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Quiz­frage: Seit wann ist Arsène Wenger beim FC Bayern im Gespräch? Die Ant­wort dürfte sogar ältere Bayern-Fans über­ra­schen, die sich viel­leicht erin­nern, dass da mal irgendwas mit Tra­pat­toni war. Denn um den ersten Flirt zwi­schen dem Rekord­meister und dem elsäs­si­schen Grand­sei­gneur zu finden, muss man bis ins Früh­jahr 1992 zurück­gehen.

Schon damals war Wenger kei­nes­wegs ein Unbe­kannter. Er hatte mit Monaco die Meis­ter­schaft sowie den Pokal gewonnen und galt auch als Kan­didat auf den Posten des fran­zö­si­schen Natio­nal­trai­ners (am Ende wurde es Gerard Houl­lier, dessen kurze Amts­zeit sehr unglück­lich ver­lief). Die Bayern suchten zu diesem Zeit­punkt eben­falls einen Trainer, denn nach nur fünf Monaten hatte man das Expe­ri­ment mit Sören Lerby beendet. Es dürfte Vize­prä­si­dent Franz Becken­bauer gewesen sein, der Wenger ins Spiel brachte, den er aus seiner Zeit bei Olym­pique Mar­seille kannte. Nach einer Partie zwi­schen Mar­seille und Monaco hatte Wenger sogar mal für Becken­bauer auf der Pres­se­kon­fe­renz den Dol­met­scher gegeben.

Sie gehen mir auf den Wecker!“ 

Doch im März 1992 wurde aus dieser Idee nichts, weil der Elsässer gerade dabei war, Monaco ins Finale um den Pokal der Pokal­sieger zu führen, das dann gegen Werder Bremen ver­loren ging. So wurde ein gewisser Erich Rib­beck neuer Bayern-Trainer. Doch damit war das Thema Wenger beim Klub noch lange nicht erle­digt. Denn Rib­beck hielt sich keine zwei Jahre im Amt, schon im Dezember 1993 musste er gehen. Die Ham­burger Mor­gen­post“ titelte: Die Bayern-Sen­sa­tion: Erst Franz, dann Arsène Wenger!“ Das mit Franz stimmte, denn Becken­bauer sprang bis Sai­son­ende ein. Und das mit Wenger hätte wohl auch gestimmt – wenn er nicht einen lang­fris­tigen Ver­trag gehabt hätte. 

Noch bis in den März 1994 galt Wenger als Wunsch­kan­didat für die Becken­bauer-Nach­folge und war laut L’Equipe“ auch bei Real Madrid, Juventus Turin und Paris St. Ger­main im Gespräch. Dann platzte ihm der Kragen. In einem Inter­view sprach Wenger von Erfin­dungen unse­riöser Zei­tungen“ und sagte dem Reporter: Sie gehen mir mit diesem Thema auf den Wecker! Es bleibt dabei, dass ich meinen bis 1995 lau­fenden Ver­trag erfülle.“ Die für Bayern bit­tere Pointe an der ganzen Geschichte war, dass Wenger das eben nicht tat. Schon im Sep­tember 1994 wurde er vom AS Monaco ent­lassen.

Und wieder waren die Bayern an ihm dran. Gio­vanni Tra­pat­toni war da zwar erst zwei Monate an der Säbener Straße im Amt, doch ganz offenbar muss die Klub­füh­rung mit der ver­rückten Idee gespielt haben, den Ita­liener durch den Fran­zosen zu ersetzen. Denn vor sechs Jahren erzählte Uli Hoeneß der Sun“: Damals, bevor er nach Japan ging, sind Franz Becken­bauer und ich nach Nizza geflogen und haben mit ihm ver­han­delt. Alles war schon klar, aber letzt­lich hat er sich dann doch ent­schieden, nach Japan zu gehen. Wir waren sehr über­rascht.“ Von Nagoya Grampus Eight in Japan aus ging es für Wenger 1996 nach London, zu seiner Lebens­auf­gabe bei Arsenal, wo er alles umkrem­pelte.

Anruf in London

Doch der Kon­takt nach Mün­chen riss trotzdem nicht ab. Im März 1997 zum Bei­spiel, zur chao­ti­schen Hoch­zeit des FC Hol­ly­wood, rief ein ver­zwei­felter Hoeneß in London an und bat Wenger um Tipps, wie man so einen Sau­haufen dis­zi­pli­niert. Dann sagte er der Presse: Wir werden jetzt eng­li­sche Ver­hält­nisse kre­ieren!“ Das gelang aller­dings erst etwas später, unter der deut­schen Aus­gabe von Arsène Wenger: Ottmar Hitz­feld. Und als eben der Ende 2002 bei den Bayern stark in der Kritik stand, richtet sich der fle­hende Blick mal wieder nach London. Wie so oft in den Jahren danach. Im Januar 2008 wun­derte sich die Frank­furter All­ge­meine Zei­tung“: Wenger wird trotz seines lang­fris­tigen Ver­trags mit Arsenal London in Mün­chen min­des­tens einmal pro Saison als heißer Tipp genannt.“

Nun, nach all den Jahren, in denen die Bayern ver­geb­lich um Wenger gebuhlt haben, ist die Situa­tion auf einmal ein andere. Denn jetzt hat es fast den Ein­druck, als wäre es der Fran­zose, der auf den Spit­zenjob an der Säbener Straße scharf ist, wäh­rend der Rekord­meister sich ein wenig ziert. Bleibt das zwi­schen den beiden viel­leicht doch eine unend­liche Geschichte?