Als Issa Iskander (40), schwerkranker Sportdirektor des schwedischen Klubs Husqvarna FF, für immer die Augen schloss, waren Trainer, Spieler, Vorstand und Fans an seiner Seite.
Wie ernst es den Husqvarna-Spielern damit ist, bewiesen sie nur wenige Stunden später, als sie geschlossen ankündigten, zum nächsten Pflichtspiel gegen Landskrona (angesetzt für den 17. August) nicht anzutreten. An diesem Tag, nur sieben Stunden vor dem Anstoß, sollte Issa Iskander bestattet werden. Dass sowohl der Gegner als auch der Verband eine Verschiebung der Partie aus organisatorischen Gründen abgelehnt hatten, war allen wurscht. „Wir werden nicht auflaufen“, legte auch Coach Ali Khan sich fest, „es geht einfach nicht. Wir können an diesem Tag unmöglich Fußball spielen.“ Seine Mannschaft müsse doch Issas Familie beistehen. Was bedeuten da schon drei Punkte?
Zum Glück hatte man beim Verband ein Einsehen. Das Match gegen Landskrona steigt nun drei Tage später, am 20. August. Und bei Husqvarna FF ist man sicher: Wo immer Issa Iskander nun ist – er wird zuschauen und mitfiebern. Und sollte Husqvarna gewinnen, wird er zufrieden in sich hinein grinsen und sich die Hände reiben. So, wie er es Zeit seines Lebens tat.
An welcher Schraube muss noch gedreht werden?
Seine Spieler haben Iskander dessen Liebe zum Verein nicht vergessen: „Für die meisten Jungs war er wie ein Papa“, sagt Trainer Ali Khan. „Er hatte immer Zeit für sie und ihre Sorgen – auch wenn er eigentlich gar keine Zeit hatte. Issa hätte nie jemanden mit einem Anliegen allein gelassen.“ Diese familiäre Atmosphäre war auch die Basis für Husqvarnas zwischenzeitlichen Aufstieg in die „Superettan“, Schwedens zweithöchste Spielklasse, vor vier Jahren. Issa war in all der Zeit stets der Fels in der Brandung, der starke Patron und der sensible Zuhörer, der als Erster merkte, wenn irgendwo im Klub an einer Stellschraube gedreht werden musste.
„Issa war wirklich ein klassischer Vereinsmensch und das, was er für den Fußball hier in Husqvarna getan hat, lässt sich nicht in Worte fassen“, sagt Mohammed Ali Khan. „Fußball kam für ihn immer an erster Stelle, gleich danach kam die Familie, dann sein Job. Ich habe nie jemanden getroffen, dem der Fußball so viel bedeutet hat wie ihm.“
„So, Jungs, jetzt führt ihr das Ganze hier fort“
Umso härter hatte die Nachricht von Iskanders Krebsdiagnose den Klub im vergangenen Winter getroffen. Natürlich sprachen sie ihm alle Mut zu und sagten unaufhörlich Dinge wie: „Du wirst diesen verfluchten Krebs besiegen!“ Oder: „Du schaffst das schon, Issa!“ Doch der Sportdirektor begann schon bald, Aufgaben zu delegieren – nicht, um sich schonen, sondern weil er den Verein auf die Zeit nach seinem Tod vorbereiten wollte. Jeder in der 22.000-Seelen-Gemeinde Husqvarna am Ufer des gewaltigen Vätternsees ahnte, dass Issa Iskander das Ende der laufenden Saison im Spätherbst dieses Jahres nicht mehr erleben würde. Auch wenn es bis zuletzt niemand wahrhaben wollte.
Und jetzt? „Issa hätte nicht gewollt, dass wir nach seinem Tod hier rumsitzen und in Selbstmitleid verfallen, nur weil er von uns gegangen ist“, sagt sein bester Freund, Husqvarnas Marketingchef Magnus Krantz. „Issa würde jetzt sagen: ‚So, Jungs, jetzt führt ihr das Ganze hier fort, wie wir uns das gemeinsam gedacht hatten.‘ Und genau das werden wir tun. Denn das ist sicher die beste Art und Weise, Issa und sein Andenken zu ehren.“
Erst einmal wollen sie den Klassenerhalt fixieren in Husqvarna – und in der kommenden Saison vielleicht wieder die Zweitklassigkeit anpeilen.