Hannover-Boss Martin Kind schießt öffentlich gegen Torwart Ron-Robert Zieler. Für das neue Spielerbündnis um Mats Hummels, Sven Bender und Almuth Schult eine Respektlosigkeit – die deutlich zu weit geht.
Es ist seit der Gründung das erste Mal, dass das Bündnis öffentlich so deutlich Stellung bezieht. Ins Leben gerufen haben die Spieler den Zusammenschluss, als sie sich im Zuge der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der Corona-Pause von der DFL übergangen fühlten. Die Initiatoren sehen „im aktuellen System eine große Lücke“.
Als Kernpunkte seiner Arbeit sieht das Bündnis den besseren Gesundheitsschutz der Spielerinnen und Spieler, mehr finanzielle Solidarität und Stabilität sowie einen wirksamen Kampf gegen Diskriminierung. Als zweite Spielergewerkschaft neben der VDV (Vereinigung der Vertragsfußballspieler) versteht es sich indes nicht. „Wir arbeiten letztendlich auf das gleiche Ziel hin“, sagte Andreas Luthe. Nils Petersen ergänzte: „Bisher hatten wir keine Gelegenheit, selbst zu agieren. Es wäre schön, wenn das in Zukunft anders wäre.“
In der Causa Zieler reagiert das Bündnis zwar statt zu agieren, macht aber den Fall auch zu einem allgemeinen Politikum. „Polemik und Respektlosigkeit gehören nicht zum Fußball“, heißt es in dem Statement der Gruppe, der mittlerweile mehr als 460 Spielerinnen und Spieler angehören. „Der Umgang zwischen Verein und Spieler sollte auch bei sportlichen Differenzen immer respektvoll und wertschätzend sein. Natürlich kann sich ein Funktionär zu sportlichen Einschätzungen äußern. Sachlich und intern. Aber nicht respektlos über die Medien.“
Hannovers Trainer Kenan Kocak ist diesen Weg offenbar gegangen und äußerte sich erst jetzt öffentlich zur Personalie Zieler. „Wir haben uns sportlich für diesen Weg entschieden. Ich hatte vor Wochen schon ein offenes und ehrliches Gespräch mit Ron. Er wurde von mir informiert“, sagte Kocak dem Kicker. Auch Ex-Kapitän Edgar Prib und Noch-Kapitän Marvin Bakalorz habe er persönlich über ihren Platz auf der 96-Streichliste informiert. „Es ist meine Pflicht als Trainer, jedem Spieler mitzuteilen, wie seine Situation ist und wie ich seine Zukunft sehe“, sagte Kocak weiter.
Sportlich ist die Entscheidung, nicht mehr auf Zieler zu setzen, durchaus nachvollziehbar. Der 31-Jährige sah bei einigen Gegentreffern nicht gut aus und kassierte insgesamt 46 Gegentore (viertschlechtester Wert der Liga). So faustete er im Februar vor dem 2:2 gegen Wehen Wiesbaden am Ball vorbei und schenkte damit den Dreier her. Eine Woche später hielt er gegen Fürth den Sieg mit starken Paraden und einem gehaltenen Elfmeter fest. Für die Verantwortlichen überwiegen dennoch die schlechten Auftritte. Sie verpflichteten Zielers Vorgänger im 96-Tor Michael Esser per Leihe von der TSG Hoffenheim und machten ihn prompt wieder zur Nummer eins.
Der Verein würde Zieler, der noch einen Vertrag bis 2023 besitzt und offenbar zwischen 700.000 und 800.000 Euro pro Jahr Gehalt kassiert, gerne ablösefrei ziehen lassen. Das ließ Kind ebenfalls verlauten. Angeblich stand der Torhüter bei Bundesligist Union Berlin als Nachfolger von Rafal Gikiewicz zur Debatte, der Wechsel dürfte allerdings vom Tisch sein. Union verpflichtete stattdessen Andreas Luthe.