Heute Abend treffen Borussia Dortmund und Bayern München zum neunten Mal im Supercup aufeinander. Dabei könnten die Ausgangslagen bei den jeweiligen Klubs kaum unterschiedlicher sein. Für Julian Nagelsmann steht die erste richtige Belastungsprobe der jungen Saison an.
Entschlossen tritt Michael Zorc vor das Mikrofon des Reporters: „Jetzt haben wir gesehen, was wir leisten können. Aber ich habe das schon nach dem Pokalspiel gesagt: es ist immer ein Spiel. Über eine ganze Saison haben wir noch Schwierigkeiten, die Leistung zu halten.“ So oder so ähnlich könnte sich der Sportdirektor des BVB heute Abend auch nach einem möglichen Sieg im Supercup gegen die Bayern äußern. Tatsächlich stammt das Zitat des heutigen Sportdirektors aber vom ersten Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern im damals noch „DFB-Supercup“ genannten Wettbewerb. Das liegt mittlerweile über 32 Jahre zurück. Am 25. Juli 1989 triumphierten die Dortmunder im Fritz-Walter-Stadion zu Kaiserslautern mit einem 4:3 über die Münchener.
Seit dem Spiel auf dem Betzenberg gab es sieben weitere Duelle. Seit dem 3:2‑Sieg des FC Bayern München im vergangenen Jahr ist die Bilanz wieder ausgeglichen: beide Mannschaften konnten jeweils vier Mal gewinnen. Doch die Frage, welche Mannschaft heute Abend mit dem fünften Sieg im neunten Aufeinandertreffen im Rahmen des Supercups den ersten Titel der Saison holt, birgt deutlich weniger Brisanz als die jeweiligen Ausgangslagen beider Mannschaften.
Während das Duell für die Bayern eine echte Fallhöhe besitzt, könnten die Dortmunder unter ihrem neuen Trainer Marco Rose bereits nach dem ersten Bundesligaspieltag eine große Euphorie im Verein erzeugen. Dabei unterscheiden sich auch die sportlichen Vorzeichen: Dortmund steht bereits in der zweiten Pokalrunde und begeisterte am Samstagabend mit einem berauschenden 5:2‑Sieg gegen Eintracht Frankfurt seine Fans. Dortmunds Trainer Marco Rose kann mit einem entspannteren Gefühl in das Spiel gehen. Gleichwohl bietet das Spiel ihm die Gelegenheit, mit einem Sieg im Prestigeduell so richtig bei den Westfalen anzukommen.
Die Bayern warten hingegen durch die coronabedingte Absage noch auf ihr Pokalspiel gegen den Bremer SV und strauchelten bei ihren Bundesligaauftakt zu einem Remis bei Borussia Mönchengladbach. Nachdem den Gladbachern in der Schlussphase zweimal ein möglicher Foulelfmeter verwehrt wurde, konnten die Münchner schlussendlich sogar froh sein, einen Punkt vom Niederrhein mitgenommen zu haben. Julian Nagelsmann steht damit bei den Bayern weiterhin ohne Sieg da. Für den 34-Jährigen ist das aber noch kein Grund zur Panik. Am Montag sagte er, dass man „mit dem ersten Sieg auch ein wenig die Kirche im Dorf lassen“ müsse. Das Finale heute Abend habe zwar eine gewisse Relevanz, weil es um einen Titel gehe, aber keine Bedeutung für die noch junge Saison. „Dafür ist es noch zu früh. Wir hatten einfach auch zu wenig Trainingseinheiten.“
Falls das Spiel heute Abend aber tatsächlich verloren ginge, würden die Alarmglocken an der Säbener Straße bereits nach dem ersten Bundesligaspieltag leise zu läuten beginnen. Die Art und Weise der Niederlage ist bei den erfolgsverwöhnten Bayern dabei zweitrangig. Und mehr noch: mit einer Niederlage würden die Bayern dem direkten Konkurrenten um die Meisterschaft zum perfekten Saisonstart verhelfen.