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Als Heri­bert Bruch­hagen, lang­jäh­riger Vor­stands­vor­sit­zender von Ein­tracht Frank­furt, einmal sagte, die Liga­plat­zie­rungen seien aus finan­zi­ellen Gründen auf Sicht in Stein gemei­ßelt, ver­an­schau­lichte das eine gewisse Ambi­ti­ons­lo­sig­keit, die diesen Verein umgab. Ein­tracht Frank­furt war Ende der Neun­ziger- und Anfang der 2000er-Jahre im Fahr­stuhl zwi­schen erster und zweiter Liga gefangen. Irgend­wann dann zurrte sich der Klub in der unteren Tabel­len­hälfte der 1. Bun­des­liga fest. Jahr um Jahr hieß das Ziel: Klas­sen­er­halt. Alles, was dar­über kommen sollte, war Bonus.

Dass die Ein­tracht sich unter Niko Kovac auf einmal in der oberen Tabel­len­hälfte fest­setzen, den DFB-Pokal gewinnen, unter Adi Hütter das Europa-League-Halb­fi­nale errei­chen und schließ­lich um ein Haar in der Cham­pions League landen konnte, war nichts weniger als ein gelebter Traum. Doch was bei gelebten Träumen unbe­dingt zu ver­meiden sein sollte, ist, sie zum Maß­stab zu machen. In Dort­mund erkrankt der Verein seit der letzten Meis­ter­schaft daran, dass sich die Erwar­tungen ver­schoben haben. Auch in Glad­bach wird lange schon zu viel von der Cham­pions League gespro­chen.

So hat auch die Ein­tracht in ihrer zehnten Bun­des­liga-Saison am Stück einen neuen Anspruch an sich selbst gefunden. Im ver­gan­genen Jahr schon freute man sich weniger über die beste Saison der jün­geren Ver­eins­ge­schichte, son­dern war eher von der ver­passten Cham­pions-League-Teil­nahme ent­täuscht. Viel­leicht haben wir auch ein­fach über unseren Ver­hält­nissen gespielt“, hatte Ex-Trainer Hütter nach dem ver­patzten Sai­son­end­spurt gesagt. Mit Blick auf die der­zei­tige Situa­tion klingt der Satz noch lebens­klüger. Wahr­schein­lich haben sie in Frank­furt nicht bloß über ihren Ver­hält­nissen gespielt, son­dern auch gedacht.

Plan­loses Gebolze

Daher bitte einmal zum Rea­lity Check antreten: Zu Hause gegen Hertha BSC zu ver­lieren, ist ein Grad­messer für die Ein­tracht. Einer, der den Blick auf den wahren Dunst­kreis frei­legt. Die Saison wird nicht auf Augen­höhe mit Teams wie Lever­kusen und Mön­chen­glad­bach aus­ge­tragen, auf der es um die inter­na­tio­nalen Plätze geht. Viel­mehr wird es gegen Teams wie Augs­burg und Bie­le­feld darum gehen, wer sich am ehesten vom Boden­satz aus Fürth absetzt.

Es ist scheiß­egal in wel­chem System wir spielen, wenn wir unsere Auf­gaben nicht machen“, sagte Glasner nach dem Spiel am Samstag. Auch, dass die Jungs natür­lich alles pro­biert hätten, sagte er. Und natür­lich sagt er das. Er for­mu­liert diese Parolen schon seit dem Sommer. Dabei kann man der Mann­schaft den Willen wirk­lich nicht abspre­chen. Kein Team der Liga läuft mehr als die Ein­tracht (944 km). Kein Team setzt zu mehr Sprints an (1956). Nur der VfB Stutt­gart gewinnt mehr Zwei­kämpfe als die Ein­tracht (850). Inten­sität und Kampf sind ein Mar­ken­zei­chen ihres Spiels. Doch all diese Werte laufen ins Nichts, wenn sie nicht zum Erfolg führen. Mit­unter wirkt die Her­an­ge­hens­weise ziem­lich kopflos. Nur der FC Augs­burg kommt in dieser Saison bis­lang auf noch weniger Tor­schüsse als Ein­tracht Frank­furt (90).

Ohne jeg­liche Form emo­tio­naler Nähe zum Verein, lässt sich kon­sta­tieren: Was die Ein­tracht der­zeit spielt, ist ein ziem­lich plan­loses Gebolze. Und damit gegen Pal Dar­dais Hertha zu ver­lieren, die das plan­lose Gebolze eigent­lich paten­tiert hat, will schon etwas heißen.

Frühe radi­kale Umstel­lung

Begonnen hatte Ein­tracht Frank­furt die Saison im 3 – 4‑3-System, das sich unter Adi Hütter häufig bewährte. Nach zwei hef­tigen Auf­takt­nie­der­lagen mit dem 0:2 in der ersten Pokal­runde gegen Waldhof Mann­heim und einem 2:5 in Dort­mund, stellte Oliver Glasner radikal um. Die Ein­tracht spielte fortan mit Vie­rer­kette und nur noch einem Stürmer. Immerhin mau­serte sie sich so in Bun­des­liga wie Europa League zu sechs drögen Unent­schieden in Folge. Unge­schlagen, befand Glasner. Sieglos, alle anderen. Denn die Umstel­lung wirkte wie eine ideen­lose, hek­ti­sche Kurs­än­de­rung. Makoto Hasebe, der in der Drei­er­kette eine Art Libero per­formt, fiel der Umstel­lung zum Opfer. Dem besten Spieler des Teams, Flip Kostic, wurde sein Lieb­lings­system ver­wehrt. 

So dau­erte es bis Ende Sep­tember ehe Oliver Glasner in der Europa League gegen Royal Ant­werpen sein erstes Pflicht­spiel gewinnen konnte. Drei Tage später setzte die Ein­tracht mit einem über­ra­schenden Aus­wärts­sieg bei Bayern Mün­chen noch einen drauf. Dass die Siege durch einen Last-Minute-Treffer von Gon­calo Paci­encia (in Ant­werpen) und einen her­aus­ra­genden Kevin Trapp (in Mün­chen) überaus glück­lich ent­standen waren? Geschenkt.