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Seite 2: Warum Berlin? - „Wir wollten eh umziehen.“

Meissner hat sich in Schale geworfen für die Pres­se­kon­fe­renz: Sein schwarzes Sakko fällt über die breiten Schul­tern, im Nacken klumpt die Pomade in den Haar­spitzen. Der Sport­di­rektor hat ambi­tio­nierte Ziele mit dem Verein, der nach eigener Aus­sage ein biss­chen Dolce Vita“ in den Ber­liner Ama­teur­sport bringen soll. In acht bis zehn Jahren wolle man im Ide­al­fall“ in der Dritten Liga spielen, sagt Meissner. Aber das wollen andere auch.“ Mit Häßler hätte man aber nun jemanden gefunden, der von der Fuß­ball­phi­lo­so­phie her die selbe Sprache spricht.“

Häßler selbst hört sich das alles an, nicht gespannt, eher des­in­ter­es­siert. Warum er mit seiner Vita zu einem Acht­li­gisten gehe, wird er gefragt. Meine Frau und ich wollten eh umziehen – Mün­chen oder Berlin. Schön, wenn man da das Pri­vate mit dem Beruf­li­chen ver­ein­baren kann.“ Er schaut auf. Ich kann mich bei dem Verein nur bedanken, denn andere Mög­lich­keiten habe ich nicht gehabt.“

Das Publikum schaut etwas betreten hoch, zu Häßler auf dem Podium. Da sitzt er, der Welt- und Euro­pa­meister, und spricht von seinem ein­zigen Angebot. Von einem Ber­liner Acht­li­gisten. Über Paul Steiner, mit dem er 1990 in Ita­lien den WM-Pokal in den römi­schen Nacht­himmel reckte, sei der Kon­takt zu Club Italia zu Stande gekommen. Beim 25-Jahr-Treffen der Welt­meis­ter­mann­schaft habe Häßler von seiner Job­suche erzählt, wenig später ver­mit­telte Stei­ners Sohn die Gespräche mit dem Bezirks­li­gisten. Häßler habe nicht lange über­legt: Ich hatte ja nichts zu tun. Was soll ich zu Hause die Wände anstarren?“.

Vor dem Trai­neramt steigt Icke in die Tanz­schuhe

Da ist er also ange­kommen, am unteren Ende der Kar­rie­re­leiter. Nach einer Welt­kar­riere als Spieler bei Juve und der Roma ver­suchte sich Icke lange in Hilfs­tä­tig­keiten bei Ver­einen und Ver­bänden: der 1. FC Köln stellte ihn unter Chris­toph Daum als Technik-Trainer ein, in Nigeria gab er ein kurzes Gast­spiel als Assis­tent von Natio­nal­trainer Berti Vogts. Zuletzt arbei­tete er für ein Jahr beim ira­ni­schen Erst­li­gisten Padideh Maschad – eine span­nende Zeit mit vielen nega­tiven Sachen“, er warte weiter auf aus­ste­hende Gehalts­zah­lungen.

Ein finan­zi­elles Risiko geht Häßler beim Club Italia offenbar nicht ein: sein Salär über­nehmen meh­rere Spon­soren des Ver­eins. Und sollte es doch nicht mit der Trai­ner­kar­riere klappen, arbeitet der kleine Frei­stoß­künstler aus der Haupt­stadt bereits an seinem zweiten Stand­bein – im März tanzt er unter den kri­ti­schen Augen von Fach­leuten wie Jorge Gon­zalez bei einem Kölner Pri­vat­sender durch das Abend­pro­gramm, gegen Michael Wendler und Sandy Meyer-Wölden.

Gut, das war es dann wohl“, sagt Pres­se­spre­cher Kuhn und beendet schließ­lich die Ver­an­stal­tung. Häßler nickt kurz, steht auf, tritt von der Bühne. Aus dem Hin­ter­grund hallt ein ein­zelnes Klat­schen durch die Halle – Italia-Vize­prä­si­dent Lau­rence Hein bekundet seinem neuen Star­trainer strah­lend seine Dank­bar­keit. Immerhin einer, der an diesem Vor­mittag lächelt. Haus­meister Krebs stemmt die Arme in die Hüften – er muss jetzt wieder auf­räumen. Er kennt das ja schon, von Jürgen Drews und Nino de Angelo.