Gegen Frankfurt verliert Union erstmals nach 14 Bundesligaspielen. An der herausragenden Saison ändert das nichts. Doch ein paar kleine Warnsignale sind zu erkennen.
Der starken Frankfurter Leistung stand allerdings auch ein schwacher Auftritt der Berliner gegenüber. Union fehlte in der Offensive die Präzision, die in den vergangenen Spielen Grundlage der beeindruckenden Effizienz gewesen war, und auch die sonst mustergültige Organisation passte in wichtigen Situationen nicht.
„Ich glaube, dass wir ganz gut reingekommen sind ins Spiel. Aber dann standen wir immer öfter in Eins-gegen-Eins-Duellen“, sagte Abwehrspieler Paul Jaeckel. Gegen die Geschwindigkeit von Randal Kolo Muani und Jesper Lindström war Unions Defensive ohne das nötige Doppeln dann hilflos. „Die beiden Tore waren Geschenke von uns“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. Fischer störte sich vor allem an der mangelnden Grundeinstellung seiner Mannschaft. „Wenn wir die Basics nicht abrufen und uns nicht am absoluten Limit bewegen, wird es schwer“, sagte der Trainer.
Ein paar Warnsignale wird der Schweizer sicherlich entdeckt haben und im Hinblick auf die zwölf Spiele bis zur WM-Pause Mitte November so schnell wie möglich beseitigen wollen. Auch wenn die Datengrundlage so früh in der Saison noch dünn ist, deutet sich an, dass Union nach Gegentoren die richtigen Lösungen fehlen. In Europa League und Bundesliga gerieten die Berliner drei Mal in Rückstand – sie verloren alle drei Spiele und erzielten dabei kein einziges Tor. Den 0:1‑Niederlagen gegen St. Gilloise und Braga folgte nun das 0:2 gegen Frankfurt.
Es ist kein Geheimnis, dass Union vor allem dann erfolgreich spielt, wenn die Mannschaft aus einer kompakten Defensivordnung schnell umschalten kann. Steht der Gegner allerdings selbst tief, wie es oft bei einer Führung passiert, tun sich die Berliner mit dem Ballbesitz schwer.
Auch gegen Frankfurt führte Unions Druckphase in der zweiten Hälfte selbst in Überzahl kaum zu klaren Chancen. Am gefährlichsten wurde es durch Distanzschüsse. So überragend Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu Pefok im Umschaltspiel harmonieren, so schwer tut sich die Berliner Offensive in engen Räumen.
Fischer sieht dennoch keinen Grund für Beunruhigung, schließlich betont der Trainer schon seit Wochen, dass er den Erfolg gut einordnen könne und keineswegs für selbstverständlich halte. Viel Zeit, sich über die erste Bundesliga-Niederlage zu ärgern, haben die Berliner ohnehin nicht.
Schon am Donnerstag ist Union bei Malmö FF zu Gast und um weiter auf das Überwintern in der Europa League hoffen zu können, brauchen die Berliner in Südschweden einen Sieg. „Wir werden versuchen, am Donnerstag unser gewohntes Gesicht zu zeigen“, sagt Fischer.
Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Kooperation mit dem Tagesspiegel.