Am Freitag kam nicht nur der Hamburger SV in der Zweiten Liga an, sondern auch ein Spieler, der die noch ganze Liga verzücken könnte. Doch wie lange bleibt Jae-Song Lee bei seinem neuen Verein?
Die Rollenverteilung am Freitagabend war eigentlich klar. Hier der Hamburger SV, Bundesliga-Dino, abgeschmiert und nun als Aufstiegsfavorit im Fußball-Unterhaus. Dort Holstein Kiel, Verlierer der Relegation und mit zahlreichen, nur schwer zu kompensierenden Abgängen nach der starken letzten Saison. Und deshalb machte der HSV im eigenen Volksparkstadion auch das Spiel, hatte Chancen, setzte Kiel im Aufbauspiel unter Druck, deren Verteidiger den Ball aus der eigenen Hälfte schlugen. Zu Jae-Song Lee. Südkoreanischer Nationalspieler, erst letzte Woche als Neuzugang vermeldet worden.
Längst entwischt
Der bekam nach etwa zehn Minuten den Ball, etwa an der Mittellinie, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Gleich, das wusste jeder, der ab und an die eher grasfressenden als champagnersaufenden Zweitligafußballer sah, würde er mit einem Tackling von hinten zwischen die Beine gestoppt werden, fallen, sich vielleicht noch vor Schmerzen winden und der Schiedsrichter würde – weil, es wäre ja nur die übliche Zweitligahärte – einfach weiterlaufen lassen. Und genau in diesem Moment war Jae-Song Lee schon verschwunden, hatte blitzartig aufgedreht, war mit ein-zwei schnellen Schritten dem heranstürmenden Verteidiger entwischt und hatte den Ball sofort weitergespielt.
Was war das?
In dem Bruchteil eines Wimpernschlags hatte Jae-Song Lee etwas getan, das nicht zu greifen war. Anfängerglück? Unvermögen des Verteidigers? Das müsste man sich nochmal ansehen.
Feine Klinge
Und Lee lieferte dazu massenhaft Gelegenheit in 81 für jeden Hamburger sehr langen Minuten. Schon in der ersten Halbzeit wirkte Lee, als hätten ihn Kiel vom Set eines asiatischen Mixed-Martial-Arts-Films geholt, wo er bis vor kurzem als Hauptdarsteller durch die Luft zu schwebte. Ständig und unerwartet tauchte er mitten im Geschehen auf, ausgestattet mit feiner Klinge, einfach nicht aufzuhalten, schon war er wieder weg.