Gigi Buffon geht wohl zu Paris Saint-Germain, weil er endlich die Champions League gewinnen will. Ein Schritt, der betroffen macht.
Buffon stürzte nach einer Verletzung einst in eine Depression, aus der er sich durch das Betrachten der Bilder Marc Chagalls herausziehen konnte. Einmal landete er fast im Knast, weil er sich mit einem gefälschten Zeugnis für ein Jura-Studium bewarb. Er investierte in ein vor der Insolvenz stehendes italienisches Textilunternehmen und rettete mit sehr viel Geld aus eigener Tasche die Existenz hunderter Angestellter.
Lange stand er außerdem im Verdacht, ein Faschist zu sein, wovon er sich oft öffentlich distanzierte – zuletzt entschuldigte sich die jüdische Gemeinde in Italien bei ihm für die Vorwürfe. In Buffons Biographie gibt es Brüche, es gibt Höhen, es gibt Tiefen. Man sieht das seinem Gesicht an, vor allem den Augen. Er sieht aus wie ein echter Mensch. Wie ein Mensch sogar, der sich um die eigene Seele sorgen könnte.
PSG – ein seelenloses Projekt
Wieso also zum seelenlosesten Projekt im Weltfußball überhaupt wechseln (und es mangelt im Weltfußball ja nicht unbedingt an seelenlosen Projekten), in eine wahnwitzig ignorant zusammengekaufte Mannschaft, die zuletzt im Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid das Klischee der Söldnertruppe auf ein vollkommen neues Level hob? Und wenn es wirklich um den Titel in der Königsklasse geht: Wieso den Verein verlassen, der in den vergangenen drei Jahren zweimal im Finale stand und dann zu einem Klub wechseln, der in den letzten Jahren so sehr versagte wie kein anderer?
Buffon sagt: „In einer dritt- oder viertklassigen Liga würde ich mich nicht wohlfühlen.“ Warum also nach Frankreich wechseln, wo die Pariser Dominanz noch erdrückender ist als die von Juve in Italien? Auf die Fragen hat er bisher keine guten Antworten geliefert. Und höchstwahrscheinlich gibt es die auch gar nicht. Denn vor allem macht dieser Wechsel eines: keinen Sinn.
Der Weg des geringsten Widerstands?
Selbst wenn es Buffon mit Paris gelänge, die Champions League zu gewinnen, seiner eigenen Legendenbildung tut der Italiener damit keinen Gefallen. Denn der Wechsel nach Paris wirkt wie der Weg des geringsten Widerstands. Dank der us-amerikanischen NBA wissen wir, dass dieser Weg oft nicht zum Ziel führt. Im Gegenteil.
Einst wechselten die Superstars Karl Malone, Gary Payton (und später auch Steve Nash) auf ihre alten Tage zu den LA Lakers. Mit ihren „eigenen“ Teams hatten alle drei zigfach erfolglos versucht, eine Meisterschaft zu gewinnen, bei den Lakers, wo sich bereits andere Stars tummelten, war ihnen der Titel vermeintlich gewiss. Doch weder Malone, noch Payton oder Nash haben je die Meisterschaft geholt. Dafür verloren sie an Ansehen.