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Es muss im Winter 2001/02 gewesen sein, als David Beckham Woche für Woche groß auf­spielte – und zwar an einem Ort, an dem man es nicht erwartet hätte: in der Karl-Eilers-Straße in Bie­le­feld. Der Wett­be­werb, in dem Beckham glänzte, war eben­falls etwas seltsam, eine Art Euro­pa­liga mit Klubs wie Real Madrid, Inter Mai­land, Borussia Dort­mund, Olym­pique Lyon oder eben Man­chester United mit David Beckham. Dabei konnte Beckham mit seinen prä­zisen Flanken und Eck­bällen, seiner größten Stärke neben den gemein­ge­fähr­li­chen direkten Frei­stößen, gar nicht zum Zuge kommen, weil es dem begna­deten Rechtsfuß“ (Zitat Kicker“) an Mit­spie­lern fehlte. Der Wett­be­werb, wir müssen es an dieser Stelle auf­lösen, fand näm­lich im Tipp-Kick“ statt.

Der Mann für die beson­deren Momente

In einem langen und dunklen Winter hatten mein Mit­be­wohner und ich – beide immerhin gestan­dene Mitt­drei­ßiger – diese merk­wür­dige Liga gegründet. Bis zu dreimal in der Woche (Nein, wir waren keine Nerds!) wurde sei­ner­zeit im Sta­dion an der Karl-Eilers-Straße – sprich: auf unserem Wohn­zim­mer­tisch – lei­den­schaft­lich um Euro­pa­li­ga­punkte gekämpft. Am hef­tigsten brannte die Luft, wenn Man­chester United betei­ligt war, aber das lag nicht an mir, wie sich über­haupt meine emo­tio­nale Ver­stri­ckung in Grenzen hielt (mein Antrag, Arminia Bie­le­feld in die Euro­pa­liga auf­zu­nehmen, war abschlägig beschieden worden). Mein Mit­be­wohner aber war ein lebens­langer, bein­harter United-Fan. Sein Lieb­lings­spieler der dama­ligen Gene­ra­tion war Paul Scholes, doch immer, wenn es hart auf hart ging, kam David Beckham zum Zuge, in Gestalt dieses spe­zi­ellen Tipp­kick-Männ­chens mit dem langen Schna­belfuß. Und Beckham lie­ferte. Er war der Mann für die beson­deren Momente, für außer­ge­wöhn­liche fuß­bal­le­ri­sche Lösungen in kri­ti­schen Situa­tionen.

Der wirk­liche David Beckham war zu diesem Zeit­punkt über solche Zuschrei­bungen längst hinaus. Er war bereits mehr als ein Fuß­baller, und in seinem Lebens­lauf ver­wischten zuneh­mend die Kon­turen. War seine größte Leis­tung tat­säch­lich der Gewinn des Tri­ples aus Pre­mier-League-Titel, FA Cup und Cham­pions League mit Man­chester United? Oder doch eher die Hoch­zeit mit der Pop­sän­gerin Vic­toria Adams alias Posh Spice“, die ihn zu einer der begehr­testen Cele­bri­ties der Welt machte, in einer Zeit, als dieser Begriff gerade erfunden worden war?

Das alles hatte keiner ahnen können, als David Robert Joseph Beckham am 2. Mai 1975 als Sohn der Fri­seurin Sandra und des Küchen­in­stal­la­teurs Ted Beckham in einem Lon­doner Vorort geboren wurde. Damit aus einem Cockney-Boy unter vielen der spä­tere Welt­star Becks“ wurde, musste schon ein Haufen unwahr­schein­li­cher Zufälle zusam­men­kommen. Nicht zuletzt weil seine Eltern fana­ti­sche United-Anhänger waren, lan­dete der talen­tierte Beckham jr. in Man­chester und nicht bei einem der Lon­doner Klubs. Dort traf er mit Alex Fer­guson auf einen Mann, der nicht nur sein Trainer, son­dern auch sein väter­li­cher Mentor wurde. Dem strengen Herrn Fer­guson stand mit Beckham, Paul Scholes, Ryan Giggs, Nicky Butt und den Brü­dern Neville ein Haufen talen­tierter Jugend­spieler zur Ver­fü­gung, wie man sie selten findet. David Beckham war viel­leicht nicht der Beste, aber gewiss der Spek­ta­ku­lärste unter ihnen. Die Mann­schaft hatte Erfolg und wurde in der aber­wit­zigen Nach­spiel­zeit eines Cham­pions-League-End­spiels zur Legende. Und schließ­lich wählte ihn die ehr­gei­zige Vic­toria Adams, spä­tere Beckham, als kon­ge­nialen Partner, um ihren Status als A‑Prominente zu fes­tigen.

500.000 Pfund teure Zere­monie

Zu jener Zeit, als David Beckham bei uns im Wohn­zimmer zau­berte, war die glo­bale Becks-Mania bereits in vollem Gange, doch das Schlimmste stand noch bevor. Beckham hatte 1999 mit United das Triple gewonnen und im selben Sommer in einer 500.000 Pfund teuren Zere­monie gehei­ratet. Beides hatte ihn beim gemeinen eng­li­schen Fuß­ball­volk, das ihm wegen seines von Diego Simeone pro­vo­zierten Platz­ver­weises beim WM-Ach­tel­fi­nale 1998 gegen Argen­ti­nien ohnehin zürnte, nicht be-liebter gemacht. Solange Beckham im eigenen Haus Rücken­de­ckung erhielt, konnte ihm das egal sein, doch in den frühen Jahren des neuen Mil­le­niums brö­ckelte auch die Bezie­hung zu seinem Über­vater Alex Fer­guson. Der knur­rige Trainer war halt in erster Linie an Fuß­ball inter­es­siert, das Spice Girl an Beck­hams Seite betrach­tete er mit Arg­wohn.