Für die Vermarktung seines Stadionnamens kassiert der SV Werder Bremen 30 Millionen Euro. Doch möglicherweise hat der Verein durch den Deal mit einer Immobilienfirma mehr verkauft als nur einen Namen.
So habe die Geschäftsführung die Verhandlungen mit dem jetzigen Namenssponsor aufgenommen, ohne den Fanbeirat, bestehend aus Ultras und dem Dachverband Bremer Fanclubs, darüber zu informieren – entgegen anderslautender vorheriger Beteuerungen. „Krass enttäuscht“ ist daher Matthis, ein Werder-Ultra. „Der Verein brüstet sich seit Jahren seit Jahren mit dem Dialog zwischen Verein und Fanszene. Und dann wird er in einer so wichtigen Angelegenheit übergangen.“
Doch auch, wenn der Verein sie zuvor über den Namenspartner in Kenntnis gesetzt hätte, die Ultras hätten sich mit dem neuen Sponsor wohl nicht anfreunden können. „Der Schriftzug einer Immobilienfirma auf dem prominentesten Platz der Stadt – das ist ein Politikum“, sagt Matthis. „Auch Bremen ist von steigenden Mieten betroffen. Mit diesem Sponsoring öffnet man einem Unternehmen, das für Ungleichheit und Verdrängung steht, die Tür nach Bremen.“
„Wir suchen ein Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung“
Dass Werder Bremen nicht müde wird zu betonen, das „SV“ im Vereinsnamen stehe für „soziale Verantwortung“, passt für die Bremer Ultras daher „hinten und vorne nicht“. Auch Werders Geschäftsführer Frank Baumann hatte noch vor rund einem Jahr verkündet: „Wir suchen ein Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung.“ Für Matthis ist es nicht nachvollziehbar, „nach außen hin solche Aussagen zu tätigen, sie dann in letzter Instanz aber nicht umzusetzen.“
Sportmarketing-Experte Rohlmann sieht in der Wahl des Partners ebenfalls Gefahren für Werder. „Wenn jemand die vom Verein und den Fans getragenen Werte mit Füßen tritt, indem er etwa ältere Menschen aus ihren Wohnungen klagt, um jungen, aufstrebenden Yuppies die Möglichkeit zu geben, eine tolle Penthouse-Wohnung zu beziehen, dann ist das nicht vereinbar.“
Daher sieht Rohlmann das Unternehmen nun gemeinsam mit der Vereinsführung in der Verantwortung, das Image der Immobilienfirma in der Öffentlichkeit aufzupolieren. Als Beispiel hierfür führt er ausgerechnet Werders Hauptsponsor Wiesenhof an, der aufgrund seiner Massentierhaltung bei vielen Fans ebenfalls umstritten ist. Doch nach den Protesten sei es dem Unternehmen gelungen, auf seine Tierschutz-Bemühungen hinzuweisen. Ähnlich könnte sich nun möglicherweise auch Wohninvest durch sein Engagement beim SV Werder öffentlich reinwaschen.