Heute kann man sich ein großes Fußballturnier ohne Panini-Album überhaupt nicht vorstellen. Dabei ist es ganz schön kompliziert, so ein Heft zu planen. Vor allem zum Afrika-Cup.
Das Spiel war am 30. Juli. Ricci saß daheim wie auf heißen Kohlen. Würde alles klappen? Und würden die 16 Bilder rechtzeitig in Italien eintreffen? Man kann sich seine Erleichterung vorstellen, als die Post aus Afrika endlich in seinem Briefkasten lag. „Ich feierte die Zustellung wie die Rückkehr eines lange verlorenen Sohnes“, schreibt der Italiener in seinem Buch. Man kann sich aber auch ausmalen, wie entsetzt er war, als er feststellte, dass sich in dem Umschlag nur die 16 Fotos befanden. Ohne dazugehörige Namen. Ricci erkannte natürlich Weah. Auch dessen Cousin James Debbah, der in Frankreich für Nizza spielte. Aber das waren die einzigen Spieler, die er identifizieren konnte.
Es gab nur eine Lösung. Ricci setzte sich ins Auto und eilte nach Mailand, um den einzigen Mann in ganz Italien zu treffen, der ihm sagen konnte, welches Foto zu welchem Spieler gehörte. Und tatsächlich empfing George Weah ihn nicht nur, sondern war auch äußerst freundlich, höflich und hilfsbereit. Gerade noch rechtzeitig hatte Ricci sein Album beisammen. Der Afrika-Cup konnte beginnen.
„Aber das bin ich nicht!“
Er tat dies am 13. Januar 1996. Zwei Tage später besuchte Ricci das Team von Liberia in dessen Mannschaftshotel, dem Holiday Inn in Durban. Weah saß in der Lobby, umringt vom Rest des Kaders, als Ricci ihm stolz das Panini-Album überreichte. Weah blätterte es durch, dann reichte er es weiter. Ricci wechselte gerade ein paar Worte mit dem frisch gebackenen Weltfußballer, da hörte er in seinem Rücken eine Stimme. „Aber das bin ich nicht!“ Gefolgt von einer nächsten. „Ich auch nicht!“ Während sich immer mehr Spieler beschwerten, sah Weah den Italiener böse an. „Was haben Sie denn da gemacht?“, fragte er.
In diesem Moment muss Ricci schlagartig klar geworden sein, dass der große Weah, der Liberia im Alter von 20 Jahren verlassen hatte, seine Mitspieler im Nationalteam auch nicht wirklich gut kannte. Um Ricci zu helfen, hatte er in so manchem Fall einfach geraten. Und nicht immer richtig gelegen.
Weahs Geständnis
Während ihn mehr als ein Dutzend Spieler aus Liberia böse anblickten, ging Ricci in die Offensive. „Aber von wem stammen denn die Informationen?“, rief er. Einen Moment herrschte Stille. Dann sagte Weah: „Von mir.“ Da brachen alle in Gelächter aus. Als Ricci das Hotel verließ, erklärte Weah seinen Kollegen gerade, dass die Fotos etwas unscharf wären und die Lichtverhältnisse zu wünschen übrig ließen, als er sie begutachtet hatte.
Am nächsten Tag gewann Liberia 2:1 gegen Gabun. Das 1:0 erzielte Kelvin Sebwe. Sein Aufkleber war nicht im Panini-Album, weil er beim Spiel in Dakar gefehlt hatte, als die Fotos gemacht wurden. Das 2:0 schoss Mass Sarr. Im Album war das richtige Foto. Aber sein Name war falsch geschrieben.
So sah das fertige Album aus.