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Seite 2: „Diego war eine Liga für sich“

Luis Islas hat nur Gutes über seinen Boss zu sagen: Diego ist eine her­aus­ra­gende Per­sön­lich­keit. Als Spieler war er der Größte – el numero uno. Als Team­kol­lege war er ein­wand­frei und als Mensch ist er ein wahrer Freund.“ Islas hatte noch nie von Fud­schaira gehört, bis Diego dort im Mai als neuer Chef­trainer des Klubs vor­ge­stellt wurde. Die Ernen­nung kam für die meisten Leute über­ra­schend, denn es war inzwi­schen schon fünf Jahre her, dass Mara­dona nach einer chao­ti­schen und ent­täu­schenden Saison als Coach von al-Wasl aus Dubai ent­lassen worden war. Und wäh­rend die Jahre ins Land gingen, die Mara­dona als Sport­bot­schafter für das Emirat Dubai ver­brachte, gewöhnten sich die Leute all­mäh­lich an den Gedanken, dass Mara­donas Kar­riere als Fuß­ball­trainer womög­lich end­gültig vorbei war.

Eine Trai­ner­kar­riere, der zwar nicht der Erfolg beschieden war wie der als Spieler, aber man kann nicht sagen, dass sie lang­weilig war. Nach zwei kurzen und wenig erfolg­rei­chen Sta­tionen Mitte der Neun­ziger bei argen­ti­ni­schen Klubs, wurde Mara­dona 2008 Chef­trainer der Natio­nal­mann­schaft, die damals eine Krise durch­machte. In seinem ersten Jahr setzte er 70 Spieler ein, und Argen­ti­nien verlor 1:6 gegen Boli­vien, schaffte es aber mit Ach und Krach noch zur WM 2010. Mara­dona wid­mete die Qua­li­fi­ka­tion dem argen­ti­ni­schen Volk und wet­terte gegen die Medien, die ihn seiner Ansicht nach wie Dreck behan­delt hatten. Beim Tur­nier in Süd­afrika zeigten die Argen­ti­nier in der Grup­pen­phase anspre­chende Leis­tungen, wurden im Vier­tel­fi­nale gegen Deutsch­land aber regel­recht vor­ge­führt. 

Bei Diego weiß man nie so genau“

Sieben Jahre später ist er nun bei einer mit­tel­mä­ßigen Mann­schaft in den Emi­raten, aber Islas beschwört voller Inbrunst noch einmal den großen Spieler. Ich glaube nicht, dass es noch mal einen wie Diego geben wird. Er gewann die Spiele für uns, wie das Vier­tel­fi­nale gegen Eng­land 1986, als er plötz­lich etwas Magi­sches tat. Auch heute gibt es gute Spieler, aber Diego war anders; er ist in einer Liga für sich.“ 

Das gilt auch für seine Öffent­lich­keits­ar­beit, die darin besteht, dass er eigent­lich nicht mehr mit Jour­na­listen spricht, wenn er nicht muss. Oder besteht abends nach dem Trai­ning viel­leicht die Gele­gen­heit dazu? Mal sehen. Bei Diego weiß man nie so genau“, sagt Islas. Unbe­re­chen­bar­keit und Drama haben schließ­lich Diego Mara­donas ganzes Leben geprägt. Er erbte ein Herz­leiden von seinem Vater, konnte aber bereits in den Acht­zi­gern das Koksen nicht lassen. Nach seiner aktiven Lauf­bahn hätte die Droge ihn fast umge­bracht, 2000 brach Mara­dona im Urlaub in Punta del Este in Uru­guay wegen einer Über­dosis zusammen. 

Eigene Talk­show

Auf Kuba machte er einen Entzug als Gast von Fidel Castro, der wie Che Gue­vara seit jeher zu Mara­donas per­sön­li­chen Helden zählt. Ein wich­tiger Teil seiner Iden­tität besteht aus seiner Her­kunft aus armen Ver­hält­nissen und seinem Wider­stand gegen die Elite. Ich bin die Stimme derer, die keine Stimme haben“, sagte er, was aber keiner klaren Ideo­logie ent­sprach, denn Poli­tiker unter­schied­li­cher Cou­leur haben Mara­dona für ihre Zwecke ein­ge­spannt. 2005 etwa stand er bei anti-US-ame­ri­ka­ni­schen Pro­testen in Mar del Plata an der Seite des vene­zo­la­ni­schen Prä­si­denten Hugo Chavez. Damals befand sich Mara­dona mitten in einem seiner zahl­rei­chen Come­backs, zu dem auch eine eigene Talk­show gehörte, die er im argen­ti­ni­schen TV mode­rierte: La Noche del Diez“, die Nacht der Zehn“.

Eine beein­dru­ckende Schar an Pro­mi­nenten gab sich bei der Sen­dung ein Stell­dichein, der unum­strit­tene Star der Show war aber der Gast­geber, selbst wenn Pelé oder Fidel Castro sich die Ehre gaben. Diego sang, tanzte, scherzte, jon­glierte, plau­derte über sich und sein Leben und umarmte seine Gäste. Einmal wäre ich fast gestorben“, erzählte er Pelé, als der Bra­si­lianer zu Gast war. Nur die Liebe meiner Töchter ret­tete mir das Leben.“