Hannover-Boss Martin Kind schießt öffentlich gegen Torwart Ron-Robert Zieler. Für das neue Spielerbündnis um Mats Hummels, Sven Bender und Almuth Schult eine Respektlosigkeit – die deutlich zu weit geht.
„Der Torhüter hat eine Schlüsselrolle im Team. Deswegen muss man sich als Club immer die Frage stellen: Ist die Position so besetzt, wie es in der aktuellen Situation notwendig ist? Wenn man nach einer sachlichen Analyse zu der Entscheidung gelangt, dass dem nicht so ist, muss man handeln.“
Das ist die höfliche Version der Zieler-Abfuhr bei Hannover 96. Ausgesprochen von Sportchef Gerhard Zuber
„Wenn Zieler mich fragt, empfehle ich einen Wechsel. Bei uns wird er keine Chance mehr haben. Wir hätten ihn gar nicht verpflichten dürfen damals.“
Das ist die unschöne Version des Vorgangs. Ausgesprochen von 96-Geschäftsführer Martin Kind bei einem Termin mit der Neuen Presse.
Bei Zielers Rückholaktion vor einem Jahr zeigte sich Kind noch schwer überzeugt vom 31-jährigen Weltmeister, der 2014 im Kader der Nationalmannschaft gestanden hatte, beim Turnier in Brasilien aber nicht zum Einsatz gekommen war. „Wir haben die Möglichkeit genutzt, mit Ron-Robert Zieler einen Spieler zu verpflichten, mit dem wir langfristig auf der Torhüterposition topbesetzt sind“, wurde Kind 2019 auf der Vereinshomepage zitiert.
Zwar relativierte Kind seine aktuellen Aussagen in der Folge, er hätte sich sensibler ausdrücken können, am Inhalt hält er allerdings fest. „Jetzt dem Jungen wieder Hoffnungen zu machen, wäre falsch. Ich kenne die Meinung der sportlichen Leitung und deshalb kann ich Zieler das nur empfehlen. Das ist eher gut gemeint als böse“, sagte Kind gegenüber Sport1.
Trotzdem handelte sich der Hörgerätemillionär mit seinem gut gemeinten Rat heftige Kritik ein. Nicht nur von Raimunt Zieler, Ron-Roberts Vater, der „angewidert“ ist und den Vorgang „schäbig“ nennt. Auch das im Juni neu formierte Spielerbündnis aus Spielern der ersten drei Ligen im Männerfußball wie Mats Hummels (Dortmund), Sven Bender (Leverkusen) oder Sören Günther (Aue) sowie Spielerinnen der Frauen-Bundesliga wie Almuth Schult oder Alexandra Popp (beide Wolfsburg) schießt gegen Kind.
Der Kicker veröffentlichte das Statement der Interessenvertretung der Spielerinnen und Spieler im Wortlaut: „‚Ich bin tief betroffen‘, sagte Martin Kind vor einiger Zeit in Erinnerung an den Selbstmord von Robert Enke, um dann jetzt Ron-Robert Ziele öffentlich zu diskreditieren. Ohne ein Mindestmaß an Anstand, Respekt und Professionalität, insbesondere gegenüber einem ehemaligen Nationalspieler und Weltmeister“, heißt es darin.