Statt „des deutschen Clasicos“ gab es am Wochenende ein besseres Testspiel. Die Bayern tanken Selbstvertrauen vor dem Spiel gegen Real, vor allem dank ihrer Flügelstürmer und vier weiterer Gründe.
Bayern München gegen Borussia Dortmund – das war vor nicht allzu langer Zeit das Duell schlechthin in Deutschland. Diese Saison jedoch hat sich die DFL beim Austüfteln des Spielplans etwas verrechnet. Gut, dass die beiden Rivalen vor dem 28. Spieltag bereits 15 Punkte trennen, ließ sich schwer vorausahnen. Wohl aber, dass in der kommenden Woche das Champions-League-Viertelfinale ansteht. Und dieses ist für beide Trainer wichtiger als das Prestigeduell.
Dies spürte man spätestens bei der Startaufstellung: Angeschlagene Spieler wie Manuel Neuer und Thomas Müller auf der einen und Julian Weigl und Shinji Kagawa auf der anderen Seite wurden geschont. Die Intensität, die noch das Hinspiel auszeichnete, fehlte dementsprechend beim 4:1‑Sieg der Bayern. Beide Teams liefen nur um die 110 Kilometer – zwölf Kilometer weniger als die Hoffenheimer am Dienstag bei ihrem 1:0‑Erfolg über München.
Lassen sich dennoch Lehren aus dieser Partie ziehen? Oh ja – gerade mit Hinblick auf die kommenden Champions-League-Duelle. Fünf Auffälligkeiten.
1. Wer die Bayern nicht früh bremst, kann sie nicht stoppen
Hoffenheim machte am Dienstag vor, wie man die Bayern stoppen kann: Man darf ihnen nicht erlauben, aus der Abwehr das Spiel zu eröffnen. Sobald sie den Ball auf die Flügel bekommen und dort Überzahlen bilden, sind sie kaum noch zu verteidigen. Hoffenheim lief die Münchener also früh an und versuchte, die Dynamik der Partie selbst zu bestimmen.
Dortmund wählte einen etwas passiveren Ansatz. Aus einem 3 – 4‑3-System heraus wechselten sie in der Defensive flexibel zwischen einem 4−4−2 und einem 5−3−2÷5−4−1, je nachdem, wie tief Rechtsverteidiger Felix Passlack verteidigte. Zu Beginn ließ er sich in die Abwehr fallen, sodass Dortmund eher wenig Druck in der gegnerischen Hälfte ausübte.
Es kam, wie es kommen musste: Die Bayern verlagerten früh das Spiel auf die Flügel. Nach zehn Minuten führten sie bereits 2:0. Das 1:0 erzielten die Bayern nach einem Angriff über rechts, den Freistoß vor dem 2:0 holte Franck Ribery mit einem Dribbling von links in die Mitte heraus.
2. Dortmund ist anfällig beim Übergang von den Flügeln ins Zentrum
Dass die Bayern derart viel Torgefahr über die Flügel entfachen konnten, lag nicht zuletzt an der lückenhaften BVB-Defensive. Im Mittelfeld agierten mit Gonzalo Castro und Raphael Guerreiro zwei Spielertypen, die häufig die Stürmer unterstützen. Ousmane Dembele, theoretisch Außenstürmer, pendelte wiederum zwischen den Außen und offensiven Zentrum. Die Innenverteidiger rieben sich an Robert Lewandowski und dem umtriebigen Thiago auf.
So waren die Außenverteidiger oftmals auf sich alleine gestellt. Häufig gelang es Arjen Robben und Ribery, in Eins-gegen-Eins-Situationen ihre Gegner zu narren. Passlack war auf rechts mit Ribery überfordert. Linksverteidiger Marcel Schmelzer erwischte keinen guten Tag und ließ Robben wieder und wieder entwischen. Robben zog nach innen und fand häufig eine freie Schussbahn vor. Achtmal schoss Robben auf das gegnerische Tor – so oft wie alle BVB-Spieler zusammen genommen.