Der ehemalige Weltfußballer George Weah ist seit 2018 Präsident Liberias. Nebenher kickt er für die Weah All Stars. Kleine Zusatzregel: Niemand darf ihn angreifen.
Also schnell zurück zum Fußball. Denn im ersten Jahr seiner Präsidentschaft feierte Weah auf dem Fußballplatz ein Comeback. Für die Nationalmannschaft von Liberia lief er im September 2018 in einem offiziellen Testspiel gegen Nigeria auf. Mit 51 Jahren und 346 Tagen war er der älteste Spieler, der je in einem Länderspiel eingesetzt wurde. Nach der Partie erklärte der Verband, dass man das Trikot mit Weahs Nummer 14 offiziell nicht mehr vergeben werde. „Ich habe diese Nummer nicht gewählt, die Nummer hat mich gewählt“, sagte der Stürmer danach. Die Menschen weinten und jubelten und trugen ihn aus dem Stadion.
Vielleicht erklärt sein bisheriges Schaffen und die heldenhafte Verehrung in Liberia auch eine Geschichte, die sich kürzlich in Monrovia zugetragen hat.
Ein Reporter der BBC besuchte ein Fußballspiel zweier Amateurmannschaften. „Einer der besten Spieler war ein mittelalter Mann mit schwarzer Hose und der Nummer 14 auf dem Trikot“, schreibt er. Als er an den Ball kommt, schreit ein Kommentator über die Boxen: „Seine Exzellenz am Ball. Er zieht zum Tor… Oh, was für ein Pass!“
„Kein Körperkontakt mit dem Präsidenten!“
Ja, er war es höchstpersönlich: King George. Als Spieler bei den Weah All Stars. Mittlerweile 52 Jahre alt, natürlich immer noch ein Sturmtank, ein paar Kilo schwerer noch als vor 20 Jahren. Ein Spieler, den es heute eigentlich nicht mehr gibt. Bloß durch die feindlichen Linien musste er nicht mehr durchbrechen, denn wirklich niemand, so schreibt der Reporter, attackierte ihn. Auf die Frage, ob das damit zusammenhänge, dass er der Präsident des Landes sei, antwortete Weah: „Nein, sie haben einfach Angst mich zu decken, weil ich der beste Dribbler bin. Es könnte sein, dass sie sich beim Tackling verletzen.“
Der Trainer der Weah All Stars, Christopher Wreh, ein ehemaliger Arsenal-Spieler, erklärte allerdings: „Wir raten den gegnerischen Spielern, dass sie ihn nicht angreifen dürfen. Vermeide Kontakt! Kein Körperkontakt mit dem Präsidenten!“
Bekommt auch das Fußballdenkmal einen Riss? Zumindest stimmt diese Geschichte traurig, denn man mag sich nicht so recht vorstellen, dass Weah Freude an einem körperlosen Spiel hat. Dieser wuchtige Stürmer, dem man am liebsten dabei zusah, wenn zwei, drei hilflose Verteidiger versuchten, ihn aufzuhalten. Der, da war man sicher, auch durch Steinmauern gerannt wäre, hätte sie jemand vor den Strafraum gestellt. Vermeide Kontakt?
Immerhin eine gute Sache hat diese Extra-Regel: Weah ist mal wieder der Toptorschütze seines Teams, das angeblich noch nie ein Spiel verloren hat. Das Märchen geht weiter. Wir gratulieren.