Ausgerechnet der künftige Bundesligist aus Leipzig entscheidet heute über das Schicksal des traditionsreichen MSV Duisburg. Kevin Wolze hat keine Angst und glaubt an seine Zebras.
Kevin Wolze, der MSV steht erstmals seit dem ersten Spieltag nicht auf einem direkten Abstiegsplatz. Warum wird das auch nach dem Spiel gegen Leipzig so sein?
Weil wir das Spiel gewinnen werden und danach entweder auf dem 16. oder auf dem 15. Platz stehen. Es kommt ja auch darauf an, wie es auf den anderen Plätzen läuft. Wir wollen es auf jeden Fall mehr als die anderen und kennen die Situation, weil wir seit dem ersten Spieltag gegen den Abstieg kämpfen. Paderborn hat sich nach dem Bundesligaabstieg andere Ziele gesteckt und der FSV Frankfurt war gefühlt schon gerettet. Das ist unser Vorteil und deswegen kommen wir mindestens in die Relegation.
In den ersten 25 Spielen gab es ganze zwei Siege. Erst am 26. Spieltag konnte der MSV seinen dritten Sieg holen. Warum lief es lange Zeit so schlecht?
Der Saison-Start war nicht gut und dann sind wir in einen Strudel geraten, aus dem wir uns nicht befreien konnten. Ich will jetzt gar nicht zurückblicken, der Anfang der Saison zählt nicht mehr. Wir haben jetzt noch ein Spiel, haben uns in den vergangenen Spielen wieder ran gekämpft und stehen verdient auf dem Relegationsplatz. Den wollen wir auf gar keinen Fall wieder hergeben.
Ihr Trainer Ilia Gruev scheint einen großen Anteil an dem Aufschwung zu haben. Nach Niederlagen betonte er immer wieder, dass man ruhig bleiben müsse, er an die Mannschaft glaube und sie die nötigen Punkte noch holen werde. Hat sich die Geduld – auch von Seiten des Vereins – gelohnt?
Es war natürlich immer schwierig, gerade nach Niederlagen, ruhig zu bleiben und nach außen zu kommunizieren, dass noch alles möglich ist. Wir haben es trotzdem geschafft, die Stimmung in der Mannschaft hochzuhalten. Das war ein Schlüssel des Erfolgs. Daran hat Ilia Gruev natürlich auch einen großen Anteil, da er uns immer positiv gestimmt hat – egal in welcher Phase der Saison.
Der MSV galt für viele Experten bereits als sicherer Absteiger. Wie ist die Mannschaft in dieser Phase miteinander umgegangen?
Es war für jeden von uns sehr schwierig. Besonders nach der Heimpleite gegen den FC Heidenheim wurden wir auf eine harte Probe gestellt. Die Fans waren sauer. Das kann ich verstehen, da auch sie unter unserem Misserfolg leiden mussten. Wir haben als Mannschaft gesagt, dass wir zusammenhalten müssen und dass es nichts bringt, wenn wir uns gegenseitig zerpflücken.
Sie konnten den Bock nun doch noch umstoßen. Von den letzten acht Spielen konnte der MSV vier gewinnen. Was ist in den letzten Wochen anders als zuvor?
Wir haben vorher nicht schlecht gespielt und hatten in vielen Spielen einfach viel Pech. Das zieht dann natürlich auch die Moral nach unten und macht die Sache nicht einfacher. Trotzdem hatten wir unsere Köpfe immer oben. Ich glaube, der positive Trend begann in Frankfurt, wo wir in den letzten Minuten ein 1:3 noch in ein 3:3 umwandeln konnten. Von da an ging es nur positiv weiter. Wir haben oft gezeigt, dass wir charakterstark sind, haben Rückstände aufgeholt und klar ist, dass du im Fußball auch das Glück brauchst. Das haben wir in den vergangenen Wochen mehr gehabt als zu Beginn der Saison.
Vergangenes Wochenende holte der MSV mal wieder einen Rückstand auf und konnte sich nach einem 0:2 mit einem Punkt in Sandhausen belohnen. Ihr Trainer sagte nach dem Spiel, dass das Sandhausen-Spiel die Saison des MSV widerspiegele. Was meinte er damit?
Dass keiner an uns geglaubt hat und dass wir mal wieder abgeschrieben waren. Ich glaube, im Spiel gegen Sandhausen hat keiner mehr darauf gewettet, dass wir dort nach dem 0:2 noch etwas holen würden. Wir sind aber wieder einmal zurückgekommen und haben gezeigt, dass wir nicht aufgeben. Das zieht sich durch die ganze Saison.
Allein in Sandhausen waren knapp 5.000 MSV-Fans anwesend. Auf die können Sie sich verlassen, oder?
Absolut. Ich bin jetzt seit knapp fünf Jahren im Verein und habe schon einiges durchgemacht. Ich weiß, wie die Fans ticken und was sie fühlen. Egal ob Lizenzentzug oder Aufstieg in die zweite Liga – die Fans stehen immer hinter uns. Die Mannschaft weiß, dass sie sich auf sie verlassen kann. Wenn wir sie brauchen, sind sie für uns da. Ich glaube, dass das ein Riesenvorteil.
Wie würden Sie die momentane Phase in Ihrer Zeit beim MSV einordnen?
Ich kann das gar nicht beschreiben. Es ist überragend, dass wir noch mal zurückgekommen sind. Mit der Mannschaft macht es richtig Bock und wir wollen das Ganze bis zum Ende durchziehen, dafür müssen wir am Sonntag gewinnen. Der Lizenzentzug vor drei Jahren war extrem bitter, der Aufstieg vergangenes Jahr extrem schön und diese Saison war zu Beginn sehr schwierig und wird jetzt immer schöner, weil wir uns nicht aufgegeben haben.
Hoffen Sie insgeheim darauf, dass die Leipziger in Feierlaune sind und nicht so viel Wert auf den Ausgang des Spiels legen?
Leipzig wird nicht hierhin kommen und einfach nur ein bisschen Fußball spielen. Wenn Fußballer auf dem Platz stehen, wollen sie gewinnen. Von daher gehe ich stark davon aus, dass die Leipziger hier alles rausholen werden. Es wird schwierig, aber wir haben im Hinspiel schon gezeigt, dass wir mit den Leipzigern mithalten können. Wir sind gut gerüstet und haben keine Angst vor ihnen, nur weil sie aufgestiegen sind.
Hätten Sie denn noch die Power für eine Relegation gegen die Würzburger Kickers?
Für zwei Spiele geht das immer. Vergangenes Jahr hatten wir in der Dritten Liga 38 Spiele, von daher würden uns zwei extra Spiele nichts ausmachen. Wir haben die ganze Saison schon gezeigt, dass wir nach hinten raus immer noch nachlegen können und uns nie aufgeben. Die Mannschaft ist bereit und wird alles geben.
Sie glauben fest an den Klassenerhalt?
Absolut!