So manchem Amateur-Schiedsrichter wird mangelndes Fußballverständnis vorgeworfen. Bei René Vollath, Torwart beim Karlsruher SC, ist dieser Vorwurf nicht angebracht. Wir sprachen mit ihm über sein neues Hobby.
Gibt es einen Schiedsrichter, dem Sie nacheifern?
Früher habe ich mit Begeisterung Pierluigi Collina zugeschaut, der mit nur einem Blick die Spieler zum Schweigen brachte. Der hat einfach eine Autorität und Souveränität ausgestrahlt, ohne dabei überzogen zu wirken. Für mich ist allerdings jeder Kollege, der regelmäßig Bundesliga pfeift und es gepackt hat, sich da oben auf lange Zeit zu etablieren, eine Art Vorbild.
Beeinflusst Ihr neues Hobby Ihre Emotionalität als Fußballprofi?
Wir hatten beim Auswärtsspiel in Heidenheim eine interessante Situation auf der Bank: Es gab einige kritische Situationen in dem Spiel, und ich habe die Jungs ein wenig beruhigt. Dass ich da eine Art Vorbildrolle einnehme und versuche zu schlichten, war bisher noch nie der Fall. Daher hat mich die Schiedsrichterausbildung etwas ruhiger gemacht, weil ich nun auch die andere Seite kenne.
Wie stehen die Mannschaftskollegen zu Ihrem neuen Engagement?
Jeder, dem ich das erzählt habe, hat erst mal gelacht und gedacht, ich mache einen Witz. Keiner wollte mir glauben, dass ich die Sache ernst meine und auch durchziehen will. Die Jungs finden die Geschichte lustig, aber auch total interessant. Die fragen mich: „Wie ist es, in der Kreisliga zu pfeifen? Macht das Spaß? Bist du dir da nicht zu schade für?“ Ich sage denen ganz ehrlich, dass es mir große Freude bereitet. Jetzt überlegen einige schon, beim nächsten Spiel mal zuzuschauen.
Macht Ihr Ansatz Schule und sehen wir bald noch mehr Profis als Schiedsrichter über die dörflichen Kartoffelacker laufen?
Ich glaube, es würde dem Schiedsrichterwesen gut tun, Profis oder ehemalige Profis als Schiedsrichter zu rekrutieren. Auch wenn es jede Saison nur zwei oder drei Leute wären, hätte man schon sehr gut vorqualifiziertes Personal angeworben. Viele Amateurvereine tun sich bekanntlich schwer, ausreichend Schiedsrichter zu stellen. Wenn der DFB diesen Weg gehen würde, wäre das ein weiterer Lösungsansatz.
Wie bekommen Sie Ihr Dasein als Fußballprofi und Amateurschiedsrichter unter einen Hut?
Ich bin in erster Linie Profi und pfeife nur dann, wenn kein Spiel für den KSC ansteht. Maximal drei Tage vor einem Spiel ist da meine Richtlinie. Zudem ist dieses neue Hobby für mich als Torwart eine gute Konditionseinheit, also nicht nur Spaß, sondern auch sukzessives Training, daher lässt sich das gut vereinbaren.