Partys auf Mallorca, „Spielerfrauenmann“ und Skandalprofi – Dennis Aogo musste viele Schlagzeilen über sich lesen. Heute wird er 35 Jahre alt. Im Interview spricht er ausführlich über seine Stationen, sein Image, die Hilfe von Psychologen und seine Arbeit im Altenheim.
Sky hat Sie mal daheim besucht. Sie wussten nicht, wie viel eine Packung Spaghetti kostet, stiegen dann in Ihr Luxusauto. Sie wirkten in der Sendung sehr oberflächlich. Gleichzeitig haben Sie in der Talkshow von Markus Lanz sehr reflektiert Auskunft über das Profidasein gegeben. Woher kommt dieser Widerspruch?
Das ist für mich kein Widerspruch. Das eine schließt das andere doch nicht aus. Ich bin jemand, der zu schätzen weiß, was er hat und sehr dankbar dafür ist. Ich genieße meinen Luxus, auch weil ich früher gar nichts hatte. Das heißt aber nicht, dass ich keinen Tiefgang habe. Das wird leider sehr oft pauschalisiert. Bei dem Besuch von Sky habe ich zum Beispiel auch meinen Gucci-Anzug gezeigt. Aber ich frage Sie: Heißt das, dass ich deswegen keinen Tiefgang habe? Natürlich nicht!
Diese Bilder bleiben jedoch hängen.
Bei denen, die mich so sehen wollen, auf jeden Fall, aber man kann nicht jeden zufriedenstellen. Ich bin sehr interessiert an Menschen, bin offen und bodenständig. Aber warum soll ich mich verstecken, nur weil die Gesellschaft Luxus als Oberflächlichkeit auslegt? Diese Ansicht an sich ist doch total oberflächlich. Ich habe 16 Jahre meine Knochen dafür hingehalten, dass ich mir auch mal etwas gönnen kann. Denn wenn ich mich so zeige, kann es vielleicht auch eine Motivation sein für andere Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Nach dem Motto: „Wenn ich das geschafft habe, kannst du es auch.“
Ein weiterer Widerspruch: Sie haben oft betont, dass Sie Schwierigkeiten mit Ihrer Popularität haben. Gleichzeitig gibt Ihre Frau in der „Bild“ intime Geheimnisse Ihrer Beziehung preis, beispielsweise wann sie die Pille abgesetzt hat. Nun reden sie beide in einem Podcast über Ihre Ehe. Wie passt das zusammen?
Gute Frage, kann ich aber einfach erklären. Ich bin keine Rampensau, aber ich will trotzdem nahbar sein. Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen, aber ich will den Leuten etwas mit auf den Weg geben. Ich will Fans hinter die Kulisse blicken lassen. Instagram zum Beispiel ist für mich keine Plattform zur Selbstdarstellung, sondern für Interaktion. Ich antworte dort regelmäßig auf Fragen von Followern. Die Leute denken immer, dass Fußballer total weit vom normalen Leben entfernt wären, aber das sind wir nicht.
Sie selbst haben sich schon augenzwinkernd als „Spielerfrauenmann“ bezeichnet. Wie geht es nun für Sie beruflich weiter?
Ohne die Corona-Krise hätte ich einen Zweijahresvertrag bei einem Klub im Ausland unterschrieben. Jetzt muss ich schauen, wie es weiter geht. Ich fühle mich fit und kann sicher noch ein paar Jahre auf ordentlichem Niveau spielen. Momentan vermisse ich vor allem den Wettkampf. Ausgelaugt vor der Kurve zu stehen und zu feiern – das ist das beste Gefühl, es trägt dich durch die komplette Woche. Und wenn ich eines während der Corona-Krise gelernt habe, dann dass die Fans ein absolut unverzichtbarer Teil des Fußballs sind.
Abschließend: Was hat sich in Ihren 16 Jahren als Profi am meisten geändert?
(Hält das Handy hoch) Das hier hat alles geändert. Als ich angefangen habe, gab es noch keine Handykameras. Wir Spieler waren in Bars, Restaurants oder auf der Straße viel anonymer unterwegs. Die Hierarchie innerhalb einer Mannschaft ist flacher geworden. Und: Es ist vielm mehr Geld im Markt. Wobei die öffentlichen Zahlen zumindest bei den Gehältern auch sehr oft nicht stimmen. Wenn Sie irgendwo Zahlen lesen, kommt es schon mal vor, dass Sie hier und da auch mal eine Million abziehen können. Ich wäre froh gewesen, wenn ich wirklich das verdient hätte, was in den Zeitungen stand.