Mario Götze wird offenbar für längere Zeit keinen Fußball spielen können. Sind wir mitverantwortlich?
Dass bei ihm irgendwann immer seltener über Sportliches, sondern auch abendfüllend über sein Privatleben oder gar sein Gewicht diskutiert wurde, war erniedrigend. Dass ein Focus-Autor einen enttäuschten Brief an ihn veröffentlichte, war unerträglich. Und dass Lothar Matthäus – der ja selbst nicht müde wird, über die Ungerechtigkeit seiner Wahrnehmung hierzulande zu klagen – ihm medienwirksam zum Karriereschritt nach China riet, war kein Scherz des Postillon. Sondern eine Schlagzeile, zu der sich Menschen ernsthaft äußern sollten. Es ist absurd.
Und während sich eine Fußballnation über Mario Götze das Maul zerriss, warfen sich wenigstens die BVB-Bosse Watzke und Zorc bei jeder Gelegenheit schützend vor Götze. Das ist ihnen hoch anzurechnen.
Ist das noch Medizin?
Nun wurde öffentlich, dass Götze unter einer Stoffwechselkrankheit leidet, die ihn für unbestimmte Zeit außer Gefecht setzt. Die Meldung war keine zwei Stunden alt, da hatte so manches Boulevardblatt schon einen Sportmediziner gefunden, der sich zur Ferndiagnose hinreißen ließ. Das ist nicht nur im weiten Feld der Stoffwechselerkrankungen haarsträubend. Es ist der vorläufige Tiefpunkt.
Vielleicht sollten wir alle einfach ein paar Dinge akzeptieren: Mario Götze kann ein überragender Fußballer sein. Aber er darf auch ein ganz normaler Mensch sein. Mit Stärken, Schwächen und Geheimnissen.
Mario Götze ist 24 Jahre alt. Er ist krank. Details kennen nur wenige. Wie schwer die Krankheit ist, wissen wohl nur sein Arzt und er.
Er muss mal Luft holen. Ganz tief. Man sollte ihn einfach in Ruhe lassen.