alles nach­ge­dacht.

Und dann rief ein rei­cher Mann aus Öster­reich an. Was gefiel Ihnen an Tirol?
Es war ein gutes Angebot, der Sponsor Gernot Langes-Swa­rovski konnte ein gutes Gehalt zahlen, außerdem ver­sprach er, dass ich nach der Kar­riere in seiner Firma arbeiten könne. Und sport­lich hatte ich den Ein­druck, dass ich etwas auf­bauen könnte. Früher hieß es ja in Öster­reich: Die Fuß­baller kommen aus Wien, die Ski­fahrer aus Inns­bruck. Nach ein paar Jahren war das nicht mehr so. Wir haben Rapid mehr­mals geschlagen, sind zweimal Meister geworden und ins Uefa-Cup-Halb­fi­nale ein­ge­zogen.

Wel­ches Euro­pa­po­kal­spiel ist Ihnen noch beson­ders in Erin­ne­rung?
Im Vier­tel­fi­nale habe ich gegen den AC Turin eine Ecke direkt ver­wan­delt. Der Wind vom Brenner war in jenem Spiel extrem stark. Als ich bei der Ecke stand, tanzte das Kon­fetti auf dem Rasen. Da dachte ich, jetzt ver­such ich es. Und dann war der Ball drin. Das schönste Spiel der Saison und viel­leicht meiner gesamten Kar­riere war aber das Ach­tel­fi­nale gegen Spartak Moskau. Es war Mitte Dezember, der Boden schon hart, aber die Atmo­sphäre unglaub­lich. Franz Becken­bauer und Ernst Happel saßen auf der Tri­büne, und die Fans ver­wan­delten das Sta­dion mit Wun­der­kerzen in ein ein­ziges Lich­ter­meer.

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1985

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Das beein­druckte Sie? Sie kannten 90 000 im San Siro.
Ich habe gemerkt, dass man eine emo­tio­nale Nähe in klei­nerem Rahmen noch inten­siver erleben kann. In diesem Moment hätte ich jeden der 18 000 Zuschauer umarmen können. Wir gewannen 2:0. Nach dem Spiel bin ich zu den Russen ins Hotel und habe Jeans und Adidas-Kla­motten gegen Kaviar getauscht.

Der FC Swa­rovski Tirol wurde Weißes Bal­lett“ genannt. Ganz schön selbst­be­wusst.
Aber wir haben wirk­lich guten Fuß­ball gespielt, der Halb­fi­nal­einzug (Tirol verlor gegen den spä­teren Sieger IFK Göte­borg, d. Red.) war kein Glück. Außerdem liefen wir kom­plett in Weiß auf: weiße Tri­kots, weiße Hosen, weiße Stutzen, sogar weiße Schuhe. Swa­rovski hatte die besorgt. Ein Novum, denn Fuß­ball­schuhe waren damals eigent­lich schwarz.

Nach der Saison kam Happel als Trainer. Wie ver­standen Sie sich mit dem Grantler?
Ganz gut. Aber wir sind auch mal anein­an­der­ge­raten. Einmal sagte ich zu ihm: Trainer, wir müssen reden.“ Da ant­wor­tete er: Wennst reden willst, musst Han­dels­ver­treter werden.“ Da hatte ich schon ein paar Tage dran zu knab­bern.

Wennst reden willst, musst Han­dels­ver­treter werden“

Ernst Happel zu Hansi Müller

Waren Sie als Spieler impulsiv?
Was kann ich da zu meiner Ver­tei­di­gung sagen? (Lacht.) In einer Saison habe ich vier Platz­ver­weise bekommen. Ver­mut­lich öster­rei­chi­scher Rekord. Am Ende war ich mit dem zustän­digen Sport­richter in Wien befreundet. Na, schon wieder hier“, sagte er. Danach gingen wir einen Kaffee trinken.

Sie haben einem Fan mal die Nase gebro­chen. Warum?
Das war vor einem Spiel gegen den Linzer ASK. In einem Ein­kaufs­zen­trum kamen zwei Männer auf mich zu und wollten mir an den Kragen. Sie wirkten sehr betrunken auf mich, ich wehrte mich. Kurios war der Moment, als ein Poli­zist bei uns in der Kabine erschien: Herr Müller, bitte mit­kommen!“

Die beiden Fans waren zwi­schen­zeit­lich zur Polizei gegangen, hatten aber auch bei der Kronen-Zei­tung“ ange­rufen und geprahlt: Wir wollten, dass Müller nicht spielt.“
Bei der Polizei ver­strickten sie sich in wider­sprüch­liche Aus­sagen. Es war schnell klar, dass ich keine Schuld trug.

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Hansi Müller, Sie haben nach Ihrer aktiven Zeit im VfB-Vor­stand gear­beitet, waren Redak­teur bei Ranis­simo“ und WM-Bot­schafter 2006. Hätten Sie sich gewünscht, dass Ihre Kinder auch Fuß­baller werden?
Mein Sohn Leif hat früher in der VfB-Jugend gespielt, unter anderem mit Sami Khe­dira und Andreas Beck. Er hätte es viel­leicht geschafft, aber mit 16 sagte er, dass es zu viel wird. Sieben Tage die Woche Fuß­ball, keine Zeit für Freunde und Schule. Ich habe das ver­standen. Heute ist er DJ. Und das hat er auch von mir.

Inwie­fern?
Ich hatte früher eine Ste­reo­an­lage mit einem ein­ge­bauten Misch­pult. Zu seinem 13. Geburtstag habe ich ihm einen Mix auf Kas­sette gemacht. Fleet­wood Mac, Beatles, Beach Boys, so was halt. Ich glaube, er fand das ganz gut. Heute legt er im Berg­hain auf oder in Stutt­garter Clubs. Momentan hat er Auf­tritte in Süd­afrika. Dort ist gerade Sommer. Ach ja … (schaut nach draußen, wo es seit Stunden regnet) … DJ müsste man sein.