Vor einem Jahr wurden Christian Fuchs und Leicester City englischer Meister. Kurz nachdem wir uns anlässlich des bevorstehenden Jahrestags mit ihm trafen, wurde Meistertrainer Claudio Ranieri entlassen. Was ist da los?
Im Restaurant?
Ranieri bekam die Einladung und ist direkt zum angegebenen Ort gefahren. Dann rief er beim Klub an und sagte: „Hier ist ja kein Mensch.“ Die Antwort: „Gaffer, die Party findet erst morgen statt.“ Als ich das gehört habe, musste ich ihm danken. In meiner Rede sagte ich: „Trainer, es bedeutet mir viel, dass Sie zu meinem Geburtstag gekommen sind – und das zwei Mal.“
Wir haben häufiger Sprüche ausgetauscht. Immer wenn ich zum Training kam, fragte er mich mit einer aufgesetzten Verwunderung: „Oh, bist du heute da oder wieder dein Bruder?“ Das war ein Running Gag ohne große Hintergedanken zwischen uns beiden.
Dem Stürmer Jamie Vardy gab er einen Spitznamen, weil dieser immer so viel in der Kabine redete: Er nannte ihn „Radio wanker“.
Und als Jamie seinen Torrekord gebrochen hatte, schenkte der Trainer ihm ein Trikot mit der Nummer 9 auf dem Rücken. Darüber stand: „Wanker“. Aber verstehen Sie das nicht falsch, es lief immer mit einem Augenzwinkern ab und nie respektlos. In einer Videobesprechung hat Ranieri mal Riyad Mahrez ins Visier genommen und gefragt, warum er beim Jubel mit den Knien auf so einem trockenen Rasen rutsche. Riyad sagte, er habe das nur einmal gemacht. Ranieri zeigte direkt eine Reihe von Videos, in denen Riyad auf den Knien rutschte – auf den trockensten Plätzen dieser Welt. Die Mannschaft johlte.
Wann merkten Sie, dass Leicester nicht gegen den Abstieg spielt?
Schon nach den ersten Trainingseinheiten habe ich gesehen, wie gut die Mannschaft besetzt war. Der Rest kam durch den Zusammenhalt und Spaß innerhalb des Teams. Sie müssen sich den Jubel anschauen, als Jamie Vardy gegen Man United traf. Es war sein elftes Tor im elften Spiel nacheinander, damit brach er den Rekord. Das komplette Team stand an der Eckfahne, weil wir es ihm so gegönnt haben.
Wie verlief für Sie persönlich die Umstellung auf die Premier League?
Mein erstes Spiel habe ich erst am achten Spieltag gemacht. Ich musste meine Spielweise umstellen, weil es hier physischer zugeht. Erst nach einer gewissen Zeit hatte ich den Bogen raus. Es fiel auch deswegen einfacher, weil das System auf uns Spieler gut zugeschnitten war. Wir hatten mit Jamie einen schnellen Mann vorne, dem wir die Bälle blind in die freien Räume spielen konnten. Auf Ballbesitz haben wir keinen großen Wert gelegt, sondern auf schnelles Umschalten.
Sie hatten im Team keine Eingewöhnungsprobleme? Ach, gar nicht. Anfangs haben sich die Jungs natürlich über meinen Nachnamen lustig gemacht. Wenn ich ins Teamhotel eincheckte, stand da nicht „Fuchs„, sondern das „h“ war durch ein „k“ ersetzt worden. Sie wissen, was ich meine. Irgendwann habe ich das Wortspiel für mich genutzt.
Sie nannten Ihre Homepage NoFuchsGiven.com und betrieben unter diesem Motto skurrile Wettkämpfe.
Mit Jamie spielte ich „Egg Roulette“, bei dem wir uns rohe oder gekochte Eier an den Kopf hauten. Robert Huth und ich schossen uns gegenseitig auf den Allerwertesten. Das war auch ein Zeichen unserer Mannschaft: Alle – auch der Trainer – hatten die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können.