Mit der Initiative „Peter Neururer zum KSC“ fordern Josip Matosin und drei Freunde zusammen einen Umbruch beim KSC. Der soll vor allem in der Vereinspolitik erfolgen.
Josip Matosin, hat sich Peter Neururer mittlerweile gemeldet?
Leider noch nicht. Aber wir haben beim Heimspiel gegen Kaiserslautern ein Banner mit der Aufschrift „Peter Neururer zum KSC! Jetzt!“ hochgehalten und er war als Experte vor Ort. Das muss er ja gesehen haben. Deswegen überlegen wir gerade, ob wir ihn nicht mal aktiv ansprechen sollen.
Warum gerade Neururer für den KSC?
Peter Neururer ist immer jemand gewesen, der seine eigene Meinung hat und die auch verteidigt, bis er sich durchgesetzt hat. Neururer ist einfach jemand vom alten Schlag. Jemand, der die Mannschaft über alles stellt und die Mannschaft als das Wichtigste im Verein ansieht. Und das ist sie auch, schließlich spiegelt sie den Klub nach außen wider. Deswegen war für uns klar: Wenn jemand den KSC hätte retten können, dann wäre es Peter Neururer gewesen.
Nun steht mit Marc-Patrick Meister schon der nächste Trainer fest. Warum führen sie ihre Initiative dennoch fort?
Peter Neururer ist für uns nun zu einer Symbolik für den Umbruch geworden, den wir beim KSC erreichen wollen. Quasi der satirische Deckmantel.
Das klingt nach Geheimverschwörung.
(lacht) Nein, so extrem ist es nicht. Aber wir als Fans sind einfach unzufrieden damit, wie es seit der verlorenen Relegation gegen Hamburg 2015 beim KSC gelaufen ist. Viele KSC-Fans glauben immer noch, dass wir ein Verein sind, der in die erste Liga gehört, am besten noch auf einen einstelligen Tabellenplatz. Das ist natürlich eine Traumvorstellung, ein Überbleibsel aus unserer erfolgreichen Zeit in den 90ern. Aber dennoch ist der KSC einfach ein Klub, der mindestens 2. Bundesliga spielen muss.
Was ist Ihrer Ansicht nach der Grund dafür, dass es ab kommender Saison nicht mehr so ist?
Es wurde einfach an allen Ecken und Enden gespart – grundsätzlich natürlich eine richtige Überlegung. Schließlich liegt es ja auch im Interesse der Fans, dass der Vereins schwarze Zahlen schreibt. Aber dass ein für den KSC perfekter Trainer wie Markus Kauczinski den Verein verlässt, weil er unzufrieden mit der Finanzpolitik ist – das geht so einfach nicht. Zudem wurden Spieler abgegeben, die ambitioniert waren. Ein Beispiel: Dima Nazarov und Pascal Köpke schießen für Erzgebirge Aue zusammen 19 Tore in dieser Saison und wir dümpeln mit 21 geschossenen Toren in der gesamten Saison auf dem letzten Platz herum. Die Spieler, die geholt wurden, brachten uns nicht weiter.
Ihre Kritik gilt also hauptsächlich der Vereinsführung?
Uns geht es in erster Linie um die Person Ingo Wellenreuther. In unserem persönlichen Denken als Fans – denn das darf man nicht vergessen: Wir sind Fans, vielleicht sehen wir auch einfach manche Dinge falsch – ist er nicht der richtige Mann, um den KSC zu leiten. Wir haben das Gefühl, er beweihräuchert sich nur ständig selbst. Ihm ist nicht der Verein wichtig, sondern sein eigenes Standing. Jede Argumentation beginnt er damit, dass er dem KSC ein neues Stadion bringt.
Womit er natürlich nicht Unrecht hat. Der Bau des neuen Stadions ist auch sein Verdienst.
Natürlich hat Herr Wellenreuther daran maßgeblichen Anteil. Und es steht auch außer Frage, dass wir ein neues Stadion brauchen. Auch wenn wir den Wildpark gern haben, das ist keine Spielstätte für professionellen Fußball. Das wird einem besonders bei Auswärtsfahrten bewusst. Da sieht man, wie weit andere Klubs sind. Und beim KSC wartet man 20 Minuten auf seine Bratwurst. Jedoch der Finanzierungsplan für das neue Stadion ist irrwitzig: Der schreibt vor, dass der KSC in den kommenden zehn Jahren nur ein Jahr lang dritte Liga spielen darf – sonst bricht die Rechnung zusammen. Zudem wird mit zwei Jahren in der Bundesliga und sieben Jahren 2. Bundesliga* geplant. Was hier läuft, ist realitätsfern.
Gibt es noch etwas, dass sie an Wellenreuther stört?
Es wurde in den vergangenen Jahren einfach schlecht gearbeitet: Falsche Trainerentscheidungen wurden getroffen, die Kaderplanung war grausig. Eine Mannschaft wurde aufgestellt, die nicht ausreichend Qualität für die 2. Bundesliga hat. Wir haben das Gefühl, dass viel von Wellenreuther ausging und ihm niemand Paroli geboten hat. Deswegen fordern wir eben einen meinungsstarken Trainer – wie Neururer. Meister hat alle vier Spiele im Amt verloren. Es kann also nur eine Frage der Zeit sein, bis er wieder vom Hof gejagt wird.
Glauben Sie denn, Neururer hätte Lust, in der dritten Liga anzuheuern?
Ich glaube, dass Peter Neururer jemand ist, den man mit vielem locken kann, wenn das Umfeld passt.
Sie wollen ihn zum Beispiel mit einem eigenen Barista locken. Das klingt auch nach verschwenderischer Finanzpolitik?
Ja, da müssen wir natürlich Prioritäten bei den Ausgaben setzen (lacht). Aber lieber guten Kaffee für Peter, als noch einen Transfer, der uns nicht weiterhilft.
*In einer ursprünglichen Version des Artikels hieß es an dieser Stelle, es würde mit sieben Jahren Bundesliga geplant. Matosin bezog sich auf eine dpa-Meldung, in der ein Zahlendreher enthalten war. Dieser wurde mittlerweile korrigiert.