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Seite 2: Was die Jugendarbeit in Paris auszeichnet

Oft haben solche Ent­schei­dungen sport­liche Gründe, und in Frank­reich ist die Kon­kur­renz beson­ders stark. Es ist unglaub­lich, wen Frank­reichs Natio­nal­trainer Didier Des­champs gar nicht erst für die WM nomi­nierte: Karim Ben­zema und Alex­andre Laca­zette, die Stür­mer­stars von Real Madrid und Arsenal, Anthony Mar­tial von Man­chester United, King­sley Coman vom FC Bayern oder Tie­moué Bak­ayoko von Chelsea, beide übri­gens in Paris geboren. Die Liste sol­cher Spieler, die mit ihren Klubs in der Cham­pions League regel­mäßig spielen, ist damit nicht annä­hernd kom­plett.

Über­fluss an Talenten

In Frank­reich gibt es einen Über­fluss an Fuß­ball­ta­lenten, von dem auch andere Nationen pro­fi­tieren, aber vor allem das eigene Natio­nal­team. Zufällig ist das nicht, die Ent­wick­lung geht auf die Grün­dung des natio­nalen Leis­tungs­zen­trum im Jahr 1988 zurück. Ohne die Anlage in Clai­re­fon­taine, 50 Kilo­meter von der Haupt­stadt in einem Wald­ge­biet gelegen, hätte es wahr­schein­lich keinen fran­zö­si­schen Welt­meister 1998 gegeben und nicht die Euro­pa­meister zwei Jahre später.

Dort wurden schon länger Nach­wuchs­spieler aus­ge­bildet, aber in den letzten Jahren wurden die Anstren­gungen noch einmal erhöht. In der Nähe der schloss­ar­tigen Anlage, in der sich die Natio­nal­mann­schaft auf ihre Spiele vor­be­reitet, liegt ein unauf­fäl­liges zwei­ein­halb­stö­ckiges Haus, das Institut National du Foot­ball“. Hier ver­bringen jeweils 23 junge Spieler aus dem Groß­raum Paris zwei ent­schei­dende Jahre. Bemer­kens­wert daran ist, wie jung sie sind, wenn sie ein­ziehen: 13 Jahre. Das Kon­zept heißt Pré-for­ma­tion“, die Talente sollen eine Vor­aus­bil­dung in dem Lebens­alter bekommen, in dem sie moto­risch am schnellsten lernen. Fünf Tage in der Woche bleiben sie in Clai­re­fon­taine, um zu trai­nieren und in die Schule zu gehen, am Wochen­ende geht es zur Familie.

Immer wieder Wie­der­ho­lung

Kylian Mbappé und Blaise Matuidi aus der aktu­ellen Mann­schaft gehören zu den weit über 20 fran­zö­si­schen Natio­nal­spie­lern, die als Kinder hier waren, aber auch Raphael Guer­reiro und Mehdi Benatia waren in Clai­re­fon­taine. Das Institut National du Foot­ball“ ist dabei nur das größte im Land, von denen es ins­ge­samt 15 in ganz Frank­reich gibt. Jean-Claude Lafargue, der Leiter des Insti­tuts in Clai­re­fon­taine, erklärte die Arbeits­weise in einem Inter­view so: Wir bringen ihnen bei, sich selbst ken­nen­zu­lernen und die Signale aus dem Spiel zu erkennen. Und dann wie­der­holen und wie­der­holen wir. Damit ein Kind sich daran gewöhnt, ein Pro­blem auf dem Feld ganz allein zu lösen.“

Dass sie dazu in der Lage sind, haben die fran­zö­si­schen Spieler im Laufe der WM viel­fach gezeigt. Zudem gibt es bei vielen dieser Spieler auch einen beson­deren Hunger, den oft tristen Ver­hält­nissen der Ban­lieus zu ent­kommen, den Hoch­haus­sied­lungen um Paris. Es gibt dort nur Fuß­ball, ob in der Schule oder im Viertel, jeder spielt Fuß­ball. Und es hilft den Leuten, nicht ein­fach nichts zu tun oder dumme Ding“, sagt Paul Pogba. Sein Vater, der aus Guinea stammt, trai­nierte seine Kinder schon früh, drei Söhne wurden Fuß­ball­profis. Wich­tiger noch aber als ehr­gei­zige Väter, ist, dass es dort staat­lich geför­derte Sport­ver­eine mit Trai­nern gibt, die dafür aus­ge­bildet wurden. Wie etwa der Vater von Kylian Mbappé, der bei AS Bondy arbeitet, wo die Kar­riere seines Sohns begann. Der fran­zö­si­sche Fuß­ball hat also nicht nur eine aus­ge­zeich­nete Spit­zen­för­de­rung von Talenten, son­dern auch eine gute Aus­bil­dung an der Basis geschaffen. Dass die Natio­nal­mann­schaft das WM-Finale erreicht hat, ist die Beloh­nung dafür. Viel­leicht sollten alle, die in Deutsch­land für den Fuß­ball­nach­wuchs tätig sind, dem­nächst häu­figer mal über die Grenze fahren.