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Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

Der Kicker“ nennt Zahlen, die bemer­kens­wert sind. Nicht, weil sie so hoch sind, son­dern so niedrig. Es geht um die TV-Rechte für die ab 20. Juli in Neu­see­land und Aus­tra­lien statt­fin­dende Fuß­ball-WM der Frauen, genauer: um die Summen, die die Fifa von den inter­es­sierten Sen­dern haben möchte, und welche diese zu zahlen bereit sind. Nach Kicker“-Recherchen liegt das aktu­elle Angebot von ARD und ZDF bei fünf Mil­lionen Euro für die TV-Lizenzen. Die Fifa for­dert zehn Mil­lionen.

Dar­über ist ein veri­ta­bler Streit ent­brannt. Fifa-Chef Gianni Infan­tino spricht von einer mora­li­schen und recht­li­chen Ver­pflich­tung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu ver­kaufen“. Er droht mit einem Blackout“ auf dem Bild­schirm, nicht nur auf den öffent­li­chen-recht­li­chen Sen­dern in Deutsch­land, son­dern auch in Ita­lien oder Eng­land. Das Angebot aus Eng­land soll bei acht Mil­lionen Euro liegen, aus Ita­lien kommt die Offerte von einer Mil­lion Euro.

Ein bemer­kens­wertes Gefälle

Ver­treter von ARD und ZDF äußern sich auf Tages­spiegel-Anfrage nicht. Damit bleibt es vor­erst bei der Aus­sage von ARD-Sport­ko­or­di­nator Axel Bal­kausky, der von einem markt­ge­rechten Angebot“ sei­tens der ARD spricht.

Setzt man die in Rede ste­henden Summen für die Frauen-WM in Rela­tion zu den Preisen für Männer-Tur­niere, dann tritt ein bemer­kens­wertes Gefälle zutage. Für die Über­tra­gung der WM 2022 haben ARD und ZDF satte 214 Mil­lionen Euro aus­ge­geben, bei der WM 2018 waren es sogar 218 Mil­lionen Euro. Zahlen sie tat­säch­lich fünf Mil­lionen für den Frauen-Wett­be­werb im Juli, dann wären das drei Pro­zent des Preises für das Männer-Tur­nier.

Da stellt sich schon die Frage, ob den Öffent­lich-Recht­li­chen der Män­ner­sport lieber und teurer ist als der Frau­en­sport. Schon bei den Summen für den Län­der­spiel-Fuß­ball außer­halb der großen Wett­be­werbe greifen ARD, ZDF und der Pri­vat­sender RTL tief in die Taschen. Für 90 Spiele der Natio­nalelf bis 2028 – exklu­sive EM und WM – haben die drei Sender 400 Mil­lionen Euro bezahlt, das sind rund 4,44 Mil­lionen Euro pro Partie, ob Test­spiel, Nations League oder Qua­li­fi­ka­tion. Wenn zwei Begeg­nungen der Männer an die neun Mil­lionen Euro kosten, wäre das die Summe, mit der ARD und ZDF die Über­tra­gungs­rechte für ein ganzes WM-Tur­nier der Frauen bekommen könnten.

Zweimal Tat­orte“ und einmal Herz­kino“

Dem Vor­wurf, die Öffent­lich-Recht­li­chen würden mit einem viel zu nied­rigen Angebot agieren, steht auf der anderen Seite die Mei­nung gegen­über, die Fifa und ihr Boss Infan­tino seien geld­gierig. Tat­säch­lich hat der Welt­fuß­ball­ver­band die Rechte der Frauen-WM erst­mals aus dem Paket her­aus­ge­nommen, mit dem die Tur­niere bis­lang gemeinsam ver­marktet wurden. Die Fifa wollte damit die gewach­sene Bedeu­tung des Frau­en­fuß­balls unter­strei­chen und zugleich die Erlöse stei­gern. Außerdem hat die Fifa das Preis­geld für das Tur­nier in Aus­tra­lien und Neu­see­land gegen­über Frank­reich 2019 ver­drei­facht, es liegt jetzt bei 100 Mil­lionen Euro. Auch die wollen ein­ge­nommen sein.

Es wird inter­es­sant sein, zu sehen, wie lange beide Seiten das Schwarze-Peter-Spiel treiben wollen. Wenn die vom Kicker“ kol­por­tierten Zahlen stimmen, wollen ARD und ZDF für eine vier­wö­chige Frauen-WM so viel Geld aus­geben, wie sie für zwei Tat­orte“ und zwei Herzkino“-Filme auf­wenden.